Neues "Wording"
Um sich von illegalen Machenschaften abzugrenzen, haben sich WKO und Gewerkschaft in seltener Eintracht jetzt auf ein „neues Wording“ geeinigt. Gemeinsam lehnen sie die Bezeichnung „Leiharbeiter/in, Leiharbeitsfirmen oder Personalleasing“ ab, weil diese in der Branche durchgehend als abwertend empfunden werden. Arbeitsrechtsexperte Wolfgang Mazal hält den Begriff für „grundsätzlich falsch und irreführend“. Geliehen könnten rein rechtlich gesehen nur Sachgüter werden, nicht jedoch Menschen. „In der Arbeitskräfteüberlassung geht es aber um Menschen, die einen sehr wichtigen Teil des Arbeitsmarktes abdecken“, so Mazal. Er hält es daher für unerlässlich, andere Begriffe zu verwenden.
Blaschek will auf allen Dokumenten die Leiharbeit durch neutrale Begriffe wie „überlassene Arbeiter“, „Zeitarbeiter“, „Arbeitskräfteüberlasser“ oder „Personaldienstleister“ übersetzen. Besonders wichtig sei ihr das in der journalistischen Berichterstattung, betont sie.
Die Branchensprecherin verweist auf die betriebliche Gleichstellung zwischen Stammbelegschaft und Zeitarbeitskräfte, die im Arbeitskräfteüberlassungs-Gesetz verankert ist. Unterschiede gibt es trotzdem. So werden überlassene Arbeitskräfte als Sachaufwand verbucht und es gelten kürzere Kündigungsfristen. Diese steigen nach der jüngsten Sozialpartnereinigung zwar 2023 von zwei auf drei Wochen, eine Gleichstellung mit den Angestellten gibt es jedoch erst nach eineinhalb Jahren in einer Firma.
Gewerkschafter Thomas Grammelhofer (ProGe) trägt das neue Wording mit, ganz trennen will er sich vom „Leiharbeiter“ aber nicht. Die ProGe-Info-Seite leiharbeiter.at werde weiterhin so heißen. Auch die Politik und die Gerichte würden Leiharbeiter sagen, gibt Grammelhofer zu Bedenken. Und nicht alle Arbeitgeber seien schon auf das neue "Wording" eingeschworen und würden durchaus von ihren Leiharbeitern sprechen, wenn sie nicht die Kernbelegschaft meinen.
Von den 109.000 offenen Stellen beim AMS entfällt jeder dritte auf die Zeitarbeit. Nach dem Corona-Einbruch im Vorjahr gehen die Beschäftigtenzahlen wieder steil bergauf. Ende Mai beschäftigte die Branche wieder 98.000 Menschen, um fünf Prozent mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der Arbeitslosen in der Branche ging um ein Drittel auf 30.000 zurück. „Wir sind jetzt nach der Krise so etwas wie die Jongleure am Arbeitsmarkt“, meint Blaschek. Viele Arbeitnehmer hätten sich neu orientiert und würden die Branche wechseln. „Die Zeitarbeit ist eine gute Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren.“
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