Zum Beispiel VW-Vorstandschef Herbert Diess, Herr über 200.000 Mitarbeiter weltweit. Das Auto werde noch viel mehr als jetzt zum Softwareprodukt, "das wird unser Geschäftsmodell stark verändern", prophezeit er. Bis 2030 werde man auf deutschen Autobahnen autonom fahren können – was letztlich Unfälle vermeiden helfe. Das wiederum könnte in gar nicht so ferner Zukunft die Frage aufwerfen, ob man Menschen das selbstständige Fahren aus Sicherheitsgründen überhaupt noch erlauben sollte.
Im Prinzip klingen die Botschaften des VW-Chefs optimistisch: "China bildet zwar mehr Ingenieure aus als Europa, aber wir werden nicht an den Köpfen scheitern." Und: "Wir können den Klimawandel stoppen." Ein paar Warnungen hat er aber schon auch im Talon: Wer Technologie aus China und Korea wieder mehr zurück nach Europa bringen will, müsse damit rechnen, dass diese 30 bis 40 Prozent teurer werde. Ein großer Nachteil in Europa für Innovationen sei der (schwache) Kapitalmarkt in Europa.
VW setzt voll auf E-Mobilität, das werde beim Auto (nicht aber bei Schiffen) funktionieren. Bis 2030 sollen in Österreich und Deutschland 60 bis 80 Prozent der von VW verkauften Autos elektrisch betrieben sein. "Dafür brauchen wir mehr Strom – grünen Strom –, vielleicht auch einmal mehr Atomstrom", spricht Diess ein heikles Thema an.
Was Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) wenig später im Gespräch mit dem KURIER strikt abwehrt. In Österreich seien Atomkraftwerke "ausgeschlossen", auch wenn Brüssel neuen AKW "nicht im Weg stehen wird", wie Klimaschutzkommissar Frans Timmermanns kürzlich gemeint hat.
Österreich ist Vorreiter bei erneuerbarer Energie in Europa, 30 Prozent müsse importiert werden, so Schramböck. Woher kommt also der stark steigende Bedarf? Die Ministerin setzt auf einen weiteren Ausbau erneuerbarer Energie (was zum Beispiel noch mehr Windparks bedeutet) und auf "Energiepartnerschaften", zum Beispiel mit der Ukraine, die bereits eine Pipeline-Infrastruktur hat (in der derzeit russisches Gas fließt). Österreich kämpft außerdem in Brüssel für einen Bonus wegen seiner Atomkraftfreiheit.
Während Diess dem grünen Wasserstoff skeptisch gegenübersteht, meint Schramböck, man dürfe die Forschung daran nicht vorzeitig abdrehen, wenn Europa und Österreich bei Innovationen vorne dabei sein wollen. "Man weiß schließlich noch nicht, welche Technologie am Ende gewinnt." Wenn schon vielleicht nicht für den Transport, so werde grüner Wasserstoff auf jeden Fall für die Industrie (etwa für den jetzt kohlebefeuerten Stahl der Voest) große Bedeutung haben.
Für die von der österreichischen Regierung groß angekündigte ökosoziale Steuerreform könnte der VW-Chef theoretisch schon jetzt ein paar Tipps geben: Er will eine (sozial gerechte) CO2-Bepreisung von 100 Euro pro Tonne. Das würde jeden Österreicher circa einen Euro pro Tag kosten, rechnet er vor.
Und natürlich müsse das „Dieselprivileg“ (in Deutschland und Österreich) fallen. Weil man außerdem künftig zwei- bis dreimal so viel Strom wie jetzt brauche, sei auch der Netzausbau extrem wichtig. Genau darüber sprach am Montag auch Ministerin Elisabeth Köstinger.
Schramböck will sich noch auf keine Details der Steuerreform festlegen lassen und spricht lieber von ihrer Standortstrategie. Dabei habe unter anderem die Bekämpfung des Fachkräftemangels oberste Priorität.
Das wird in Alpbach auch vom Beratungsunternehmen Deloitte bestätigt. "Junge Arbeitnehmer werden zur extrem gefragten Ressource", sagt Chefvolkswirt Alexander Börsch. Und Ältere sollten mit flexiblen Arbeitsmodellen länger im Erwerbsleben gehalten werden. Health Tech werde ein "irrer Wachstumsmarkt". Die für Europa (und Österreich als Zuliefermarkt) wichtige Autoindustrie wiederum müsse sich einem riesigen und effizienten Transformationsprozess unterziehen. Zumindest VW ist das offensichtlich bewusst.
Kommentare