Bereits 2009 hatte der damalige EU-Industriekommissar Günter Verheugen ein universelles Ladegerät für Handys angekündigt. Führende Hersteller von Mobiltelefonen vereinbarten daraufhin, eine gemeinsame Lösung zu entwickeln.
„Aber diese Selbstverpflichtungen der Industrie haben seit zwölf Jahren nichts gebracht“, schildert Thaler, erst jetzt „werden Nägel mit Köpfen gemacht“.
Als Erfolg gilt dabei allerdings schon, dass die damalige Zahl von 30 verschiedenen Kabelarten heute auf nur noch drei zusammengeschrumpft ist.
Die Mehrheit der aktuell in der EU verkauften Mobiltelefone haben einen USB-C-Anschluss. Ältere Android-Handys verfügen meist über einen USB-Micro-B-Anschluss. Apple-iPhones und Tablets wiederum haben einen Lightning-Anschluss.
Welche Lösung zum Zug kommt, dürfte EU-Industriekommissar Thierry Breton am Donnerstag in Brüssel präsentieren. Alles aber deutet auf einen USB-C-Anschluss als universeller Standard hin.
Laut einer jüngst veröffentlichen Studie der EU-Kommission würde dies helfen, den Energieverbrauch zu senken und die Berge von Elektromüll zu verkleinern.
Das EU-Parlament hatte schon im Vorjahr mit großer Mehrheit für einheitliche Anschlüsse gestimmt. Die Mandatare verwiesen dabei auf die Vorteile für die Umwelt, aber auch die bessere Handhabbarkeit für Konsumenten.
Immerhin fast 17 Kilogramm Elektroschrott entfallen jedes Jahr auf jeden EU-Bürger. Weniger als 40 Prozent des gesamten Elektro- und Elektronikabfalls werden in der EU recycelt. Weltweit wiegt der jährliche Müllberg sogar 51 Millionen Tonnen.
„Sinnvoll wäre es auch“, sagt EU-Abgeordnete Thaler zum KURIER, „wenn die Geräte künftig ohne Ladekabel verkauft würden, um das Anwachsen des Elektromüllberges zu bremsen. Die Ladekabel könnten nach Bedarf extra gekauft werden.“
Der nun geplante Schritt dürfte iPhone-Hersteller Apple mehr treffen als seine Konkurrenten. iPhones machen in Europa rund ein Fünftel der hier verkauften Handys aus. Eine Umstellung auf USB-C-Anschlüsse würden für Apple erhebliche Kosten bedeuten. Entsprechend heftiger Widerstand kam vom US-Konzern. Man warnte: Ein einheitliches Ladegerät würde der Innovation schaden.
Ein Argument, das Barbara Thaler, selbst Unternehmerin in Tirol, so nicht gelten lassen will: „Wir reden hier vom letzten Teilstück eines Kabels. Da sollte man schon eine Norm hinkriegen, die die Innovationskraft nicht einschränkt.“
Die Kabel aber sind nicht die einzige Herausforderung, der die Kommission mit ihrem Gesetzesvorschlag beikommen will. Viele neue Mobiltelefone kommen ganz ohne Ladegeräte aus – sie lassen sich über Ladestationen mittels Induktion aufladen. Das ist bequem, vermeidet Kabelchaos – verbraucht aber deutlich mehr Strom. Zwischen 50 und 80 Prozent der Energie gehen so verloren. Welche Regelung die Kommission hier vorschlagen will, war noch nicht ersichtlich.
Bis Schluss ist mit dem Ladegeräte-Wirrwarr, kann es noch einige Zeit dauern. Vor 2023 ist mit der Umsetzung des Gesetzes, das noch von EU-Regierungen und EU-Parlament abgesegnet werden muss, nicht zu rechnen. Und dann, meint Barbara Thaler, steht noch eine weitere Aufgabe an: „Auch die Stecker für die E-Autos müssen wir noch vereinheitlichen.“
Kommentare