Die ohnehin schon hochpreisigen Flugtickets für Geschäftsreisende könnten bald noch teurer werden. Das hat mit dem Plan der EU-Kommission für einen Mindeststeuersatz auf umweltschädliche Kraftstoffe, also herkömmliches Kerosin, und der sehr speziellen Logik der Preisgestaltung von Airlines zu tun.
Laut dem Kommissions- Entwurf soll die Mindestbesteuerung 2023 starten und über zehn Jahre lang sukzessive steigen. Die Höhe ist im Entwurf noch nicht enthalten. Synthetische Treibstoffe (Wasserstoff) und Bio-Kraftstoffe sollen nicht besteuert werden. Derzeit liegt der Anteil nachhaltiger Jet-Treibstoffe bei nur 0,05 Prozent.
Eine Steuer von 20 Prozent würde die Gesamtkosten von Netzwerk-Airlines um rund vier Prozent erhöhen, bei Low-Cost-Airlines ist der Treibstoff-Anteil höher, rechnet Peter Malanik, Präsident des Luftfahrtverbandes, vor. Das bedeutet allerdings nicht eine generelle Ticketerhöhung in dieser Größenordnung.
Die Billig-Tickets dürften nicht teurer werden, denn diese Klientel ist preissensibel und würde dann nicht mehr oder weniger fliegen. „Tendenziell werden die Tarife für Geschäftsreisende, die fliegen müssen, teurer“, schätzt Malanik. Im Klartext: Teure Tickets werden noch teurer. Billig-Tickets, die aus den Marketing-Budgets der Airlines subventioniert werden, würden keineswegs vom Markt verschwinden.
Malanik sorgt sich vor allem um den Wettbewerb gegenüber Nicht-EU-Airlines. Diese würden randvoll betankt (Fuel Tankering) nach Wien kommen, um hier nicht für den Heimflug auftanken zu müssen. Reicht der Sprit nicht für den Retourflug, könnten Umwege außerhalb der EU geflogen werden. Was nicht im Sinne der Kommission sein könne.
Ein Airbus A 320 braucht auf einem dreistündigen Flug für zusätzliche 100 Kilo rund 15 Liter mehr Treibstoff. Jedes Kilo mehr bedeutet mehr CO2-Belastung.
Beispiel Dubai:
Noch deutlicher zeigt sich das am Beispiel eines Fluges von Dubai nach Wien und zurück, das der Luftfahrtverband errechnete.
Eine Boeing 777 braucht 32 Tonnen Treibstoff. Das entspricht einer CO2-Emission von 100.872 Tonnen. Würde der Retour-Flug getankert, erhöht sich der Treibstoff auf 39,7 Tonnen. Das bedeutet, ganze 7,7 Tonnen Kerosin werden durch den Transport des sogenannten Tankering Fuels verbraucht. Die CO2-Emissionen betragen in diesem Fall 125.266 Tonnen, sind also um mehr als ein Viertel höher.
Auch Flughafen-Vorstand Günther Ofner rechnet damit, dass nicht in Wien getankt wird. Für ihn ist der Plan der Kommission „populistisch. Eine vordergründige Bestrafung des Flugverkehrs, aber nicht zu Ende gedacht“.
Airlines sehr kritisch
Auch die AUA sieht eine solche Steuer kritisch, sie würde „zu keiner CO2-Reduktion führen, sondern lediglich zu einer Verteuerung zugunsten der Budgets der EU-Mitgliedsstaaten und zulasten der europäischen Fluggesellschaften“, moniert AUA-Vorstand Francesco Sciortino.
Den größten Hebel sieht der AUA-COO in der Weiterentwicklung alternativer Kraftstoffe, „dafür brauchen wir aber die Unterstützung der Politik und nicht zusätzliche Steine, die uns in den Weg gelegt werden“.
Marion Geoffroy, Vorständin der ungarischen Billig-Konkurrenz Wizz Air, kritisiert, der Kommissionsvorschlag sei nur darauf ausgerichtet, die angeschlagenen traditionellen Carrier zu schützen, „die aufgrund von älteren Maschinen und von Business- und First-Class einen höheren CO2-Verbrauch pro Passagierkilometer und Flug haben“. Airlines mit moderneren Flugzeugen und geringerem Verbrauch würden bestraft anstatt begünstigt.
Luftfahrt-Staatssekretär Magnus Brunner meint dazu: „Ja, zu einer EU-weiten Regelung, das haben wir im Regierungsprogramm so akkordiert“. Er begrüßt die Steuerfreiheit für alternative Treibstoffe wie Wasserstoff. Allerdings müssten Flüge von und nach EU-Drittstaaten in die Besteuerung eingebunden werden, „ansonsten sind Wettbewerbsnachteile zu befürchten“. Brunner fordert mehr Forschungsgelder für alternative Treibstoffe.
300 Millionen Euro für Österreich
Eine geleakte Studie im Auftrag der EU-Kommission zeigte 2019, dass der Flugverkehr in der EU deutlich niedriger besteuert werde als in den USA, Kanada oder großen Ländern Asiens. Eine EU-weite Einführung würde den Staaten Einnahmen von rund 27 Milliarden Euro pro Jahr bringen, auf Österreich würden 300 Millionen Euro entfallen. Die CO2-Emissionen der Luftfahrt würden um elf Prozent sinken.
"Steuer kommt eh nicht"
Flughafen-Vorstand Ofner glaubt aber ohnehin nicht an die Realisierung dieser Steuer. Es müssten alle EU-Staaten zustimmen, die Wahrscheinlichkeit aber, dass die südlichen Urlaubsländer dafür sind, dürfte äußerst gering sein.
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