Vermögen vernichtet: Was das Hochwasser für Wirtschaft und Budget bedeutet
Noch ist das Ausmaß der Schäden durch das Jahrhunderthochwasser nicht vollständig erfasst. Klar ist, es geht in die zig Millionen.
Was das für die ohnehin angeschlagene Wirtschaft sowie die leeren Kassen des Staates heißt, erläuterte IHS-Chef Holger Bonin im KURIER-Gespräch anhand eines simplen Beispiels.
Ohne Hochwasser hätte mit dem dafür nötigen öffentlichen Geld zum Beispiel ein Kindergarten neu gebaut werden können. So muss mit dem gleichen Geld ein alter Kindergarten oder eine Straße saniert werden. Dasselbe in einem Unternehmen: Jetzt muss möglicherweise eine Maschine oder ein ganzer Fuhrpark zu hohen Kosten ausgetauscht oder repariert werden. Zuvor hätte das Unternehmen vielleicht in eine neue Maschine, oder in neue Fahrzeuge investieren können. "Da sehen Sie den Preis, den so etwas hat. Es wird Vermögen vernichtet und nur teilweise ersetzt", sagt Bonin.
Auf das Wirtschaftswachstum selbst habe die Hochwasser-Katastrophe wohl einen geringen Einfluss. Denn das hauptbetroffene Niederösterreich habe einen Anteil von lediglich 18 Prozent an der gesamten jährlichen Wirtschaftsleistung Österreichs. Und selbst wenn das gesamte Bundesland eine ganze Woche lahm gelegt werde, also sämtliche Produktion in Niederösterreich ausfallen würde, wäre der BIP-Effekt demnach bloß ein Zweiundfünfzigstel der Jahresleistung. Die Unwetter- und Hochwasserschäden seien also lokal "riesig", aber der Effekt auf die Gesamtwirtschaft Österreichs sei "vernachlässigbar", so Bonin.
Für den Staat, der jetzt mit Soforthilfen einspringt, bedeute dies, dass der Budgetdruck weiter steigt. Schon ohne Hochwasser sei ein Defizit jenseits der erlaubten Maastricht-Grenze von drei Prozent vom BIP erwartet worden. "Das geht jetzt in Richtung 3,5 bis 4 Prozent", so Bonin. Je nachdem, wie großzügig die Politik nun kurz vor der Nationalratswahl agiere, werde dies einen "merkbaren Effekt" auf das Budgetdefizit haben.
Naturkatastrophen seien langfristig schlecht für die Wirtschaft der betroffenen Regionen. "Es ist eine statistische Illusion, dass Desaster gut sind", sagt auch WIFO-Chef Gabriel Felbermayr. Geringfügig positive Effekte seien maximal für die Bauwirtschaft sowie das Gewerbe und Handwerk in der Phase des Wiederaufbaus zu erwarten, sind sich die Wirtschaftsforscher einig.
Staatliche Hilfen könnten jetzt auch mit Auflagen versehen werden, regt Bonin an. "Das ist die Gelegenheit für einen Modernisierungsschub. Wenn eine neue Heizung eingebaut werden muss, könnte das vielleicht gleich eine Wärmepumpe sein."
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