BYD: voestalpine wird Hauptlieferant für Elektroautoproduktion in Ungarn

Zusammenfassung
- voestalpine wird Hauptlieferant für BYDs Elektroautoproduktion in einem ungarischen Werk, das Flachstahl für Karosserie und Außenteile liefert.
- Österreich wird Pilotmarkt für bidirektionales Laden und mobile Stromspeicher, mit starkem Engagement von BYD für den europäischen Markt.
- BYD plant den Ausbau seiner Präsenz in Europa mit einer neuen Zentrale in Budapest, einem F&E-Zentrum in Ungarn und einer verstärkten Vertriebsstruktur.
Ende des Jahres soll das erste Pkw-Werk des chinesischen Elektroautobauers BYD ("Build your Dreams") in Europa den Betrieb aufnehmen. Im ungarischen Szeged sollen Elektroautos für den europäischen Markt produziert werden. Dabei wird man eng mit der voestalpine zusammenarbeiten. Der Linzer Konzern wird unter anderem Flachstahl für die Karosserie der BYD-Fahrzeuge nach Südungarn liefern.
Das gaben BYD-Vizepräsidentin Stella Li und voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner am Dienstag in Wien bekannt. Österreich soll auch Pilotmarkt für bidirektionales Laden und mobile Stromspeicher werden, kündigte die für den europäischen Markt zuständige BYD-Managerin an.

BYD-Vizepräsidentin Stella Li.
Wie hoch das Auftragsvolumen an die voestalpine ist, ist nicht bekannt. Ab Herbst soll Flachstahl für Karrosserie und Außenteile (Türen, Seitenwände, Motorhauben) der BYD-Fahrzeuge vom Standort Linz nach Ungarn geliefert werden. Man sei zuversichtlich, dass der Auftrag die Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit bilde, sagte Eibensteiner.
Gespräche mit mehr als 30 heimischen Firmen
Gespräche mit heimischen Unternehmen führt BYD bereits seit Längerem. Im vergangenen Sommer fand in Wien eine "BYD Supplier Conference" statt, zu der mehr als 30 heimische Firmen eingeladen waren, darunter neben der voestalpine auch AVL, AT&S, Infineon, Magna, die Radkersburger Metallwerke, das auf autonomes Fahren spezialiserte Alplab und MSG.
Im Werk in Szeged sollen ab Ende 2025 jährlich rund 150.000 Fahrzeuge produziert werden. Zulieferer wurden nicht nur für Stahl für Chassis und Karosserien gesucht. Auch für Kabel- und Steckverbindungen bis hin zu Airbags und Halbleitern verhandelt man mit Partnerfirmen. Das Unternehmen treffe sich weiterhin mit Hunderten potenziellen Zulieferern in Schlüsselmärkten, heißt es.
Auf einer Folie waren bei dem Pressegespräch am Dienstag kurz auch die Namen anderer europäischer BYD-Zulieferer zu sehen. Die Liste reicht von Antolin, Apitiv und Bosch bis hin zu Infineon, Mahle, Michelin, Veoneer und der ZF Group.

Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner
"Nach Europa gekommen, um zu bleiben"
BYD ist darauf bedacht, in der EU als lokaler Hersteller wahrgenommen zu werden. Der chinesische Elektroautobauer hat sein ungarisches Pkw-Werk schon lange vor den seit Ende Oktober geltenden Ausgleichszöllen der EU für chinesische Elektroautos geplant. Angekündigt wurde es bereits 2023. In der Türkei soll ebenfalls ein Werk eröffnet werden.
Man sei nach Europa gekommen, um zu bleiben und auch in Europa zu produzieren, sagte Li. Sie sprach von einem nachhaltigen Engagement des Konzerns, das weit über den reinen Autoverkauf hinausgehe.
In Budapest plant BYD eine neue Europa-Zentrale. In Ungarn soll zudem ein Forschungs- und Entwicklungszentrum entstehen. Auch der Vertrieb in Europa soll stark ausgebaut werden. Bis Ende des Jahres will man in 29 europäischen Ländern mit rund 1.000 Schauräumen vertreten sein.
Testmarkt für bidirektionales Laden
Österreich soll auch Testmarkt für die V2H-Technologie (Vehicle to Home) werden, kündigte BYD-Vizepräsidentin Li weiter an. Mit der Technologie kann die Batterie von Elektroautos als Stromspeicher für den eigenen Haushalt genutzt werden. Das Projekt werde ebenfalls mit einem lokalen Industriepartner durchgeführt, teilte BYD mit. Österreich habe man auch deshalb ausgewählt, weil Sonnenenergie hierzulande weit verbreitet sei. Mehr als die Hälfte der Haushalte werden mit Solarenergie versorgt. Weitere Details zu dem Projekt will BYD demnächst bekannt geben.
Marktanteile gewonnen
Die Verkäufe von BYD sind zuletzt in Europa und auch in Österreich stark gestiegen. In Europa überholte man im April erstmals den US-Rivalen Tesla.
In Österreich wurden von Jänner bis März 1.630 BYD-Fahrzeuge neu zugelassen. Der Marktanteil bei rein elektrischen Autos liegt bei Privat-Pkw hierzulande bereits bei 15 Prozent, am Gesamtmarkt hält man bei einem Marktanteil von 2,5 Prozent.
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