Warum Fliegen im Sommer teurer wird
Die Zeiten, als sich am Flughafen Wien die Billig-Airlines untereinander und mit den etablierten Fluggesellschaften einen heftigen Preiskampf lieferten, sind vorbei.
Im Gegenteil. Michael O‘Leary, CEO der Ryanair-Gruppe, rechnet für den Sommer mit einer durchschnittlichen Verteuerung der Flüge in Europa von rund zehn Prozent. Auch bei Ryanair, Europas größtem Low-Cost-Carrier, könne es zu Anpassungen kommen.
Als Grund nannte O’Leary am Dienstag bei seinem Besuch in Wien Lieferprobleme bei den Flugzeugherstellern Airbus und Boeing, die zu Kapazitätskürzungen bei den Airlines führen könnten. Airbus sei mit etlichen A320neo-Maschinen überfällig und Boeing sei mit der 737-Max-200 in Verzug. Ryanair ist Kunde beider Hersteller und hat vor kurzem bis 2034 insgesamt 400 neue Flugzeuge bestellt. Die Lieferprobleme könnten allerdings das geplante Wachstum beeinträchtigen, räumte O’Leary ein.
Das Angebot an Flügen könne daher möglicherweise die Nachfrage nicht abdecken. „Wir sind der Vorreiter. Erhöht Ryanair die Preise um zehn Prozent, dann folgen die anderen Airlines.“ Die Mitbewerber würden ihre Preise allerdings noch schneller und stärker erhöhen.
So sei die AUA auf manchen Strecken um bis zu 500 Prozent teurer als Ryanair, schätzt Österreich-Chef und Laudamotion-Geschäftsführer Andreas Gruber. Wettbewerb gebe es nur auf Destinationen, die von der AUA nicht alleine angeflogen würden. „Niki Lauda wollte das Hochpreis-Monopol der Lufthansa brechen. Man kann sich gut vorstellen, wo die AUA-Preise wären, gäbe es Ryanair nicht in Wien“(Gruber).
Erklärtes Ziel von Konzern-Boss O’Leary ist es nach wie vor, die Lufthansa-Tochter AUA in Wien zu überholen. Die AUA habe ihre Passagierzahl von vor Corona (2019) bis Ende 2023 nur um ein Prozent auf 13,8 Millionen gesteigert, während Ryanair in Wien um 125 Prozent auf sechs Millionen Fluggäste gewachsen sei. Für heuer peilt Ryanair in Wien sieben Millionen Passagiere an und bietet für den Sommerflugplan vier neue Destinationen (Olbia, Rijeka, Split, Tirana).
Die AUA will mit Hinweis auf die Veröffentlichung ihrer Ergebnisse am 7. März weder Verkehrszahlen nennen noch die Preisentwicklung kommentieren. Betont aber, man habe die Covid-Förderungen längst zurückbezahlt und sei keine staatlich subventionierte Airline.
Bei den Marktanteilen liegt Ryanair derzeit mit 20 Prozent auf Platz zwei, die AUA hält als Home-Carrier knapp 47 Prozent. Einst waren es zwei Drittel.
Kostenführer
Bei den Kosten sieht sich Ryanair mit 31 Euro pro Passagier als „Kostenführer in Europa“. Die Lufthansa-Gruppe liege bei 167 Euro.
„Austrian Airlines ist und bleibt die Nummer eins in Österreich und ist darüber hinaus im Wachstum begriffen. 2023 und bis zum Sommer 2024 haben wir mehr als zehn neue Destinationen in unser Portfolio aufgenommen“, kontert AUA-Vorstand Michael Trestl. Boston beispielsweise sei „ein neues Highlight, das unser Langstrecken-Portfolio erweitern wird. Wir investieren in neue Destinationen, neue Technologien und wachsen sowohl auf der Kurz- als auch auf der Langstrecke.“
Vom Flughafen Wien fordert O’Leary niedrigere Gebühren – für alle Airlines. Wien rangiere in Europa unter den zehn teuersten Airports. Das fünfjährige Incentive-Programm mit einer Gebührenkürzung für Verkehrswachstum sei ausgelaufen und sollte dringend verlängert werden. Ein neues Incentive-Programm solle die Airlines zu neuen Strecken animieren. „Jede neue Strecke ist ein Risiko und eine Gebührenermäßigung könnte dies reduzieren“, argumentiert Gruber.
„Es ist aktuell nicht an die Einführung eines zusätzlichen Wachstumsincentives gedacht“, erklärt dazu Flughafen-Vorstand Julian Jäger. Die Fluglinien am Standort Wien würden stärker wachsen als an vergleichbaren Airports, das Passagieraufkommen liege wieder fast auf Vorkrisenniveau. „Das zeigt deutlich, dass wir den Airlines am Standort sehr konkurrenzfähige und wachstumsfördernde Rahmenbedingungen bieten. Wien zählt auch zu den pünktlichsten Airports Europas“(Jäger).
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