US-Zölle: Voestalpine-Chef schließt Personalmaßnahmen nicht aus

Zusammenfassung
- Voestalpine rechnet wegen US-Zöllen mit einer jährlichen Belastung von 50 bis 70 Mio. Euro und schließt Personalmaßnahmen nicht aus.
- Der Umsatz sank im ersten Quartal um 5,9 Prozent, der operative Gewinn um 24,7 Prozent; einzelne Bereiche wie Bahninfrastruktur und Luftfahrt zeigen jedoch gute Nachfrage.
- Investitionen in den USA werden fortgesetzt, während ein breiter Konjunkturaufschwung laut Voest-Chef nicht in Sicht ist.
Noch läuft das US-Geschäft der voestalpine ganz gut. Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres, von April bis Juni, wurden 440 Mio. Euro in den Vereinigten Staaten umgesetzt. Auch weil Kunden Vorziehkäufe getätigt haben, um etwaigen Zöllen zuvorzukommen, sagte Konzernchef Herbert Eibensteiner am Mittwoch bei der Präsentation der Quartalsergebnisse.
Seit Juni liegt der US-Zollsatz für Importe von Stahl- und Stahl-Vorprodukte bei 50 Prozent. Sollte es dabei bleiben, könnte es auch beim Personal zu Anpassungen kommen, sagte Eibensteiner. Betroffen wäre die Stahlrohrproduktion in Kindberg. "Wir reden von einer Reduzierung von einer Schicht", so der Voest-Chef. Zuletzt hieß es, dass auch der Standort Kapfenberg betroffen sein könnte. Dort wurden bereits im vergangenen Geschäftsjahr 250 Mitarbeiter abgebaut.
Unklarheiten
Wie es nach der Grundsatzeinigung der EU mit den USA weitergehe, sei noch nicht ganz klar. Man könne damit aber nicht zufrieden sein, sagte Eibensteiner neuerlich. Er geht davon aus, dass es noch Diskussionen geben werde, welche Produkte tatsächlich betroffen seien.
In Summe rechnet der Voest-Chef mit einem direkten Einfluss der Zölle auf den Stahlkonzern von 50 bis 70 Mio. Euro pro Jahr. Er blieb auch am Mittwoch bei seinem bereits mehrmals geäußerten Stehsatz: Die Voest sei betroffen, "aber es bleibt managebar."
Investitionen in den USA
Wie viel von den von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Aussicht gestellten 600 Mrd. Euro an Investitionen in den USA von der Voest kommen werden, ließ Eibensteiner offen. Man sei in den USA und werde auch weiter für die Kunden investieren. Aktuell steckt die voestalpine 70 Mio. Euro in das US-Geschäft. In den vergangenen fünf Jahren waren es rund 350 Mio. Euro, wie Finanzchef Gerald Mayer ausführte.
Im ersten Quartal sank der Umsatz des Stahlkonzerns um 5,9 Prozent auf 3,9 Mrd. Euro. Der operative Gewinn (EBIT) ging um 24,7 Prozent auf 171,5 Mio. zurück. Unter dem Strich wurden von April bis Juni 106,3 Mio. Euro eingenommen, um 29 Prozent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres.
Bei der Bahninfrastruktur, in der Luftfahrt und in der Hochregallagertechnik gebe es eine sehr gute Nachfrage. Bei der Automobilindustrie, im Maschinenbau und in der Bauindustrie sei die Lage auf niedrigem Niveau stabil, sagte Eibensteiner.
Im abgelaufenen Quartal konnte die Voest u. a. auch den chinesischen Elektroautohersteller BYD als Kunden gewinnen. Ab Anfang nächsten Jahres, etwas später als ursprünglich angekündigt, soll Flachstahl für Karosserien in das ungarische Werk in Szeged geliefert werden. Zum Auftragsvolumen wurden keine Angaben gemacht.
Von der niederländischen Staatsbahn erhielt die Voest im abgelaufenen Quartal einen Großauftrag für digitale Überwachungstechnik in der Bahnindustrie. Mit neuen, auf Robotikanwendungen ausgelegten Systemen will man bei Hochregallagersystemen punkten.
Auch bei grünem Stahl macht man Fortschritte. Am Linzer Bahnhof wurde vor Kurzem gemeinsam mit der ÖBB im Rahmen eines Pilotprojekts die erste mit Null CO2 produzierte Schiene verlegt. Es sei aber noch ein langer Weg, sagte Eibensteiner.

Breiter Aufschwung nicht in Sicht
Es gebe zwar in einzelnen Bereichen Lichtblicke, von einem relevanten Konjunkturaufschwung könne aber nicht die Rede sein, sagte der Voest-Chef. Hoffnungen setzt er u. a. in die in Deutschland angekündigte Infrastrukturoffensive und in Bestrebungen, die Rüstungsindustrie auszubauen. Von letzteren will die voestalpine etwa mit Vormateriallieferungen, aber auch in damit zusammenhängende Logistik- und Transportthemen profitieren.
Den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr ließ der voestalpine-Chef unverändert. Man gehe weiterhin von einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in einer Bandbreite von 1,4 bis 1,5 Mrd. Euro aus, sagte Eibensteiner.
Die Aktien der voestalpine legte am Mittwoch an der Wiener Börse kräftig zu. Gegen Mittag notierten sie mit einem Plus von mehr als 5 Prozent bei 24,52 Euro.
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