Was Elektropionier Tesla so erfolgreich macht

Tesla ist an der Börse schon mehr als 1000 Milliarden Dollar wert. Elon Musks Vermögen wird aktuell auf 270 Milliarden Dollar geschätzt.
Sein Konzern von Elon Musk ist der wertvollste Autokonzern der Welt und setzt in Berlin zu einem neuen Höhenflug an.

Materialengpässe, Lieferkettenchaos, weltweiter Chipmangel: Während die großen Autobauer von Daimler bis Volkswagen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, Produktionen zurückfahren oder abgespeckte Modelle anbieten müssen, fährt Elektropionier Tesla von Rekord zu Rekord. „Where did Elon Musk find the chips?“, fragt sich ein US-Branchenmagazin.

Die Antwort ist vielschichtig, erklärt jedoch viel von Teslas Erfolgsgeheimnis. Der Autobauer ist stark „vertikal integriert“, produziert also sehr viele Teile selbst und hat auch bei den Software-Lösungen für seine Fahrzeuge einen hohen Eigenanteil von geschätzten 60 Prozent (VW: zehn Prozent).

Bei den Chips setzt Exzentriker Musk nicht auf die günstigen Wald- und Wiesen-Halbleiter, die sonst in der Autoindustrie zum Einsatz kommen und nun Mangelware sind, sondern auf alternative, teurere Produkte. Außerdem strich Musk die Chip-Bestellungen zu Beginn der Pandemie aus Angst vor dem Wirtschaftseinbruch eben nicht zusammen wie andere, traditionelle Autobauer.

Enormes Potenzial

Die Folge: Die asiatischen Chiphersteller schauten sich rasch nach neuen Abnehmern bei den Computer- und Handy-Herstellern um. Apple kauft heute mehr Chips ein als die gesamte Autoindustrie. Diese schaut jetzt durch die Finger, weil ihre Verhandlungsmacht stark gesunken ist.

Nicht so bei Tesla, obwohl das Unternehmen noch vergleichsweise klein ist. Klar, auch Tesla hat Probleme und Verzögerungen zu verdauen. So mussten der Elektro-Lkw „Semi-Truck“ oder der neue „Roadster“ auf 2023 verschoben werden. Doch die Zulieferer wollen mit Elon Musk im Geschäft bleiben, denn das Wachstumspotenzial Teslas ist enorm. Dafür sprechen die jüngsten Zahlen.

Was Elektropionier Tesla so erfolgreich macht

Während die großen US-Hersteller wie GM oder Ford heuer um rund ein Drittel weniger Autos verkauften und in Deutschland mit minus 18 Prozent oder 2,9 Millionen Fahrzeugen gerade einmal das Produktionsniveau von 1995 erreicht wurde, hat Tesla drei Quartale in Folge so viele Autos verkauft und Gewinn erzielt wie nie zuvor.

Das spiegelt sich im Börsenwert wider. 100 Milliarden Dollar waren es zu Beginn des Jahres 2020, am vergangenen Montag knackte Tesla die Marke von 1000 Milliarden Dollar (860 Mrd. Euro). Zum Vergleich: VW, Daimler, Porsche und BMW kommen zusammen auf nicht ganz 300 Milliarden Euro.

Auch Batterien will Musk selbst produzieren. Bei den geplanten Giga-Fabriken in Berlin-Grüneheide und Texas baut Musk auch riesige Batteriefabriken, um unabhängig von Zulieferern zu sein. Nach vielen Einsprüchen, unter anderem wegen der Sorgen um das Grundwasser, soll für Berlin noch heuer der Startschuss fallen.

Der nächste Meilenstein: Derzeit kommt Tesla auf eine Kapazität von knapp einer Million Fahrzeuge, 2022 soll der Absatz bei 1,3 Millionen Stück liegen. Berlin soll weitere 500.000 Autos pro Jahr liefern. Spätestens dann sind Aufträge wie jener des Autoverleihers Hertz, der jüngst 100.000 Teslas orderte und damit den Höhenflug der Aktie weiter befeuerte, kein Kapazitätsproblem.

Voraussetzung ist, dass Musk in Berlin noch zwei Probleme löst: Nach dem monatelangen Gezerre mit Umweltschützern endlich alle behördliche Genehmigungen zu bekommen und trotz des enormen Fachkräftemangels genügend geeignete Mitarbeiter zu finden. Der Unternehmer sucht für seine Superfabrik im deutschen Osten 12.000 Mitarbeiter. Auch deswegen hat ihm die Politik den roten Teppich in Form üppiger Förderungen ausgerollt.

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