USA vs. China: Handelskrieg und Stahl-Getwitter

Lässt Trump den Konflikt mit Mexiko und China eskalieren, wären 4,8 Millionen US-Jobs gefährdet.

Wächst aus Donald Trumps Twitter-Gefechten ein Handelskrieg? Die Ankündigungen des 45. US-Präsidenten Donald Trump lassen die Wirtschaftswelt schaudern. "In einem Handelskrieg gibt es keine Gewinner", hatte Xi Jinping im Schweizer Davos gewarnt. Der KURIER beantwortet die zentralen Fragen.

Was ist mit Handelskrieg eigentlich gemeint?

In einem Handelsdisput wird nicht mit Kanonen, sondern mit Zöllen und Einfuhrstopps gekämpft. Oder es werden ausländische Firmen schikaniert und einheimische bevorzugt. Das lässt sich kein Land gefallen – es wird sich dort rächen, wo es dem Kontrahenten weh tut. Das schaukelt sich rasch auf.

Streit wegen unfairer Behandlung gibt es zwar ständig. In normalen Zeiten wird das aber von der Welthandelsorganisation (WTO) als Schiedsrichter gelöst – was aber meist jahrelang dauert.

Warum ist Trump auf den globalen Handel fixiert?

USA vs. China: Handelskrieg und Stahl-Getwitter
"Wir sind längst in einem Handelskrieg, schon seit 20 Jahren", hatte der künftige US-Präsident im Wahlkampf gepoltert. Er glaubt, dass Länder wie China oder Mexiko sich auf Kosten der USA bereichern. Tatsächlich kaufen die USA viel mehr Waren und Dienstleistungen im Ausland ein, als sie dorthin liefern(Grafik). Was aber auch hausgemacht ist und mit der Rolle des Dollar als Weltleitwährung zusammenhängt.

Sind China und Mexiko tatsächlich so unfair?

Ja, es stimmt: Die US-Industrie hat in den letzten zwei Jahrzehnten Millionen Jobs abgebaut. Sie hat aber zugleich die Produktionsleistung verdoppelt: Der technologische Fortschritt macht’s möglich.

Und China hat sich zwar über seine billige Währung jahrelang Exportvorteile verschafft und den Globus mit Billigwaren überschwemmt. Seit Herbst 2016 ist der Renminbi aber eine IWF-Weltwährung, womit Peking die Kontrolle über die Wechselkurse teilweise abgegeben hat.

Billig ist obendrein relativ: Für Produkte, bei denen jeder Cent zählt, ist China schon zu teuer. Sie kommen aus Indonesien, Bangladesh und Vietnam.

Halten sich die USA selbst an die Regeln?

Nein, im Gegenteil. Laut der Beobachtungsstelle "Global Trade Alert" (London) haben die USA seit der Krise 1280 Handelshürden aufgestellt. Das ist Rekord, China kommt nur auf 267 und Mexiko auf 121 Maßnahmen.

Welche Maßnahmen hat Trump angekündigt?

Gleich am ersten Tag will er China vorwerfen, die Währung zu manipulieren. Er hat 45 Prozent Zoll für Waren aus China und 35 Prozent aus Mexiko in Aussicht gestellt. Die Handelsverträge mit Kanada und Mexiko (NAFTA) und dem Asien-Raum (TPP) will Trump kündigen. Angedroht, aber unwahrscheinlich ist ein Austritt aus der WTO, die 164 Staaten vertritt. Es sei denn, die USA wollen auf einer Stufe mit Turkmenistan, Nordkorea und Somalia stehen.

Könnte der US-Präsident ohne Kongress so weitreichende Beschlüsse fassen?

"Die kurze Antwort lautet: Ja, kurzfristig kann er das", sagte Gary Hufbauer von der US-Denkfabrik Peterson Institute (PIIE). Uralte Gesetze räumen dem Präsidenten beim internationalen Handel viele Rechte ein. Völlig freie Hand hätte Trump nur in Kriegszeiten oder wenn die nationale Sicherheit bedroht ist. Aber er könnte gegen China und andere Länder im Alleingang für 150 Tage 15 Prozent Zollaufschlag verhängen.

Wie könnte sich China dafür revanchieren?

Dazu hätten die Asiaten viele Hebel: Die USA sind bei ihnen mit 1600 Milliarden Dollar verschuldet. Sollte China diese US-Staatspapiere verkauft, wären globale Turbulenzen garantiert.

Bisher hat China eher US-Firmen wie Boeing, Apple oder die Fastfoodkette Yum Brands schikaniert und boykottiert. US-Bauern würde es hart treffen, wenn China die 50 Millionen Tonnen Soja künftig aus Brasilien importiert.

Was wären die Folgen eines Handelskrieges mit Mexiko und China für die USA?

Es wäre ein Schuss ins eigene Knie: Mexiko ist ein zentraler Produktionsstandort der US-Firmen und Hauptabnehmer für Autoteile. Gerade weil dieUSA so sehr auf Importe angewiesen sind, würden Zölle die US-Konsumenten überdimensional treffen: Die Waren würden teurer. Bei einem kompletten Handelskrieg mit China und Mexiko gingen in den USA bis 2019 4,8 Millionen Jobs verloren, haben PIIE-Experten berechnet.

Was hat Österreich zu befürchten?

Die USA haben Italien überholt und sind das zweitwichtigste Abnehmerland für Österreich geworden. Die Exporte übersteigen die Einfuhren um vier Milliarden Euro: Rekord! Dabei sind Geschäfte über den Umweg Deutschland noch gar nicht mitgezählt. Schikaniert Trump deutsche Autobauer, weil diese in Mexiko produzieren, würde das Österreichs Zulieferern schaden.

Red Bull kann davon ein Lied singen: Wegen eines Handelsstreits der USA mit der EU verlagerte die Energydrinkfirma 2005 Teile ihrer Abfüllung ins Nicht-EU-Land Schweiz. Das Ziel der Übung war, drohende US-Strafzölle zu vermeiden.

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