50 Prozent auf Stahl und Aluminium: Wie die US-Zölle die voestalpine treffen

voestalpine AG
Der Linzer Stahlkonzern rechnet mit einem Absatzrückgang in den USA. In Österreich könnten "Kapazitäten angepasst" werden.

Seit Mittwoch Mitternacht ist die von US-Präsident Donald Trump angekündigte Verdoppelung der Einfuhrzölle auf Stahl und Aluminium in Kraft getreten. Statt wie seit März 25 Prozent werden jetzt 50 Prozent Zoll für US-Stahlimporte fällig. Das trifft auch die voestalpine. 

Sollten sich die Aufschläge als dauerhaft erweisen, könnte die Nachfrage in den USA zurückgehen und sich die Absatzmengen reduzieren, sagte voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz des Konzerns. 

Unsicherheiten

Dann müssten "Kapazitäten angepasst" werden. Betroffen sein könnten die steirischen Voest-Standorte in Kindberg und Kapfenberg. In Kindberg werden Stahlrohre hergestellt. In Kapfenberg wurden bereits im vergangenen Geschäftsjahr 250 Mitarbeiter abgebaut. 

Die Anhebung der Einfuhrzölle auf 50 Prozent sorge für weitere Unsicherheit, sagte Eibensteiner. Es sei an der Zeit, dass die EU ihre Verhandlungen mit den USA beschleunige. Je nach Höhe der Zollsätze rechnet die Voestalpine mit Belastungen im mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbereich

Reagieren müsse die EU auch auf durch die US-Zölle umgelenkte Importmengen auf den europäischen Markt, forderte der voestalpine-Chef: "Wir verlangen entsprechend wirksame Handelsschutzmaßnahmen."

PK BMAW: EIBENSTEINER

Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner

US-Standorte werden ausgebaut

Andere Stahlhersteller sind weit stärker von den US-Zöllen betroffen. Denn die voestalpine produziert schon heute 50 Prozent ihres Umsatzes in den USA lokal vor Ort. Die Kapazitäten will Eibensteiner ausbauen. Gewachsen ist etwa der Bereich Lagertechnik, wo bereits bis zu 100 Mio. Euro in den USA erwirtschaftet werden. 

Die Produktionsstätte in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky soll ausgebaut werden. Aufgestockt werden auch die Produktionskapazitäten am voestalpine-Standort in Indiana. Produziert werden in den USA u. a. auch Weichen, weiterverarbeitet werden auch Werkstoffe für die Luftfahrtindustrie. 

Lokale Produktion

Die Strategie, ihre Produktion in lokale Absatzmärkte zu verlagern, verfolgt die voestalpine seit Längerem und nicht nur in den USA. In Brasilien soll heuer auch der Standort in Caxias do Sol, an dem u. a. Spezialrohre produziert werden, um ein Logistikzentrum erweitert werden. Auch in Indien baut man aus. In Ägypten, werden seit heuer Weichen für die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke in dem Land, die "Green Line", produziert.

Grüner Stahl auf Schiene

Investiert wird aber auch in Österreich. Rund ein Drittel der für die Produktion von grünem Stahl geplanten Investitionen von 1,5 Mrd. Euro seien bereits geflossen. Im vergangenen Jahr wurden 180 Mio. Euro in das Projekt gesteckt, das u. a. den Bau von Elektrolichtbogenöfen beinhaltet. 2027 sollen in Linz und Donawitz je einer in Betrieb genommen werden.  

Beim Zeitplan sieht man sich auf Schiene. Auch erste Aufträge für den grünen Stahl seien bereits eingegangen. 90.000 Tonnen sollen etwa ab 2027/28 nach Großbritannien geliefert werden und zum Bau von Leitungen verwendet werden, durch die vor der Küste CO2 unter die Erde gebracht werden. Auch Auftragsfertiger für die Automobilindustrie hätten bereits zigtausende Tonnen des CO2-reduzierten Stahls geordert, sagte Hubert Zajicek, der den Stahlbereich bei der voestalpine leitet.

Aktie legt zu

An der Wiener Börse legten die voestalpine-Papiere im Handel am Mittwoch zu. Am frühen Nachmittag notierten sie mit einem Plus von 3,7 Prozent bei 23,52 Euro.

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