Voest kappt das Wachstumsziel und verschärft den Sparkurs

Europäische Stahlbranche: Heißes Eisen Überkapazitäten
Überkapazitäten, Preisverfall und Konjunkturflaute setzen Stahlkocher unter Druck.

Der heimische Stahl- und Technologiekonzern voestalpine steigt drastisch auf die Wachstumsbremse: Statt auf 20 Milliarden Euro wird der Umsatz von derzeit 11,5 Milliarden Euro auf nur noch 15 Milliarden steigen.

Sparpaket

Und der Konzern verschärft den Sparkurs: Auf das laufende Kostensenkungsprogramm von 900 Millionen Euro bis 2016/17 – kündigte voestalpine-Chef Wolfgang Eder am Donnerstag an – "werden wir oben noch etwas Kleineres draufsetzen." Wie "klein" das Sparpaket ausfällt, wollte Eder nicht sagen, die Einsparungspotenziale sollen bis Anfang nächsten Jahres feststehen. Ein größerer Personalabbau sei jedoch nicht vorgesehen.

Das Kippen des Umsatzziels begründete voestalpine-Chef Wolfgang Eder am Donnerstag mit dem Verfall der Rohstoffpreise und der schwachen Konjunktur: "Die Preise für Erz und Kohle sind seit 2012 um zwei Drittel gefallen. Das ist zwar gut für unsere Kosten, aber schlecht für die Stahlpreise, weil wir die Verbilligung eins zu eins an die Kunden weitergeben mussten." Das habe drei Milliarden Euro des hochgerechneten Umsatzes 2020 gekostet. Weitere 500 Millionen Euro potenzieller Umsatz gingen durch den Verkauf von Unternehmen und die Schließung der Schienenfertigung in Duisburg verloren.

An den Ergebniszielen hält der Konzern trotz der Wachstumsbremse fest, das Betriebsergebnis (Ebit) soll bis zum Geschäftsjahr 2020/21 unverändert von derzeit 7,9 dann auf 9 Prozent des Umsatzes steigen.

Weitere Expansion

Auch die Expansion soll weiter gehen. Bis 2020 will die voestalpine den Umsatz außerhalb Europas von derzeit gut 25 auf rund 40 Prozent erhöhen. China bleibt ein Investitionsschwerpunkt, in den nächsten fünf Jahren will der Konzern die Zahl der Werke von derzeit sechs auf zehn ausbauen. Zeitlich verzögern wird sich aber das geplante Edelstahlwerk.

Nicht so optimistisch wie für die voestalpine ist Eder, der auch Präsident des Weltstahlverbandes ist, für die europäische Stahlindustrie. Diese kämpft mit massiven Überkapazitäten, der Druck auf die Branche steige durch chinesische Billig-Exporte weiter. Das weltgrößte Stahl-Land wird heuer wegen des Konjunktureinbruchs im eigenen Land 130 Millionen Tonnen exportieren. Die EU müsse daher – fordert Eder wie auch seine deutschen Branchenkollegen – "in den nächsten zwei Monaten" wie bereits die USA und andere Industriestaaten Antidumpingzölle gegen China verhängen. Langfristig reichten Antidumping-Maßnahmen nicht aus. Eder: "Die europäische Stahlindustrie muss ihre Kapazitäten reduzieren."

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