Was dürfen Lebensmittel kosten?

Was dürfen Lebensmittel kosten?
Preisvergleiche zeigen: Österreich ist teurer als Deutschland. Bauern kontern, dass bessere Qualität auch etwas kostet.

Warum sind Lebensmittel in Österreich teurer als in Deutschland? Immer wieder kommen Preisvergleiche der Arbeiterkammer zu diesem Ergebnis, und immer wieder kritisieren Bauern und Handel die Tests.

Den Vorwurf, dass sich die Bauern ein Körberlgeld machen, weist Bauernbund-Chef Jakob Auer im KURIER-Interview zurück: "Wie soll sich ein Bauer ein Körberlgeld machen, wenn man sich ansieht, wie viel er an einem Produkt verdient?" Auer nennt Beispiele: "35 Cent erhält der Bauer für einen Liter Milch, beim Kilo Brot 16 Cent für das Mehl, bei einer Semmel genau einen Cent."

Fakt ist: Die Preise in Österreichs Supermärkten liegen über jenen in Deutschland. Im Juni kritisierte AK-Präsident Tumpel, dass ausgewählte Markenprodukte im Schnitt in Wien um 10,6 Prozent teurer sind als in München. "Irgendwo muss irgendwer mitschneiden, sodass ungerechtfertigte Aufschläge ausgenutzt werden", meinte Tumpel.

Der Bauernbund-Präsident will diese Vergleiche so nicht hinnehmen: "Die AK vergleicht nie das Durchschnitts-Preisniveau in Ländern, sondern immer nur einzelne Städte. Selbst in meiner Heimatgemeinde gibt es in den Gasthäusern unterschiedliche Preise, mit der Begründung, das sei der Markt." Die Vergleiche seien nicht repräsentativ und einseitig: "Es gibt keine Vergleiche mit Italien, Dänemark oder der Schweiz, wo die Lebensmittelpreise ungleich höher sind als in Österreich."

Gentechnikfrei Milch

Im Vergleich mit Deutschland verweist Auer auf höhere Lohnnebenkosten in Österreich sowie unterschiedliche Mehrwertsteuer-Sätze. Liegt dieser in Österreich bei zehn Prozent, so sind es in Deutschland nur sieben, in Spanien nur vier. Zudem gebe es unterschiedliche Produktionsbedingungen: "Die größte deutsche Molkerei verarbeitet jährlich 6,7 Millionen Tonnen Milch von 11.000 Milchbauern. In Österreich liegt die gesamte Milchanlieferung bei 2,9 Millionen Tonnen von 36.000 Milchbauern." Auch betont Auer den Faktor Qualität: "In Österreich ist die gesamte Milch gentechnikfrei, in Deutschland nicht. Diese Qualität sollte uns schon etwas wert sein."

Warum dann die Kartellbehörde trotzdem wegen Preisabsprachen in der Lebensmittelbranche ermittelt? Auer kommentiert vorsichtig: "Die Kartellbehörde wird sich genau überlegt haben, was sie tut." Fakt sei, dass gestiegene Kosten nicht an die Konsumenten weitergegeben werden könnten: "Eiweißfutter oder Kunstdünger sind zuletzt kräftig teurer geworden. Der Landwirt kann aber nicht der Molkerei oder dem Handel mitteilen, dass er jetzt mehr Geld verlangt."

In Summe würden die Österreicher durchschnittlich nur 12 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel ausgeben. Damit liege Österreich unter dem EU-Durchschnitt von 13,5 Prozent. Auer: "Wir sind beim Essen im EU-Vergleich eindeutig unter den billigsten Ländern."

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