US-Schuldenstreit: Das große Zittern geht weiter
Auch am Dienstag liegt der Fokus der Anleger auf den internationalen Aktienmärkten auf dem US-Schuldenstreit. Am Vortag hatte ein einstündiges Treffen zwischen dem republikanischem Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses Kevin McCarthy und US-Präsident Joe Biden wieder kein Ergebnis gebracht.
Gelingt keine Einigung und kommt es ab Juni tatsächlich zu einem Zahlungsausfall der Vereinigten Staaten, könnte das massive Schockwellen rund um den Globus schicken. Wann das genau eintritt, ist umstritten. Manche Experten meinen, das US-Finanzministerium könne durch das Aufbrauchen von Reserven den drohenden Zahlungsausfall theoretisch auch bis zum 15. Juni hinauszögern.
Allerdings ist es nach wie vor unwahrscheinlich, dass dieses Worst-Case-Scenario überhaupt eintritt. Auch Biden betonte das. "Wir haben noch einmal bekräftigt, dass ein Zahlungsausfall nicht zur Debatte steht und der einzige Weg, um voranzukommen, darin besteht, in gutem Glauben eine überparteiliche Einigung zu erzielen", sagte der US-Präsident.
Gestritten wird über die Anhebung der Schuldenobergrenze von derzeit 31,4 Billionen Dollar (29.014,97 Mrd. Euro). Darüber entscheidet in den USA das Parlament und zwischen Demokraten und Republikanern wird dieses Mal besonders heftig über den künftigen Budgetkurs gestritten.
Kommt es trotz aller gegenteiligen Beteuerungen dazu, dass das US-Finanzministerium ab Juni seine Rechnungen nicht mehr begleichen kann, gibt es unterschiedlichste Auswirkungen.
Zunächst würden wohl für Millionen Staatsbedienstete Löhne auf unbestimmte Zeit nicht mehr ausgezahlt und staatliche Einrichtungen vorübergehend geschlossen werden. Viele Menschen könnten deshalb ihre Jobs verlieren.
Experten warnen ganz konkret, dass die US-Wirtschaft in solch einem Fall acht Millionen Arbeitsplätze verlieren und in eine Rezession rutschen könnte. Schon ein kurzer Zahlungsausfall würde immensen Schaden anrichten, sagt eine Analyse aus dem Weißen Haus.
Im Jahr 2011 hatte eine republikanische Mehrheit im Kongress eine Anhebung der Schuldengrenze hinauszögert. Damals wurde die Kreditwürdigkeit der USA zum bisher einzigen Mal in der Geschichte herabgestuft (und später wieder hinauf gesetzt).
Wenn es zum Zahlungsausfall kommt
Eine weitere Eskalation mit internationaler Dimension wäre, wenn die USA Anleihen, die in aller Welt gehalten werden, nicht mehr bedienen können. Sprich, ihre Schulden nicht mehr zurück zahlen können. So ein Zahlungsausfall kommt normalerweise nur vor, wenn ein Land in die Pleite rutscht. Wird die Schuldengrenze aber nicht angehoben, wäre die Folge zunächst mit einem Staatsbankrott vergleichbar.
Der Hauptunterschied ist aber: Wird die Schuldenobergrenze dann einige Wochen später wieder angehoben, weil sich Demokraten und Republikaner dann endlich geeinigt haben, dann werden die USA auch sehr schnell wieder solvent. Denn der größten Wirtschaftsmacht der Welt leiht die ganze Welt gerne Geld und daran dürfte sich auch in nächster Zeit nichts ändern. Die Bonität der USA könnte allerdings erneut leiden.
Verschlechtert sich die Kreditwürdigkeit der USA erhöht das die Finanzierungskosten des Staates und auch die Finanzierungskosten für Unternehmen steigen, weil Unternehmensanleihen herab gestuft sein. Außerdem könnte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass nicht einmal US-Staatsanleihen hundert Prozent sichere Investments sind.
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