(K)ein Herz für Österreich
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Ich bin in Österreich nicht angebunden", hatte Andritz-Chef Wolfgang Leitner am Donnerstag in einer Pressekonferenz unverhohlen gedroht. Immer mehr Unternehmen betrachten besorgt die Steuerdebatte sowie die jüngsten Studien, die dem Standort Österreich schleichende Erosion vorwerfen.
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Auslagerungen
Noch zeigen die harten Zahlen aber keine dramatische Entwicklung. Im vergangenen Jahr gingen 500 Arbeitsplätze durch Firmen-Verlagerungen aus Österreich verloren. Das ist zwar ein etwas höherer Wert als in den Vorjahren, aber es handelte sich in Wahrheit nur um drei Firmen: Wollsdorf Leder, Knowles Electronics Austria, Johnson Controls. Zwei Mal wanderte man nach Osteuropa, einmal nach Asien aus. Der größere Teil der Arbeitsplatzvernichtung geht aber auf das Konto von Firmenpleiten.
Etliche internationale Unternehmen bauen jedoch still und leise in Österreich ab, etwa Henkel oder Baxter. Der Schweizer Pharma-Konzern Novartis wiederum siedelte eine ganze Forschungsabteilung aus Wien ab, baute im Gegenzug aber andere österreichische Standorte aus und beschäftigt derzeit hierzulande sogar mehr Mitarbeiter denn je.
Eines ist aber klar: Wien habe leider als Standort für Mittel- und Zentraleuropa ausgedient, sagt Ulrich Schuh, Chef des von der Industriellenvereinigung finanzierten Forschungsinstituts EcoAustria. Daran sei Wien nicht schuld. Wer im Osten Geschäfte mache, sei sukzessive auch dorthin gezogen, weil die Bedingungen vor Ort mittlerweile fast vergleichbar seien. Mit "einiger Zeitverzögerung" könnte sich aber auch die schlechter werdende Standortqualität Österreichs auswirken. "Das ist ein schleichendes Phänomen", sagt Schuh. Es falle nicht gleich auf – und wenn, dann sei es nur noch schwer zu korrigieren.
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Bei den regionalen Headquarters multinationaler Konzerne gibt es vorerst immerhin noch Zuwächse. Zwar wanderten vereinzelt prominente Osteuropazentralen – etwa die des niederländischen Bierriesen Heineken – wieder aus Wien ab. In Summe jedoch stieg die Zahl im Vorjahr um 30 auf 341 an (z. B. der Osteuropa-Vertrieb der Lufthansa). Die Konzerne schätzen an Wien etwa das gute Netzwerk an Anwaltskanzleien, Banken und Versicherungen mit Osteuropa-Know-how.
Jobverlust
Schlechte Nachrichten gab es zuletzt dennoch einige: Restrukturierungsprogramme internationaler Konzerne, die auch bei österreichischen Standorten den Rotstift ansetzen, kosten Jobs. Die Sanierung des defizitären deutschen Druckmaschinenherstellers KBA etwa bedeutete am Standort Mödling 450 bis 500 Jobs weniger. Und durch die Schließung der Produktion von Voith Paper in St. Pölten bis Ende März 2016 gehen mindestens 160 Arbeitsplätze verloren. Abgebaut hat auch der international tätige Leuchtenkonzern Zumtobel. Im Rahmen seines Sparprogramms wurden weltweit 600 der rund 7200 Jobs gestrichen.
Und wer kommt nach Österreich? Laut der österreichischen Betriebsansiedelungsagentur ABA sind deutsche Firmen schon lange führend (über 40 Prozent aller realisierten ABA-Projekte). Immer mehr Firmen flüchten auch aus dem krisengeschüttelten Italien – Platz zwei in der Bilanz. Auch für Firmen aus eher instabilen CEE-Ländern – Ungarn, Slowenien, Russland, Ukraine – ist Österreich interessant.
Schweizer Interesse
In naher Zukunft könnte auch wieder die eine oder andere Schweizer Firma dazukommen. Denn die Exporte in den EU-Markt sind nach dem sprunghaften Anstieg des Franken auf 1:1 zum Euro aus der Schweiz heraus wesentlich teurer geworden.
Mittelfristig sehen Experten allerdings die Gefahr, dass Österreich als Industriestandort weiter an Boden verliert. Etwa deswegen, weil die Arbeitszeiten den Unternehmen nicht flexibel genug sind. Investitionen werden – bei vergleichbarer Qualität im Produktionsbereich – künftig wohl verstärkt außerhalb Österreichs erfolgen.
Die Angst vor neuen Abgaben
Erbschafts/Schenkungssteuer Die SPÖ will ab 1 Million Euro Freibetrag einen gestaffelten Tarif von 25 Prozent für Vermögen bis 5 Millionen Euro einführen. Von 5 bis 10 Mio. € werden 30 Prozent fällig, darüber 35 Prozent. Privatstiftungen sollen alle 30 Jahre ein Erbschaftssteuer-Äquivalent von 30 Prozent zahlen. Im Gegenzug soll die Stiftungseingangssteuer abgeschafft werden. Bei Betriebsübergaben soll es aber Ausnahmen von der Steuer geben.
Kapitalertragssteuer Bis zu 35 Prozent Kest will die SPÖ für Dividenden, für Sparzinsen soll sie bei 25 Prozent bleiben.
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