Alte Autos hängen alte Meister ab

Immer mehr Menschen kaufen sich alte Autos nicht mehr nur aus nostalgischen Gründen sondern als Geldanlage.
Die größten Preisanstiege erzielen nicht Gemälde oder Münzen, sondern Oldtimer.

Münzen, Weine, Gemälde: 2013 ließen viele Luxus-Anlageobjekte mit Versteigerungsrekorden aufhorchen. Ein Segment fährt allen anderen um die Ohren: Mit Auto-Raritäten lassen sich aberwitzige Preise erzielen.

Alte Autos hängen alte Meister ab
"Der Markt wird seit der Jahrtausendwende immer interessanter", sagt Carl-Christian Jancke von der Historic Automobile Group International (HAGI) zum KURIER. 2013 war ein absolutes Rekordjahr: Um unfassbare 46,5 Prozent sind die Preise im HAGI-Index für klassische Automobile gestiegen. Für diesen werden die Verkaufspreise für 50 historische Modelle wie Mercedes-Benz 300 SL Roadster, Ferrari 275 GTB/4, McLaren F1 oder Aston Martin DB5 Coupe beobachtet. Am häufigsten vertreten sind Sportwagen aus dem Zeitraum 1950 bis 1980. Von diesen wurden oft nur wenige Dutzend produziert. Somit ist der Gesamtmarkt mit 100.000 bis 150.000 Exemplaren konstant, die Zahl der Interessenten wird aber immer größer.

Ein weiterer Grund für den Kurssprung: Der Wert der 14 Ferrari-Modelle im Index sei exponentiell gestiegen, so Jancke. Er warnt: "Viele vergessen, dass sich der Markt auch in die andere Richtung entwickeln kann." Anfang der 1990er ist bereits einmal die Blase geplatzt. Nach dem Tod von Enzo Ferrari 1988 hatte ein Run auf Fahrzeuge eingesetzt, die zu seinen Lebzeiten gebaut worden waren. Dann kam die US-Sparkassenkrise. Die Nachfrage blieb aus; die Preise für manche Ferrari-Modelle brachen um 50 bis 70 Prozent ein.

Dem Gesamtmarkt mit "Garagen-Gold" hat das nicht geschadet: Die langfristigen Renditen seit 1980 liegen bei 13 bis 14 Prozent. Allerdings sind die Kosten für den Werterhalt beträchtlich: Die Autos müssen aufwendig gelagert und gewartet werden. So kann die Inspektion eines Porsche 959 aus den 1980ern 40.000 Euro kosten, weil nur eine Handvoll Mechaniker mit der heiklen Elektronik klarkommt. Und von Zeit zu Zeit müssen die edlen Gefährte bewegt werden. Das wurde 2012 einem Ferrari 250 GTO zum Verhängnis: Sein Fahrer, ein US-Multimillionär, fuhr bei einem Oldtimer-Rennen nahe LeMans auf ein anderes Fahrzeug auf. Der wohl teuerste Unfall aller Zeiten: Von dem Auto gibt es nur 39 Exemplare; eines wurde im Vorjahr um 38 Millionen Euro versteigert. Damit scheint der Plafonds noch gar nicht erreicht. In der Branche gilt der Spruch: "Solange es mehr Milliardäre als Ferrari 250 GTO gibt, steigt der Preis weiter."

"Warum sollte sich die breite Öffentlichkeit dafür interessieren, wie die 170.000 Ultrareichen der Welt ihr Geld anlegen?" Liam Bailey, Chefökonom der britischen Vermögensberatung Knight Frank, beantwortet die Frage gleich selbst: "Weil sie 20.000 Milliarden Dollar zu veranlagen haben. Das bewegt die Märkte und wirkt sich auf die Preise aus." Als ultrareich gilt, wer über 30 Millionen Dollar oder mehr verfügt.

Frank Knight stellte die Ausgabe 2014 seines "Wealth Report" kürzlich mit dem Private Banking der Erste Bank vor. Seit 2007, dem ersten Bericht kurz vor Ausbruch der Krise, hat sich etwas verschoben, sagt Bailey: "Damals sind die Menschen aller Vermögensklassen reicher geworden. Heute ist es für wohlhabende Menschen einfacher als für den Mittelstand, ihr Vermögen zu bewahren."

Der simple Grund: Je mehr "Spielgeld" jemand zur Verfügung hat, umso höheres Risiko kann er eingehen und für umso längere Zeit kann er Veranlagungen planen. Somit können Reiche dem Zinstief leichter eins auswischen als Otto Normalverdiener.

Monaco am teuersten

47 Prozent der Reichen geben an, heuer in Immobilien investieren zu wollen. In Asien steigen die Preise für Luxuswohnungen am rasantesten – den Vogel schießt Indonesien ab: In Jakarta sind die Preise für Top-Immobilien im Vorjahr um 38 Prozent gestiegen, auf Bali waren es immerhin noch 22 Prozent. Auch in den Städten, bei denen die größten Immobilienblasen geplatzt sind, schwenken die Preise auf Erholungskurs ein: Dubai hat Steigerungen um 17 Prozent verzeichnet. In Dublin sind die Preise 2013 um 18 Prozent gestiegen und sogar in Madrid ist der Marktabsturz gestoppt: plus fünf Prozent. Für Wiens Luxuswohnungen verzeichnete Frank Knight 2013 ein Preisplus von sechs Prozent. "Dieses Wachstum könnte noch weitergehen", so Bailey. Das teuerste Wohnpflaster ist Monaco: Dort muss man beim Wohnungskauf bis zu 53.500 Euro pro Quadratmeter auf den Tisch legen.

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