Warum Hunde- und Katzenfutter bis zu 70 Prozent teurer wurde
In so gut wie jedem zweiten Haushalt in Österreich lebt ein Tier. Laut Statistik halten die Österreicher gut zwei Millionen Katzen und 837.000 Hunde – und damit eine ganze Industrie am Laufen.
Allein in Österreich werden jährlich mehr als 200.000 Tonnen an Heimtierfutter produziert, der Umsatz wird von der Österreichischen Heimtierfuttermittel Vereinigung (ÖHTV) mit rund einer halben Milliarde Euro beziffert, Exporte inklusive.
Wobei sich die Frage stellt, ob in Zeiten steigender Inflation und sinkender Kaufkraft auch beim Hunde- und Katzenfutter der Sparstift angesetzt wird. Branchenkenner sagen ja. Etwa Bernd Berghofer, Geschäftsführer Austria Pet Food, ein Unternehmen das im Burgenland jährlich rund 150 Millionen Dosen Hunde- und Katzenfutter abfüllt.
„Wir sehen, dass ein Teil der Tierhalter deutlich kostenbewusster einkauft“, sagt Berghofer. Wobei das relativ ist, schließlich sind die Preise zuletzt deutlich nach oben gegangen. „Je nach Segment zwischen 20 und 60 bis 70 Prozent binnen der vergangenen zwölf Monate“, rechnet Berghofer vor.
Weniger Fleisch
Die Gründe waren mannigfaltig. „Von gestiegenen Energie- und Verpackungskosten bis hin zu geringeren Verfügbarkeiten von Fleisch, speziell bei Kaninchen, Ente oder Wild“, sagt er. Das Nachschubproblem bei Fleisch ist gekommen um zu bleiben. Der Grund: In ganz Europa sinkt die Nachfrage nach Fleisch und damit auch das Schlachtvolumen. Deutschland meldete beispielsweise diese Woche, dass 2022 um acht Prozent oder 0,6 Millionen Tonnen weniger Fleisch produziert wurde als noch ein Jahr zuvor. „Die Sicherstellung von Rohwaren ist eines der wichtigsten Themen der Branche“, sagt Berghofer.
Essen die Europäer weniger Steak, Tafelspitz und Beiried, werden weniger Rinder geschlachtet, werden weniger Innereien und sonstige Fleischteile an die Tierfuttererzeuger geliefert. Weniger Angebot, heißt höhere Preise – letztlich für jede Dose Tierfutter.
Die Branche würde sich derzeit intensiv mit Alternativen zum Fleisch beschäftigen – von Insekten bis zu pilz- oder gemüsebasierten Proteinquellen. „Das wird keine Nische bleiben“, ist Berghofer überzeugt. Was wiederum nicht bedeutet, dass Hund und Katz’ künftig vegan leben sollen. „Es wird eher in Richtung Mischungen mit Fleischalternativen gehen.“
Ernährungstrends
Ernährungstrends wie das Leben als Flexitarier sind längst auch in den Fressschüsseln angekommen. Genauso wie der Bio-Trend, der von der hohen Inflation nicht ausgebremst wird. Auch hier würde sich – wie bei dem Essen für Menschen – eine Zweiteilung der Gesellschaft zeigen. Auf der einen Seite jene, die sich etwas gönnen wollen und können. Auf der anderen jene, die jeden Cent umdrehen müssen.
Hermann Aigner, Geschäftsführer von Fressnapf Österreich, freut sich dennoch über gute Geschäfte. Im Vorjahr sei der Österreich-Umsatz um elf Prozent auf 262 Millionen Euro gesteigert. Gespart werde bei Futter nicht, eher beim Zubehör. „Man überlegt sich, ob man die sechste Leine wirklich braucht, oder schiebt den Kauf eines neuen Bettchens hinaus“, sagt der Fressnapf-Chef im Apa-Interview.
Detail am Rande: Laut Branchenumfragen ist jedes zweite Haustier in Österreich übergewichtig. Das liegt weniger an der Qualität als an der Quantität des Futters. So gaben in einer Umfrage zwei von drei europäischen Katzenhaltern zu, dass sie ihr Tier immer füttern, wenn es betteln kommt.
Wenig Fisch, mehr Huhn
Übrigens ist in Zeiten der Pandemie auch die Zahl der Aquarien-Besitzer zurückgegangen, sagt der Fressnapf-Geschäftsführer. Das habe ökonomische Gründe. Schließlich brauche ein Aquarium Lampen, Filter und Pumpen – sei also ein zusätzlicher Stromfresser in der Wohnung. Gleichzeitig steigt offensichtlich die Zahl jener, die sich Hühner im Garten halten.
Futtermarkt
Österreichs Heimtierfuttermacher setzen 500 Mio. Euro um
2 Millionen Katzen
halten die Österreicher, zwei Drittel davon sind Freigänger
837.000 Hunde
halten die Österreicher, davon sind 28 Prozent Rassetiere. 40 Prozent der Hunde sind klein (wiegen weniger als zehn Kilo)
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