Vorsorge: Was privat Versichern bringen kann

Vorsorge: Was privat Versichern bringen kann
Regierung will mehr private Vorsorge, doch gerade bei jungen Menschen fehlt dazu oft das Geld.

Die politische Diskussion über den Umbau des staatlichen Versicherungssystems rückt die privaten Versicherungen ins Zentrum. Was das für die Bürger bedeuten wird, ist erst zu sagen, wenn feststeht, was genau die Regierung beschließt. Dennoch lohnt ein Blick auf das, was es jetzt an privaten Versicherungen gibt, was das kostet und was das bringt. Vorweg: Wer privat fürs Alter vorsorgen oder eine Krankenversicherung abschließen möchte, macht das am besten in jungen Jahren. Für Ältere ist der Einstieg sehr teuer.

Mit Abstand am weitesten verbreitet sind Lebensversicherungen, auch wenn sie bei den aktuellen Mini-Verzinsungen nur wenig Rendite bringen. Entsprechend sind die Prämieneinnahmen im Vorjahr um fünf Prozent gesunken, heuer rechnen die Versicherungen mit einem weiteren Minus. Insgesamt haben die Österreicher elf Millionen Lebens-Polizzen abgeschlossen – das heißt: Ein Teil der Bürger hat mehr als eine Lebensversicherung.

Sieht man dies als Altersvorsorge, gilt ein Grundsatz: Je früher man eine Lebensversicherung abschließt, umso besser. Denn das Produkt basiert auf einer langen Ansparphase, also am besten als Baby damit beginnen. Ein Beispiel der Wiener Städtischen Versicherung zeigt dies klar auf. Schließt etwa eine Person mit 30 Jahren (Unterschiede zwischen Männer und Frauen gibt es dabei nicht mehr) eine Lebens-Polizze ab und zahlt monatlich 100 Euro ein, bekommt sie ab 65 eine monatliche Zusatzpension von 180,76 Euro. Beginnt jemand aber erst mit 50 Jahren beträgt die Zusatzpension nur 64 Euro pro Monat.

Dass sich Lebensversicherungen wegen der niedrigen Zinsen aktuell gar nicht mehr lohnen, will Städtischen-Sprecher Christian Kreuzer nicht gelten lassen. Erstens liege die Durchschnittsrendite der Lebensversicherungsverträge der Städtischen noch immer höher als zwei Prozent und zweitens sei zu bedenken, dass die Zusatzpension bis zum Lebensende ausbezahlt werde, auch wenn das einbezahlte Kapital aufgebraucht sei.

Zurückhaltung

Anders als bei Lebensversicherungen waren die Österreicher in der Vergangenheit bei Kranken- oder gar Pflegeversicherung zurückhaltend. Wer denkt in jungen Jahren auch schon an Krankheit oder gar Pflegebedürftigkeit? Obwohl die Versicherungen heftig dafür werben, haben bisher nur 60.000 Österreicher eine private Pflegeversicherung abgeschlossen. Das Problem: Will man im Pflegefall einigermaßen finanziell abgesichert sein, muss man sich auch die Prämie leisten können – und die auch im Alter noch bezahlen können.

Die Versicherungen richten die Pflegegeldleistung nach der staatlichen Pflegestufe und sehen sie als Zusatzeinkommen zum staatlichen Geld. Bei der UNIQA etwa zahlt eine 40-jährige Person 648,56 Euro im Jahr, eine 50-jährige 940,15 Euro und eine 60-jährige 1441,31 Euro. Dafür bekommt die Versicherte zum Beispiel in der Pflegestufe vier monatlich 564 Euro ausbezahlt, in der höchsten, der siebenten Pflegestufe, 2257 Euro.

Die Versicherungen betonen allerdings, dass sie nicht daran interessiert seien, die Pflege gänzlich privat versichern zu wollen. „ Österreich hat ein gutes Sozialsystem, aber es ist nicht immer ausreichend. Privat versichern ist als Ergänzung zu sehen“, sagt Kreuzer.

Das gelte auch für die private Krankenversicherung. Sie sei ein Zusatzinstrument zur staatlichen Sozialversicherung. Auch hier gilt der Grundsatz: Wer früh damit beginnt, hat eine vergleichsweise günstige Prämie. Junge, die oft auch die niedrigere Prämie nicht leicht zahlen können, brauchen die Leistungen dieser Krankenversicherung seltener, Ältere mehr. Doch gerade Pensionisten kündigen ihre Zusatzversicherung oft, weil sie sich die Prämien nicht mehr leisten können, weiß man in der Versicherungsbranche.

Hohe Kosten

Die Verwaltungskosten der Versicherungen sind in dieser Sparte besonders hoch. Laut einer OECD-Studie liegen diese Kosten bei 31 Prozent der Prämien. Die Versicherer können dies nicht nachvollziehen, sie sprechen von einem Kostenanteil von etwa 17 Prozent. Auch wenn Krankenversicherungen hier zu Lande noch unterrepräsentiert sind, so steigen die Prämieneinnahmen mit 3,7 Prozent im Vorjahr und heuer überproportional.

Und schließlich gibt es noch die privaten Unfallversicherungen. Sie sind mit der staatlichen AUVA kaum vergleichbar, denn sie decken auch nur gewisse Unfallrisiken, meist mit einer pauschalen Rente, ab. In einer Prämie von 7,50 Euro im Monat inkludiert die Städtische zum Beispiel eine Versicherungssumme von 70.000 Euro.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hält eine private Unfallversicherung für sinnvoll, die finanziellen Folgen eines Unfalls abzufedern. Eine gute Versicherung sei bereits für einen Erwachsenen ab 200, für Familien ab 300 Euro im Jahr zu haben. Die Leistungsunterschiede können aber eklatant sein. Für den Verlust eines Beines zahlt eine Versicherung nur 90.000, eine andere 246.000 Euro.

Kommentar dazu unter https://kurier.at/wirtschaft/verunsicherung-hilft-versicherungen/400035061

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