Weniger Wachstum für China

People walk past a Chinese decorative drum with a paper-cutting of a snake ahead of the Chinese Lunar New Year celebrations at Ditan Park (the Temple of Earth) in Beijing February 4, 2013. The Lunar New Year, or Spring Festival, begins on February 10 and marks the start of the Year of the Snake, according to the Chinese zodiac. REUTERS/Jason Lee (CHINA - Tags: SOCIETY)
Die neue Führung will den Konsum im eigenen Land stärken, um von Exporten unabhängiger zu sein.

Tagelanges Feiern ist derzeit in China angesagt. Grund ist das chinesische Neujahr, das am Sonntag begonnen hat. Es ist das Jahr der Schlange und verheißt, dass Probleme mit dem Verstand und der Logik und selten aus dem Bauch heraus gelöst werden. Diesen Zugang sollten Xi Jinping und Li Keqiang verinnerlichen, wenn sie ab März als Präsident bzw. Ministerpräsident die Geschicke des Staates lenken. Denn China steht vor einem wirtschaftlichen Umbruch.

„Es beginnt eine neue Phase mit geringerem Wachstum, bevor der private Konsum zur Hauptantriebskraft wird“, skizziert der Kreditversicherer Delcredere in einer Studie die weitere Entwicklung. Die hohen Wachstumsraten von mehr als zehn Prozent seien vorbei. Denn das bisherige Modell, das auf der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen basierte und durch Investitionen und Exporte angetrieben wurde, sei nicht mehr tragfähig.

So werden die Mindestlöhne, wie berichtet, angehoben. „Die Regierung hat jedes Interesse, den Konsum als Stütze der chinesischen Wirtschaft zu stärken, um deren Abhängigkeit vom Export zu reduzieren“, sagt Monika Rosen, Chefanalystin im Bank Austria Private Banking. Die Exporte haben seit Ausbruch der Finanzkrise gelitten und sind trotz Erholung in jüngster Zeit noch nicht auf Vorkrisenniveau. Doch mit Im- und Exporten im Wert von 2,9 Billionen Euro ist China im Vorjahr erstmals zur weltgrößten Handelsnation vor den USA aufgestiegen.

Dennoch hat die Zentralregierung die Erwartungen hinuntergeschraubt. Für die nächsten fünf Jahre gibt sie sich offiziell mit einer Wachstumsrate von sieben Prozent im Jahr zufrieden.

Immobilienblase

Doch nicht nur der Umbau des Wirtschaftssystems ist eine Herausforderung. Auch der Aufbau eines tragfähigen Sozial- und Gesundheitssystems sowie eine drohende Immobilienblase bereiten Sorgen. Mancherorts müssen für einen Quadratmeter Wohnfläche fast ein durchschnittliches Jahresgehalt eines Angestellten gezahlt werden. Doch die Luft aus der Blase zu schnell rauszulassen, wäre gefährlich. Schließlich hat der Immobiliensektor einen Anteil von 13,8 Prozent an der gesamten Wirtschaftsleistung. Dazu kommt, dass viele Banken schon jetzt eine große Zahl an Not leidenden Immobilienkrediten in ihren Büchern stehen haben. Kommen noch mehr dazu, wäre ein ähnliches Fiasko wie in Europa oder den USA denkbar.

Nicht zuletzt droht laut Rosen wegen der hohen Wohnkosten, aber auch wegen steigender Lebensmittelpreise, ein Anstieg der Inflationsrate, für die Expertin „das Hauptrisiko“ für Chinas Wirtschaft. Die Pekinger Notenbank scheint dies auch so zu sehen. Sie kündigte in der Vorwoche an, sich vor allem auf die Verringerung der Inflationsrisiken zu konzentrieren.

Trotz all der Widrigkeiten wird China, so Rosen, auch weiterhin zu den absoluten Zugpferden der Weltkonjunktur zählen. Die konjunkturelle Talsohle sei durchschritten. Wer am Aufstieg partizipieren will, dem legt sie chinesische Aktien (über Investmentfonds) ans Herz. Diese seien derzeit besonders günstig.

Nummer 1

17,8 Prozent Wachstum im Vorjahr. 2010 waren es 10,4, 2011 wurden 9,3 Prozent erzielt. China ist damit unter den 20 wichtigsten Industrienationen führend.

173 Mrd. Euro Handelsüberschuss 2012 trotz Exportrückgängen.

43 Prozent Staatsverschuldung (in Relation zur Wirtschaftsleistung).

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