Handel: Weihnachten bleibt ein Umsatzgarant – aber nicht im eigenen Land

Handel: Weihnachten bleibt ein Umsatzgarant – aber nicht im eigenen Land
Österreicher wollen heuer mehr für Geschenke ausgeben, trotzdem herrscht in vielen Geschäften Tristesse

Kommenden Sonntag dürfen die Geschäfte offenhalten. Was in Tourismusregionen längst Alltag ist, gleicht in Wien einer mittleren Sensation. Selbst Demos werden kommendes Wochenende auf den Abend verschoben, um den Geschenkekauf nicht zu stören. Wobei man den Österreichern nicht nachsagen kann, dass sie nicht spendabel wären.

Laut einer Umfrage im Auftrag des Handelsverbands, wollen die Befragten heuer 463 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugegeben. Das wären um 43 Euro mehr als im Vorjahr und etwa gleich viel wie vor Ausbruch der Pandemie. Klingt nicht schlecht, aber wie valide solche Umfragen sind, bleibt abzuwarten. Fix ist allerdings schon jetzt, dass immer weniger von den Ausgaben auf den Konten heimischer Händler landet. Der steigende Online-Anteil treibt den Kaufkraftabfluss ins Ausland an. Hatten Onlinehändler vor vier Jahren noch einen Umsatzanteil von 7,9 Prozent, sind es jetzt mittlerweile geschätzte 13 Prozent. Die Wachstum lag – auch dank diverser Lockdowns – heuer bei 20 Prozent.

Laut einer Analyse von RegioData Research verbleiben von den zuletzt elf Milliarden Euro schweren Onlinehandelsumsatz nur 27 Prozent bei Unternehmen, die in Österreich einen Firmensitz haben. Die überwiegende Mehrheit des Geldes fließt also ins Ausland. Dabei stechen mit etwa 34 Prozent deutsche Onlineshops hervor, sowie mit rund 30 Prozent beim US-Versandhandelsriesen Amazon, der immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik steht (siehe auch Beitrag rechts). Dazu kommt, dass die meisten starken heimischen Onlineshops letztlich Filialen internationaler Konzerne sind (etwa der deutschen MediaMarkt-Gruppe oder der schwedischen Handelsketten Ikea oder H&M).

Laut Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, sind die Folgen des 4. Lockdowns für den Einzelhandel jedenfalls alarmierend: „57 Prozent der Händler leiden unter Existenzängsten, 32 Prozent müssen Personal reduzieren.“ Er appelliert an die Politik, die Geschäfte künftig offen zu halten und die Omikron-Quarantäne-Bestimmungen zu überdenken. Es müsse die Möglichkeit des Freitestens geben, sonst drohe dem personalintensiven Handel (rund 300.000 Angestellte) ein Personalproblem.

Eine „Nachschärfung“ brauche es bei den Coronahilfen, von denen nach vor erst ein Bruchteil angekommen sei. „Im Übrigen sind das keine Hilfen, sondern Entschädigungen“, betont Will. Aus seiner Sicht ist es unverständlich, warum der Handel in Österreich im Lockdown versinkt, während in den Nachbarländern das Geschäft ganz normal weiterläuft.

Gewinnerseite

Die Auswertungen des Wifo und des Handelsverbands zeigen übrigens auch, dass es neben den Onlinehändlern einen zweiten Gewinner der Lockdowns gab: Den Lebensmitteleinzelhandel, der seine Umsätze gegenüber dem Vorjahr um geschätzte 600 Millionen Euro ausgebaut hat. Mit dem Verkauf von Lebensmitteln, aber auch von Elektronik- und Sportartikeln sowie Spielwaren, ärgern sich betroffene Branchenvertreter.

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