"Lohnraub": Mitarbeiter müssen auf KV-Erhöhung verzichten, Wirbel um Firma in OÖ

"Lohnraub": Mitarbeiter müssen auf KV-Erhöhung verzichten, Wirbel um Firma in OÖ
94 Prozent der Belegschaft verzichten auf 4,8 Prozent Gehaltserhöhung. Eine Beschäftigungsgarantie gibt es dafür nicht.

Der erzwungene Verzicht auf die kollektivvertragliche Lohnerhöhung beim Automobilzulieferer TCG Unitech in Oberösterreich sorgt für Wirbel. Bisher haben sich 94 Prozent der Belegschaft von TCG Unitech mit Sitz in Kirchdorf der Forderung des Unternehmens gebeugt und verzichten auf die KV-Lohn- und Gehaltserhöhung der Metallindustrie von 4,8 Prozent.

Firmenchef Thomas Schmalzer hatte zuvor Änderungskündigungen angedroht und 882 der 960 Beschäftigten beim AMS-Frühwarnsystem angemeldet.

Ausgenommen von der Forderung des Managements waren nur Lehrlinge, in Altersteilzeit befindliche Beschäftigte oder jene, die nach Kollektivvertrag bezahlt werden. Jene rund 60 Mitarbeitenden, die bisher nicht unterschrieben haben, müssen sich bis spätestens Freitag nächster Woche entscheiden. Andernfalls werde es Änderungskündigungen geben, stellte Geschäftsführer Thomas Schmalzer gegenüber der APA klar. Er sprach von einem "Schulterschluss der Mitarbeiter", die den Ernst der Lage erkannt hätten. 

Gewerkschaft: "Respektlosigkeit der Belegschaft gegenüber"

Die Produktionsgewerkschaft Pro-Ge bezeichnet das Vorgehen der Firma als "letztklassig" und sprich von einer Respektlosigkeit gegenüber der Belegschaft. "Das Vorgehen von TCG Unitech und einigen anderen Betrieben in Oberösterreich sorgt für riesigen Unmut", sagt Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der Pro-Ge. "Kein Wunder, dass die Stimmung unter den betroffenen Beschäftigten schlecht und der Ruf der Unternehmen massiv Schaden nimmt. Wer will schon unter einem Management arbeiten, das einen vor die Wahl stellt, Lohnverzicht oder Kündigung?", fragt Binder.  

Keine Beschäftigungsgarantie

Die Pro-Ge kritisiert am Beispiel TCG Unitech zudem, dass es im Gegenzug für den Lohnverzicht keine Beschäftigungsgarantie gebe. Die Geschäftsführung von TCG Unitech rede zwar vollmundig davon, eine langfristige Perspektive im Blick zu haben, um das Vorgehen zu argumentieren. Tatsache sei aber, dass Lohnverzicht noch nie einen Standort längerfristig abgesichert habe. 

"Das sind scheinheilige Argumente. Lohnraub wie bei TCG Unitech oder in anderen Betrieben löst keine Auftragsprobleme, repariert nicht Managementfehler und bringt auch keine dauerhafte Zukunftssicherung für ein Unternehmen. Wer das trotzdem behauptet, ist entweder ahnungslos oder sagt die Unwahrheit", betont Binder. Schmalzer beteuerte, mit der Maßnahme die Arbeitsplätze abzusichern. "Ich will die Leute an Bord halten" und "2025 mit dem genau gleichen Personalstand dastehen", sagte er zur APA.

Teil eines Global Players

Seit 2018 gehört  TCG Unitech zur italienischen Gnutti Carlo-Gruppe. TCG Unitech betreibt vier Werke in Kirchdorf (2), in Micheldorf (1) und in Rohr im Kremstal (1). Laut Firmencompass hat TCG im Vorjahr rund 216,5 Millionen Euro umgesetzt.

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