In den Stadthotels und bei den Reiseveranstaltern hagelt es bereits Stornos, durch die Reisewarnung Deutschlands für Wien ist die Herbstsaison so gut wie gelaufen. „Ein schwerer Schlag. Wien ist für die Deutschen, was Venedig für uns ist – der nahe liegende Tapetenwechsel in südlicheres Gefilde“, kommentiert Wiens Tourismus-Chef Norbert Kettner die Lage. Viele Tourismus-Betriebe würden jetzt temporär oder ganz zusperren müssen. Denn der deutsche Gast ist in der Krise unverzichtbar.
Im Vorjahr entfielen 3,36 Millionen Nächtigungen auf Deutsche, das sind 19 Prozent aller Übernachtungen in der Bundeshauptstadt. (siehe Grafik). Heuer im Sommer stieg wegen des Ausfalls internationaler Gäste der Anteil sogar auf 35 Prozent. Im Juni sorgten sie immerhin für 30 Prozent der Umsätze in der Hotellerie. Neben Deutschland haben auch die Schweiz, Belgien und Dänemark Reisewarnungen für Wien. Im vorigen Winter gab es 129.000 Nächtigungen von Schweizern und 50.000 von Belgiern in Wien.
Noch fataler wäre der Wegfall der wichtigsten Gästegruppe freilich für die westlichen Bundesländer, allen voran Tirol, wo eine weitere Reisewarnung droht. Nach Tirol kamen in der vergangenen Wintersaison 11,6 Millionen Gäste aus Deutschland. Corona-bedingt gab es bereits einen Rückgang um 18 Prozent.
Die Reiseeinschränkungen nach Deutschland sowie Belgien, Dänemark und die Schweiz treffen auch die Flug-, Bahn- und Busverbindungen. Sowohl bei Geschäfts- als auch bei Privat- und Urlaubsreisen wird ein Passagierschwund befürchtet. Konkrete Prognosen wagt derzeit niemand.
Bei der Verkehrsbüro-Gruppe (Ruefa, Eurotours) verweist man darauf, dass Deutschland zu den Top-5-Reisedestinationen der Österreicher zählt. „Besonders die Nord- und Ostsee, Städtetourismus, aber auch Thermen und Themenparks sind bei den Österreichern beliebt“, so Verkehrsbüro-Sprecherin Andrea Hansal.
Trotz Ausbleiben der internationalen Gäste gibt es bisher keine weiteren Messe-Absagen in Wien. Die Ende Oktober angesetzte Wiener Immobilienmesse findet ebenso plangemäß statt wie die Gewinn-Messe. „Bei der Immobilienmesse handelt es sich um einen regionalen Event mit regionalen Ausstellern“, heißt es bei Reed Exhibitions. Die meisten internationalen Kongresse wurden ohnehin bereits vor Wochen abgesagt.
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