Was Elektropionier Tesla so erfolgreich macht
Materialengpässe, Lieferkettenchaos, weltweiter Chipmangel: Während die großen Autobauer von Daimler bis Volkswagen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken, Produktionen zurückfahren oder abgespeckte Modelle anbieten müssen, fährt Elektropionier Tesla von Rekord zu Rekord. „Where did Elon Musk find the chips?“, fragt sich ein US-Branchenmagazin.
Die Antwort ist vielschichtig, erklärt jedoch viel von Teslas Erfolgsgeheimnis. Der Autobauer ist stark „vertikal integriert“, produziert also sehr viele Teile selbst und hat auch bei den Software-Lösungen für seine Fahrzeuge einen hohen Eigenanteil von geschätzten 60 Prozent (VW: zehn Prozent).
Bei den Chips setzt Exzentriker Musk nicht auf die günstigen Wald- und Wiesen-Halbleiter, die sonst in der Autoindustrie zum Einsatz kommen und nun Mangelware sind, sondern auf alternative, teurere Produkte. Außerdem strich Musk die Chip-Bestellungen zu Beginn der Pandemie aus Angst vor dem Wirtschaftseinbruch eben nicht zusammen wie andere, traditionelle Autobauer.
Enormes Potenzial
Die Folge: Die asiatischen Chiphersteller schauten sich rasch nach neuen Abnehmern bei den Computer- und Handy-Herstellern um. Apple kauft heute mehr Chips ein als die gesamte Autoindustrie. Diese schaut jetzt durch die Finger, weil ihre Verhandlungsmacht stark gesunken ist.
Nicht so bei Tesla, obwohl das Unternehmen noch vergleichsweise klein ist. Klar, auch Tesla hat Probleme und Verzögerungen zu verdauen. So mussten der Elektro-Lkw „Semi-Truck“ oder der neue „Roadster“ auf 2023 verschoben werden. Doch die Zulieferer wollen mit Elon Musk im Geschäft bleiben, denn das Wachstumspotenzial Teslas ist enorm. Dafür sprechen die jüngsten Zahlen.
Während die großen US-Hersteller wie GM oder Ford heuer um rund ein Drittel weniger Autos verkauften und in Deutschland mit minus 18 Prozent oder 2,9 Millionen Fahrzeugen gerade einmal das Produktionsniveau von 1995 erreicht wurde, hat Tesla drei Quartale in Folge so viele Autos verkauft und Gewinn erzielt wie nie zuvor.
Das spiegelt sich im Börsenwert wider. 100 Milliarden Dollar waren es zu Beginn des Jahres 2020, am vergangenen Montag knackte Tesla die Marke von 1000 Milliarden Dollar (860 Mrd. Euro). Zum Vergleich: VW, Daimler, Porsche und BMW kommen zusammen auf nicht ganz 300 Milliarden Euro.
Auch Batterien will Musk selbst produzieren. Bei den geplanten Giga-Fabriken in Berlin-Grüneheide und Texas baut Musk auch riesige Batteriefabriken, um unabhängig von Zulieferern zu sein. Nach vielen Einsprüchen, unter anderem wegen der Sorgen um das Grundwasser, soll für Berlin noch heuer der Startschuss fallen.
Der nächste Meilenstein: Derzeit kommt Tesla auf eine Kapazität von knapp einer Million Fahrzeuge, 2022 soll der Absatz bei 1,3 Millionen Stück liegen. Berlin soll weitere 500.000 Autos pro Jahr liefern. Spätestens dann sind Aufträge wie jener des Autoverleihers Hertz, der jüngst 100.000 Teslas orderte und damit den Höhenflug der Aktie weiter befeuerte, kein Kapazitätsproblem.
Voraussetzung ist, dass Musk in Berlin noch zwei Probleme löst: Nach dem monatelangen Gezerre mit Umweltschützern endlich alle behördliche Genehmigungen zu bekommen und trotz des enormen Fachkräftemangels genügend geeignete Mitarbeiter zu finden. Der Unternehmer sucht für seine Superfabrik im deutschen Osten 12.000 Mitarbeiter. Auch deswegen hat ihm die Politik den roten Teppich in Form üppiger Förderungen ausgerollt.
Elektropionier
Tesla wurde 2003 in Kalifornien gegründet, soll jetzt aber nach Texas übersiedeln. Dort entsteht auch eine neue Giga-Fabrik (wie in Berlin)
70 Tausend
Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen weltweit, seit 2008 ist Elon Musk CEO des Unternehmens
Der Firmenname
ist angelehnt an den Physiker und Elektronikingenieur Nikola Tesla (1856 - 1943)
240 Tausend
Autos konnte Tesla im 3. Quartal ausliefern (plus 73 %) und damit mehr als je zuvor. Der Umsatz stieg um 57 % auf 13,8 Milliarden Dollar, der Gewinn auf 1,6 Mrd. Dollar
Das Model 3
Standard Range Plus kostet ab 43.560 Euro und hat laut Hersteller eine Reichweite von 447 Kilometern
Elektroautos
produziert Tesla bekanntermaßen, aber auch Batteriespeicher und Fotovoltaikanlagen. Das Unternehmen notiert an der New Yorker Nasdaq und ist dort einer der Superstars
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