US-Notenbank verabschiedet sich vom Krisen-Modus

Madrid's Stock Exchange main headquarters at Lealtad square
Das Wirtschaftswachstum soll geringer ausfallen als bisher erwartet, aber die hohe Inflation bereitet den Bankern Sorge.

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat ihre Prognose für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr nochmals gesenkt. Im September war die Zentralbank noch von einem Plus von 5,9 Prozent ausgegangen, nun erwartet sie ein Wachstum von 5,5 Prozent, wie die am Mittwoch veröffentlichten Prognosen der Fed zeigten. Im Juni hatte die Notenbank für die weltgrößte Volkswirtschaft noch mit einem Wachstum von 7 Prozent gerechnet.

Für 2022 rechnet die Notenbank nun mit einem Wachstum von 4 Prozent. Die Zentralbank korrigierte zudem ihre Inflationserwartung erneut nach oben. Für 2022 rechnet die Fed nun mit einer Teuerungsrate für die Verbraucher von 5,3 Prozent. Im September war sie noch von 4,2 Prozent ausgegangen. Für 2022 rechnet die Fed mit einer Inflationsrate von 2,6 Prozent, 0,4 Prozentpunkte mehr als noch in der September-Prognose. Mittelfristig strebt die Zentralbank eine durchschnittliche Inflationsrate von rund 2 Prozent an.

Die Prognose für die Arbeitslosenquote zum Jahresende senkten die Notenbanker von zuletzt 4,8 Prozent auf nunmehr 4,3 Prozent, was die anhaltende Erholung am Arbeitsmarkt reflektiert. Viele Firmen klagen bereits über einen Mangel an Arbeitskräften. Auf dem Höhepunkt der Corona-Krise hatte die Quote fast 15 Prozent erreicht. Vor der Pandemie lag die Arbeitslosenquote noch bei 3,5 Prozent, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.

Drei Zinserhöhungen

Die US-Notenbank könnte ihre Leitzinsen rascher anheben als bisher erwartet. Für kommendes Jahr rechnen die Notenbanker mit insgesamt drei Zinsschritten um jeweils 0,25 Prozentpunkte, wie aus neuen Prognosen der Fed vom Mittwoch hervorgeht. Bisher wurde allenfalls eine Anhebung angedeutet. Im Jahr 2023 könnten laut den Projektionen weitere drei Zinsanhebungen folgen, zwei weitere Anhebungen sind für 2024 prognostiziert. Die Prognosen der Fed sind Ergebnis der Erwartungen der einzelnen Notenbanker im geldpolitischen Ausschuss FOMC.

Die monatlichen Konjunkturspritzen sollen bis März komplett eingestellt werden - ab Mitte Jänner wird das Abbautempo bei den Wertpapierkäufen dazu auf 30 Mrd. Dollar (rund 27 Mrd. Euro) monatlich verdoppelt.

Schritte gegen Inflation

Mit den am Mittwoch vorgestellten Plänen der US-Notenbank wird der Boden für die Zinswende bereitet. Fed-Chef Jerome Powell machte deutlich, dass die Wirtschaft die Hilfen nicht mehr benötigt und die Zeiten des billigen Geldes bald gezählt sind: Angesichts der hohen Inflation und der raschen Fortschritte am Arbeitsmarkt sei die Fed "sehr, sehr gut aufgestellt für Zinserhöhungen".

Der Arbeitsmarkt macht aus Sicht des Notenbankchefs rasche Fortschritte auf dem Weg zur Vollbeschäftigung, dem erklärten Ziel der Fed. Mit 4,2 Prozent sei die Quote bereits in der Nähe der Vier-Prozent-Marke angekommen, betonte Powell. Zugleich schrillen wegen der rasant steigenden Preise die Alarmglocken bei der Notenbank. Die Inflation sei "weit über das Ziel" der Notenbank hinausgeschossen, warnte Powell.

Kommentare