voestalpine: Die chinesische Konkurrenz kommt vor die Haustür

Heiße Eisen in der Stahlindustrie: Chinesische Billig-Exporte und US-Strafzölle.
Der zweitgrößte chinesische Stahlkocher kauft ein US-Stahlwerk in der Slowakei.

Die europäische Stahlindustrie steckt in einer Doppelmühle. Erstens weht ihr seit einigen Wochen ein schärferer Wind aus den USA entgegen. US-Präsident Donald Trump hat bereits Strafzölle gegen etliche Stahlkocher – darunter auch die heimische voestalpine – verhängt. Und lässt derzeit weitere Importbeschränkungen für Stahl-Produkte aus Europa prüfen. Zweitens leidet die mit Überkapazitäten kämpfende Branche nach wie vor unter den Billig-Exporten der chinesischen Konkurrenz.

Die Voest hat die Konkurrenz aus China demnächst direkt vor der Haustür. In den nächsten Tagen wird laut Ö1-Morgenjournal der chinesische Stahlkonzern He Steel den slowakischen Stahlkocher Košice endgültig übernehmen. He Steel ist mit 33.000 Mitarbeitern der zweitgrößte Stahlproduzent Chinas. Bei diesem Deal spielen die USA mit: Eigentümer von Košice Steel ist seit 17 Jahren der amerikanische Konzern U.S. Steel. Die slowakische Tochter produziert mit rund 12.000 Mitarbeitern 4,5 Millionen Tonnen Stahl jährlich.

Europäische Kosten

Voest-Chef Wolfgang Eder, der auch Vizepräsident des Weltstahlverbandes ist, kann dem Näherrücken des chinesischen Konkurrenten auch Positives abgewinnen. Zwar würde sich dieser Strafzölle für Billigexporte nach Europa ersparen, auf der anderen Seite müsse er aber auch zu europäischen Kosten produzieren. Eder: "Mit europäischen Kosten ist es mit Sicherheit schwieriger, die europäischen Preise zu unterfahren."

Für die europäischen Mitbewerber sei zudem die Kostenstruktur transparenter. Es sei "vielleicht sogar eine Möglichkeit, genauer zu erfahren, wie chinesische Konkurrenten ihre Kosten entwickeln".

Für U.S. Steel ist der Verkauf von Košice ein zweischneidiges Schwert. Der Konzern bekommt dem Vernehmen nach zwar 1,4 Milliarden Euro und erspart sich nötige Investitionen von einer Milliarde Euro. Allerdings drückte der Gewinn der slowakischen Tochter (174 Mio. Euro) den Konzernverlust 2016 auf 440 Millionen Dollar.

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