US-Wirtschaft wächst, aber Dollar belastet

US-Notenbank sieht bisher signifikante Lohnzuwächse nur bei hochqualifizierten IT- und Gesundheits-Jobs.

Die US-Wirtschaft expandiert auf kleiner Flamme weiter: Zu dieser Einschätzung kommt die US-Notenbank Federal Reserve in ihrem Konjunkturbericht ("Beige Book" genannt). Einige Bezirke hätten aber von Gegenwind durch
den starken Dollarkurs im Verarbeitenden Gewerbe und in der Tourismusbranche berichtet, erklärte die Fed am Mittwoch.

Aus manchen Bezirken lägen Meldungen über einen Mangel an vor allem qualifizierten Arbeitskräften vor. Insgesamt hätten sich laut Fed die Lohnzuwächse in den meisten Bezirken weiterhin in Grenzen gehalten. Das ist relevant, weil rasche Lohnsteigerungen ein Hinweis auf anziehende Inflation wären - und Druck auf die Notenbank steigen würde, die mit Spannung erwartete Wende zu höheren Zinsen einzuleiten.

Meldungen über größere Zuwächse bei den Gehältern beträfen aber vor allem hoch ausgebildete Arbeitskräfte etwa in der IT-Branche oder in der Gesundheitsbranche.

Binnenkonsum stützt

Die US-Wirtschaft war insbesondere dank einer robusten Binnenkonjunktur von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,9 Prozent gewachsen. Dennoch hatte Fed-Chefin Janet Yellen Mitte September die Ära des billigen Geldes noch nicht beendet.

Vor allem wegen der Sorgen um eine Abkühlung der Weltwirtschaft ließ die Notenbank den Leitzins unverändert. Yellen stellte eine Erhöhung noch in diesem Jahr in Aussicht, sollte die Inflation stabil bleiben und die US-Wirtschaft stark genug sein, einen Zinsschritt zu verkraften.

Dafür bleiben der Fed aber nur noch die geldpolitischen Sitzungen am 27./28. Oktober und kurz vor Weihnachten am 15./16. Dezember. Doch unter anderem wegen zuletzt schwacher US-Arbeitsmarktdaten herrscht an den Finanzmärkten Unklarheit, ob Yellen die Zinswende tatsächlich noch 2015 wagen wird. Es wäre die erste
Zinserhöhung seit fast zehn Jahren.

"Tauben" contra "Falken"

Die Fed hält die Zinsen bereits seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Ende 2008 auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent.

Einige hochrangige Fed-Vertreter mahnten unlängst zur Vorsicht (im Fachjargon werden Notenbanker, die einen lockeren Geldkurs bevorzugen, "Tauben" genannt): Fed-Gouverneur Daniel Tarullo lehnt eine Anhebung im laufenden Jahr ab; die Konjunktur sei noch nicht bereit dafür. Fed-Direktorin Lael Brainard riet dazu, den Zinsschritt aufzuschieben, bis deutlich werde, dass die Turbulenzen in China und anderswo die Erholung der US-Wirtschaft nicht gefährden.

Doch es gibt auch andere Stimmen (von sogenannten "Falken"): Der Präsident der Fed-Filiale von Richmond, Jeffrey Lacker, sagte am Mittwoch dem Sender Fox Business, die jüngsten schwachen Konjunkturdaten hätten seine Einschätzung der US-Wirtschaft nicht stark geändert. Lacker hatte im September für eine Zinsanhebung gestimmt. Wie er im Oktober abstimmen werde, habe er allerdings noch nicht entschieden.

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