VW-Patriarch Piëch im Visier der Justiz

Ferdinand Piëch - Autokönig im Visier der Ermittler
Anleger sollen in der Übernahmeschlacht von Porsche und Volkswagen getäuscht worden sein.

Porsche gegen Volkswagen, das war Brutalität. Der Plan des kleineren Sportwagenbauers, im Jahr 2008 den großen VW-Konzern zu übernehmen, scheiterte zwar. Der Versuch zog jedoch etliche Ermittlungen und Anklagen nach sich. Jetzt haben Porsche-Großaktionäre Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche weiteren Ärger am Hals: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte am Dienstag, dass sie ihre Ermittlungen auf alle Mitglieder des insgesamt zwölfköpfigen Porsche-Aufsichtsrates ausweitet. Beihilfe zur Marktmanipulation, so lautet der Verdacht – auch Richtung des gebürtigen Wieners Piëch. Die Porsche Holding habe im Übernahmekampf mit VW mehrfach falsche Angaben über ihre Absichten gemacht und Informationen verschwiegen.

Die Porsche Holding hatte sich ab 2005 in kleinen Schritten bei VW eingekauft. Noch im März 2008 wurde verneint, dass man den Wolfsburger Konzern beherrschen wolle. Im Oktober 2008 gab Porsche allerdings bekannt, sich direkt und indirekt bereits Zugriff auf fast 75 Prozent der VW-Stimmrechte gesichert zu haben.

Kurssprung

Viele Kleinanleger dürften sich damals riesig gefreut haben. Schließlich schoss der Kurs der VW-Stammaktie im Herbst 2008 innerhalb kürzester Zeit von rund 200 auf 1000 Euro hoch. Einige Großinvestoren wurden dabei allerdings auf dem falschen Fuß erwischt. Im Vertrauen darauf, dass die Porsche-Aussagen vom März stimmen, hatten sie auf fallende VW-Kurse gesetzt. Die Taktik dabei: Sie borgten sich VW-Aktien aus und verkauften sie, um sie später billiger zurückzukaufen.

Die Taktik ging nicht auf, im Gegenteil. Als der VW-Kurs abhob, mussten diese Investoren praktisch zu jedem Preis zugreifen und fuhren hohe Verluste ein. Eine Reihe von Hedgefonds haben bereits auf Schadenersatz in Höhe mehrerer Milliarden Euro geklagt.

Der verlorene Übernahmekampf hat dem 75-jährigen Piëch – er ist Enkel des legendären Käfer-Konstrukteurs Ferdinand Porsche – schon einmal ein juristisches Nachspiel eingebrockt. Im vergangenen September entschied das Oberlandesgericht Stuttgart, dass der VW-Patriarch seine Pflichten als Porsche-Aufsichtsrat verletzt habe. Unmittelbare Folgen hatte dies allerdings keine.

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