Warum in den USA vielerorts Handys in den Bäumen hängen
In mehreren US-Metropolen bietet sich aktuell rund um Amazon-Lieferstationen ein bizarres Bild: Etliche Smartphones sind hier an erhöhten Orten angebracht, vor allem in Bäumen. Wie Bloomberg berichtet, werden die Handys dort von freiberuflichen Amazon-Lieferanten angebracht, die sich durch die erhöhte Position erhoffen, noch Sekundenbruchteile vor der Konkurrenz Lieferaufträge annehmen zu können.
Mithilfe einer App namens Amazon Flex ist es in den USA nämlich möglich, für das Online-Unternehmen Lieferungen mit dem Privatauto zu übernehmen - Amazon zahlt für jeden erledigten Auftrag einen (kleinen) Betrag. Es geht dabei vor allem um Fahrten in ländliche Gebiete, im Schnitt dauern sie zwischen zwei und vier Stunden.
Die App verteilt dabei Lieferaufträge immer an den Fahrer, der sich gerade am nächsten zum Auftragsort befindet. Ein paar Zentimeter, beziehungsweise ein Ast mehr oder weniger, können also dafür sorgen, dass man einen 15-Euro-Job ergattert – oder eben nicht. Die Fahrer installieren dazu eine Anwendung, die alle verfügbaren Aufträge sofort annimmt, und warten im geparkten Auto.
Knallharter Wettkampf
Die absurde Methodik hat also durchaus einen ernsten Hintergrund, verzeichnen die USA doch aktuell aufgrund der Corona-Krise eine Rekordzahl an Arbeitslosen. Alleine in der vergangenen Woche sind mehr als eine Million dazugekommen, insgesamt stehen mehr als 30 Millionen Menschen ohne Job da. Während andere Auftragsarbeiten wie Fahr- oder Essens-Lieferdienste in der Krise einen Kundenrückgang verzeichnen müssen, konnte Amazon unterdessen seinen Umsatz sogar steigern.
Wer also bisher vor allem für Uber, Lyft, oder Uber Eats gefahren ist, fährt inzwischen wahrscheinlich auch für Amazon. Das Arbeitsverhältnis mit den privaten Lieferanten ist bei Amazon Flex übrigens ähnlich prekär wie bei der Konkurrenz gestaltet. Soll heißen: Keine Versicherung, keinerlei Vorsorge, für Schäden müssen die Fahrer selber aufkommen.
Die Handy-Bäume stehen somit sinnbildlich für die Härte der Krise in den USA.
Kommentare