Umfrage: Für jeden fünften Kleinstbetrieb droht das Aus
Die Corona-Krise ist für Kleinstbetriebe existenzgefährdend – und davon gibt es in Österreich immerhin rund 300.000.
Ganze 20 Prozent beziffern die Wahrscheinlichkeit, ihre Tätigkeit einstellen zu müssen, mit 50 Prozent oder höher. Nur ein Drittel ist sich sicher, es auf jeden Fall zu schaffen. Das geht aus einer Umfrage hervor, die das Institut für Volkswirtschaftslehre der Uni Wien durchgeführt hat.
Nur zwei Prozent "Sehr gut"
Die 564 befragten Ein-Personen- (EPU) und Kleinstunternehmen (bis neun Mitarbeiter) sind extrem unzufrieden mit den staatlichen Hilfsmaßnahmen. Nur zwei Prozent der EPU vergeben dafür ein „Sehr gut“, aber gleich 56 Prozent ein „Nicht genügend“.
„Mit der Verfügbarkeit von Informationen über das Hilfspaket waren die meisten halbwegs zufrieden, daran liegt es nicht“, sagt Paul Pichler, Mitautor der Studie, zum KURIER.
Allerdings seien viele enttäuscht, weil sie mit der ersten Tranche aus dem Härtefallfonds (Phase zwei) nur 500 Euro erhielten, weitaus weniger als vielfach erwartet. Neben dem bürokratischen Aufwand und der Berechnung sei auch die Geschwindigkeit ein Kritikpunkt.
Große sind zufriedener
Eine IMAS-Umfrage für den Wirtschaftsbund war indes zum Schluss gekommen, dass 65 Prozent von 500 befragten Firmen „sehr“ oder „einigermaßen zufrieden“ mit den Hilfen seien. Wie erklärt sich der Unterschied? Für die großen Unternehmen sei Kurzarbeit die wichtigste Erleichterung, sagt Pichler. Ein Ein-Personen-Unternehmer hat davon nichts: Wen soll er in Kurzarbeit schicken? Große Firmen kämen wiederum mit dem viel kritisierten Härtefallfonds nicht in Berührung.
Noch nicht berücksichtigt war in der Umfrage der Fixkostenzuschuss, der seit 20. Mai beantragt werden kann. Er könnte zumindest einen Teil der Unzufriedenheit abfedern.
Der Wirtschaftsprofessor ortet dabei auch große Verbesserungen gegenüber Erstentwürfen, welche die Kleinsten praktisch ausgeklammert hätten.
"Inaktivitätsfalle"
Allerdings sieht Pichler kritisch, dass Zuschüsse erst ab 40 Prozent Umsatzeinbruch gewährt werden und in großen Stufen gestaffelt sind. „Für Kleinstunternehmen können auch Einbußen von 25 bis 30 Prozent rasch existenziell bedrohend werden.“ Die abrupten Schwellen könnten zudem zur „Inaktivitätsfalle“ werden.
Ein Unternehmen würde nämlich um einen großen Teil der Zuschüsse umfallen, wenn es durch etwas höhere Umsätze in eine schlechtere Stufe rutscht, selbst wenn es in der Verlustzone bleibt. Das schaffe Anreize, Umsätze zu vermeiden.
Pleitewelle ab Herbst
Ab Herbst könnte sich eine mögliche Insolvenzwelle abzeichnen. Gut die Hälfte der Betriebe befürchtet, dass das Geschäft sieben Monate oder noch länger braucht, um Vorkrisenniveau zu erreichen.
Deshalb sollten die Höhe und Dauer der Fixkostenzuschüsse ausgeweitet und die Stufenhöhe der Ersatzraten reduziert werden, rät Pichler.
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