Verfahren: Streit zwischen Rewe und Fleischer Schirnhofer eskaliert
Nach einem Termin vorigen November im Rewe-Konzern war beim steirischen Unternehmer Karl Schirnhofer offensichtlich „Schicht im Schacht“. Ein Gespräch mit einer Einkäuferin lief aus dem Ruder, was folgte, waren diverse Eskalationsstufen, die mittlerweile medial ausgetragen werden.
Im Kern geht es um Almo, jenes Almochsen-Qualitätsprogramm, das Schirnhofer über mehr als zwei Jahrzehnte erfolgreich auf- und ausgebaut hat. Heute liefern rund 500 Bauern Rinder an das Qualitätssiegel, das unter anderem über Rewe, aber auch über die heimische Gastronomie vertrieben wird. Die Schlachtung und Zerlegung der Tiere erfolgt in den Betrieben von Schirnhofer.
Bis jetzt.
Denn wie Schirnhofer bei besagtem Termin im November erfuhr, sollte er die Tierhälften künftig an den Rewe-Verarbeitungsbetrieb in Eberstalzell liefern, der künftig die Zerlegung und Verarbeitung übernehmen wollte. Aus Sicht Schirnhofers ein No-Go, da er damit ja in seinem Betrieb Arbeit verlieren würde.
Unverständnis bei Rewe
Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher versteht die Aufregung nicht: „Schirnhofer hatte kurz zuvor als Bestbieter eine Penny-Ausschreibung gewonnen, bei dem sich auch die Rewe Fleischwaren beworben hatte.“ Das sei für Rewe kein Problem, es gäbe schließlich einen freien Markt. Warum man nicht darüber reden dürfe, ob auch Rewe Aufträge von Schirnhofer übernehmen könnte, sei für ihn nicht nachvollziehbar. „Die Fleischbelieferung, Beratung und Serviceleistungen wären ja bei Schirnhofer geblieben“, beteuert Pöttschacher. Von Erpressung könne keine Rede sein, man habe schließlich „nur im Konjunktiv gesprochen“.
Schirnhofer sieht das ganz anders. Er fühlte sich erpresst, schließlich habe die Rewe-Einkäuferin die Frage in den Raum gestellt, was es für Schirnhofer bedeuten würde, „wenn der gesamte Umsatz von Billa, Billa Plus und Penny“ für Schirnhofer wegfallen würde, schreibt Schirnhofer in einem (dem KURIER vorliegenden) Schreiben an einen hochrangigen Billa-Manager.
Nach dem Meeting sei er mit zwei „Todesvarianten“ nach Hause gefahren, so Schirnhofer schließlich am 26. Jänner auch in einem eMail an Rewe-Chef Marcel Harazti, das dem KURIER vorliegt: „Die erste: ich soll meine Almos an Rewe abgeben. Die Zweite: wenn ich das nicht tue, verliere ich sämtliche Umsätze, auch den von meinem Hauptkunden Penny.“
Die Rewe-Gruppe will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen. Den Auftrag von Penny hätte man gar nicht mehr infrage stellen können, die Ausschreibung habe Schirnhofer gerade erst als Bestbieter gewonnen. Und bei der Billa-Lieferung sei man erst mit Anfang des Jahres Schirnhofers Forderung nach einer Preiserhöhung nachgekommen.
Gekündigt
Dennoch habe Schirnhofer die Liefervereinbarung mit Billa kürzlich einseitig gekündigt. Bis vor Kurzem habe es Gespräche über den Verkauf der Almo-Lizenz an Rewe gegeben. Doch nach der Kündigung des Liefervertrags seitens Schirnhofer hat die Rewe jetzt direkte Gespräche mit Vertretern der Almo-Bauern aufgenommen und ihnen eine langfristige Partnerschaft samt Abnahmeversicherung angeboten. Die Bauern sitzen damit zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite der langjährige Partner Schirnhofer und der bestehende Lizenzvertrag, auf der anderen Seite der mächtige Rewe-Konzern. „Wir sind gesprächsbereit“, sagt Almo-Sprecher Hans Pessl. Die Verhandlungen würden im Februar weitergehen, die Nachfrage nach der Qualitätsware sei jedenfalls gegeben, ist er zuversichtlich.
Das war nicht immer so. Einst wurde die Almo-Initiative ins Leben gerufen, weil es in Österreich keine Nachfrage nach Rindern gab und diese deswegen lebend ins Ausland transportiert wurden.
Die Rewe hat währenddessen rechtliche Schritte gegen Schirnhofer eingeleitet, wegen „kredit- und rufschädigenden Verhaltens“, wie es heißt. Ausschlaggebend war ein Brief Schirnhofers an die Steirische Bergland Marktgemeinschaft, der eine eMail an die Billa-Einkäuferin beiliegt, in dem er diese beschimpft und von Erpressung spricht.
Von einer Deeskalation kann also keine Rede sein.
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