Voestalpine trotz Krieg und Krisen mit Rekorden

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Alle Konzernbereiche entwickelten sich im ersten Quartal gut – doch das könnte sich bald ändern.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, hohe Energiepreise, stockende Lieferketten – all das konnte die Voestalpine nicht davon abhalten, erneut ein Rekordergebnis zu schreiben. „Wir haben das historisch beste operative Quartalsergebnis erwirtschaftet“, sagt Voestalpine-Vorstandsvorsitzender Herbert Eibensteiner bei der Präsentation der Zahlen zum ersten Quartal des Geschäftsjahres 2022/’23.

Der Stahl- und Technologiekonzern knüpft damit an das vergangene Geschäftsjahr an, das mit dem besten Ergebnis der Konzerngeschichte geendet hatte. „Wir haben Flexibilität und Anpassungsfähigkeit gezeigt“, erklärt Eibensteiner das gute erste Quartal. Die Nachfrage sei in allen Geschäftsbereichen gut gewesen.

Gasspeicher voll

Einen Aufwärtstrend gab es im Segment Luftfahrt, das vom steigenden Passagieraufkommen im regionalen Flugverkehr profitierte. Im Bereich Öl- und Gas legte die Nachfrage aus der Industrie ebenfalls deutlich zu. Die stark gestiegenen Energiepreise schafften Anreize in Öl- und Gasprojekte zu investieren. Auch die Umwandlung der amerikanischen Schutzzölle in ein Quotensystem mit 1. Jänner 2022 wirkte sich positiv auf die europäischen Produktionsstandorte aus.

Sehr gut ist es laut Eibensteiner in den USA, in Brasilien und in China gelaufen. „Man muss das Gesamtportfolio betrachten. International haben wir noch ein gutes wirtschaftliches Umfeld vorgefunden“, so der Voest-Chef.

Hausaufgaben gemacht

In Hinblick auf die Gas-Krise glaubt das Unternehmen seine Hausaufgaben bereits gemacht zu haben. „Wir haben unsere Speicherziele erreicht und sind auf eine eventuelle Krise gut vorbereitet“, sagt Eibensteiner. Das Unternehmen komme mit seinen Reserven drei Monate lang über die Runden.

Dennoch birgt die Gas-Krise auch für die Voestalpine ein Risiko, das auch den Ausblick auf das Gesamtjahr trübt. Sollte es tatsächlich zum Erliegen der Gasversorgung kommen, würde das die Beschaffung erschweren, die Produktion bei Partnerunternehmen beeinträchtigen und damit auch die Voestalpine treffen, meint Eibensteiner.

Vorsichtiger Ausblick

Er erwartet vor allem im zweiten Halbjahr 2022/’23 eine deutliche Abkühlung der Konjunktur und eine entsprechende Auswirkung auf das Unternehmen. „Wir können nicht von einer Fortsetzung der Ergebnisentwicklung des ersten Quartals im restlichen Geschäftsjahr ausgehen.“ Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wird laut Prognose bei rund zwei Milliarden liegen, im Geschäftsjahr davor waren es 2,3 Milliarden Euro.

Die Zahlen im Detail: Der Umsatz erhöhte sich im ersten Quartal 2022/’23 zum Vergleichszeitraum des Vorjahres um 37,7 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro, der Gewinn stieg von 259 Millionen auf 615 Millionen Euro. Dass der Aktienkurs nach Bekanntgabe der Ergebnisse gesunken ist, wollte Eibensteiner nicht kommentieren. Beobachter schreiben das dem zurückhaltenden Ausblick zu.

Die Verschuldungskennzahl Gearing Ratio (Nettofinanzverschuldung im Verhältnis zum Eigenkapital) verbesserte sich im Jahresvergleich von 43,8 auf 29,8 Prozent - die Nettoverschuldung sank um 12,8 Prozent auf 2,3 Mrd. Euro, das Eigenkapital erhöhte sich um 28,5 Prozent 7,7 Mrd. Euro. Die voestalpine beschäftigte weltweit 49.900 Vollzeitkräfte (plus 2,1 Prozent).

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