Die Voestalpine kann das Erz aus der Ukraine ersetzen

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Der Krieg in der Ukraine, die Debatten um ein Gasembargo und Lieferkettenprobleme: Die Voestalpine hat ein paar Probleme am Hals.

Der Krieg in der Ukraine hält den Stahltechnologiekonzern Voestalpine auf Trab. Die für die Hochöfen benötigte Kohle aus Russland und die Erz-Pellets aus der Ukraine werden seit Kriegsbeginn ja nicht mehr geliefert.

Sie müssen ersetzt werden. Durch Lieferanten aus Europa (Schweden etwa) oder Übersee (Brasilien z.B.). Weil das andere Konzerne auch tun müssen, treibt das natürlich den Preis.

Vor dem Krieg hat die Voestalpine immerhin rund ein Drittel aller Erz-Lieferungen aus der Ukraine bezogen. „Dann und wann kommt noch ein Zug an“, sagt Vorstandschef Herbert Eibensteiner. Mehr nicht. Aber man kriege das Problem in den Griff.

voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner

Voestalpine-Chef Eibensteiner

„Ohne Gas keine Stahllieferungen."

Sollte es jedoch zu einem Ausfall der Gaslieferungen kommen, wäre dies „dramatisch" und „nicht oder schwer managebar", so Eibensteiner: „Ohne Gas keine Stahllieferungen."

Generell würden dann wesentliche industrielle Prozesse zum Stillstand kommen. Spüren würden das alle, weil Lieferketten zusammenbrechen würden und es wohl zu einer hohen Arbeitslosigkeit käme, vor allem, weil der Ausfall von Erdgas länger anhalten würde.

„Das kann man nicht von heute auf morgen dann wieder hochfahren“, so der Voestalpine-Chef. Mit der Regulierungsbehörde E-Control sei man laufend im Austausch, mit der Regierung gebe es aber nur „sporadisch" Gespräche zur Gasversorgung, so Eibensteiner im Gespräch mit Journalisten.

Die Voestalpine kann das Erz aus der Ukraine ersetzen

Das Thema Energieversorgung ist nicht das einzige Akut-Problem. Dazu kommen Lieferkettenprobleme. Einerseits durch den Krieg in der Ukraine, andererseits durch Engpässe in China und Handelsembargos.

Kapfenberg kann endlich hochfahren

Dabei läuft das Geschäft noch gut. Die Auftragsbücher sind laut Eibensteiner voll und Energiepreiserhöhungen können angesichts großer Nachfrage vorerst an die Kunden weitergegeben werden.

Auch das neue Stahlwerk im steirischen Kapfenberg kann endlich diesen Sommer in Betrieb gehen. Wegen Lieferproblemen hatte der Start verschoben werden müssen.

Trotz allem, will Eibensteiner an den langfristigen Zielen festhalten. Ab 2027 könnte das Unternehmen, das zwar als Maßstab für saubere Stahlproduktion gilt, aber dennoch 15 Prozent des österreichischen CO2-Gesamtausstoßes verantwortet, 30 Prozent seiner Emissionen abbauen.

Das würde den heimischen CO2-Ausstoß um fünf Prozent oder rund 4 Mio. Tonnen pro Jahr reduzieren. Bis 2050 gilt sogar eine CO2-neutrale Produktion der voestalpine als möglich.

Politik braucht einen Plan

Um dorthin zu kommen, brauche es aber neben Milliardeninvestitionen vor allem grüne Energie - Strom und Wasserstoff - in großen Mengen.

Und da erwartet sich Eibensteiner von der Politik deutlich schnellere und klarere Maßnahmen. "Es ist höchste Zeit, in die Gänge zu kommen. Wir brauchen ein Gesamtkonzept für die langfristige Versorgung mit Strom und Wasserstoff - und das zu wettbewerbsfähigen Preisen."

Das bedeute die Herstellung ausreichender Mengen und den Bau entsprechender Netze zur Verteilung der Energie. Auch müssten die Förderungen die Notwendigkeiten der Stahlindustrie berücksichtigen.

Konzepte beziehungsweise Beschlüsse der Regierung dafür fehlen aus Sicht Eibensteiners. Immerhin ist der Konzernchef zuversichtlich, dass 2027, also in fünf Jahren, die für den Umbau eines Teils der Voest-Produktion nötigen grünen Energiemengen zur Verfügung stehen werden.

Wasserstoff relevante Rolle

Bis 2030 wird Wasserstoff in Europas Energieversorgung eine relevante Rolle spielen, ist Eibensteiner überzeugt. Was Österreichs Strategie dazu betrifft, ist er hingegen zurückhaltend: "Ich weiß nicht genau, was da drin steht", vermerkt er.

Aber relevant sei letztlich ohnehin, was konkret getan wird: "In Wirklichkeit muss man in Umsetzungen denken", also wie tatsächlich die Energieträger zu den Betrieben kommen sollen und nicht, was theoretisch möglich wäre.

Zahlen zur Voestalpine

Beschäftigte

Die Voestalpine zählt an 500 Standorten in 50 Ländern derzeit 48.700 Beschäftigte; davon 22.000 in Österreich

Bilanz

Der Umsatz betrug im Geschäftsjahr 2022/21 rund 11,3 Mrd. Euro; das Ebitda lag bei 2,3 Milliarden.

1.370Lehrlinge sind derzeit weltweit im Konzern  in 50 Berufen  beschäftigt.  Heuer will man 500 aufnehmen.

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