Und die EZB? Sie zögert weiterhin, die Zinswende einzuleiten, dabei ist die Inflation im Euroraum mit 7,5 Prozent so hoch wie seit 40 Jahren nicht mehr.
Ihr Dilemma lautet: Die Frankfurter Währungshüter müssen die hohe Teuerung in den Griff bekommen, dürfen aber die kriegsbedingt ohnehin einbrechende Konjunktur nicht endgültig abwürgen.
Der Geldpolitik-Experte am WIFO Atanas Pekanov sagte zum KURIER: „Die EZB befindet sich in einer delikaten Situation. Der Trade-Off zwischen Inflation und Konjunktur stellt sie vor eine sehr schwierige Wahl. Ziel muss ein „soft landing“ sein. Fed-Chef Jerome Powell hat genau diesen Spagat geschafft.“
Was spricht noch immer gegen eine rasche Zinsanhebung im Euroraum?
Die Gegner einer Zinsanhebung fürchten sich vor einer Stagflation. Also einer wirtschaftlichen Stagnation bei gleichzeitig hohen Preisen.
Wirtschaftspolitisch wäre so eine Situation sehr schwierig in den Griff zu bekommen. Außerdem argumentieren die Gegner einer Straffung der Geldpolitik mit der Gefahr einer neuerlichen Euro-Krise. Würden die Zinsen nämlich steigen, müssten hoch verschuldete Euro-Länder wie Italien bald sehr viel mehr Geld für ihren Schuldendienst aufbringen.
Was spricht im Gegenteil für eine Zinsanhebung?
Die EZB darf nicht länger zuwarten und muss schon im Juli die Zinsen anheben, um endlich den Kampf gegen die hohe Inflation aufzunehmen, sagen die Befürworter dieses Kurses.
Fachleute nennen das präziser: Die Inflationserwartung darf sich nicht verfestigen. Sonst droht etwa eine Lohn-Preis-Spirale und je später die EZB eingreift, desto massiver muss sie es tun. Das würde dann die Konjunktur erst recht abwürgen.
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