Milliardencoup: Musk will Twitter kaufen und von der Börse nehmen
Tesla-Chef Elon Musk will den Kurznachrichtendienst Twitter für 41,4 Mrd. Dollar (38,2 Mrd. Euro) kaufen. Der als reichster Mann der Welt geltende Elektroauto-Pionier hat am Donnerstag angekündigt, den Social-Media-Dienst von der Börse nehmen zu wollen.
Wenige Stunden später äußerte er aber Zweifel, ob ihm der Coup gelingen wird. "Ich bin nicht sicher, dass ich tatsächlich in der Lage sein werde, es zu kaufen", sagte er bei einem Konferenzauftritt. Das Geld dafür habe er.
Die auf Technologie-Berichterstattung spezialisierte Website "The Information" berichtete, der Twitter-Verwaltungsrat wolle sich gegen Musks Übernahmeversuch zur Wehr setzen. Offiziell teilte Twitter zunächst lediglich mit, man prüfe den Vorstoß und werde im Interesse der Firma und aller Aktionäre vorgehen.
Der Tesla-Chef versicherte bei seinem Auftritt auf der TED-Konferenz am Donnerstag, dass es ihm bei dem Kaufversuch nicht ums Geldverdienen gehe, sondern darum, mit Twitter eine Plattform für Redefreiheit zu etablieren. Er vertrat die Auffassung, dass im Rahmen der Gesetze alle Ansichten erlaubt sein müssten.
Musk hält bereits neun Prozent an dem Unternehmen. "Ich habe in Twitter investiert, weil ich an sein Potenzial glaube, die Plattform für freie Meinungsäußerung auf der ganzen Welt zu sein", schrieb Musk in einem Brief an Twitter-Chairman Bret Taylor.
Inzwischen sei ihm aber klar, dass das Unternehmen in seiner jetzigen Form weder gedeihen noch diese gesellschaftliche Aufgabe erfüllen werde. Twitter müsse in ein Privatunternehmen umgewandelt werden, erklärte der Milliardär. "Twitter hat ein außerordentliches Potenzial. Ich werde es freisetzen." Die Twitter-Aktien stiegen am Donnerstag vorbörslich um fast sieben Prozent, während die Tesla-Papiere 1,4 Prozent verloren.
"Unaufgefordertes, nicht verpflichtendes Angebot"
"Mein Angebot ist mein bestes und endgültiges Angebot", betonte Musk. "Und wenn es nicht angenommen wird, müsste ich meine Position als Aktionär überdenken." Wie aus Dokumenten für die US-Aufsichtbehörden hervorgeht, bietet Musk 54,20 Dollar je Twitter-Aktie, was einem Aufschlag von 38 Prozent auf den Schlusskurs vom 1. April bedeutet.
Am Tag danach war bekannt geworden, dass Musk mit mehr als neun Prozent bei Twitter eingestiegen war. Die Twitter-Konzernspitze bestätigte, ein unaufgefordertes und nicht verpflichtendes Angebot von Musk erhalten zu haben. Man werde die Offerte sorgfältig prüfen. Derzeit ist Twitter an der Börse rund 35 Mrd. Dollar wert.
Immer wieder im Clinch
In der Vergangenheit lag Musk immer mal wieder im Clinch mit dem US-Konzern und warf ihm etwa vor, die freie Meinungsäußerung zu unterwandern. Musk selbst ist ein eifriger Twitter-Nutzer mit mehr als 81 Millionen Followern und teilte diesen nun in einem kurzen Tweet mit: "Ich habe ein Angebot vorgelegt." Anfang der Woche hatte er davon Abstand genommen, in den Verwaltungsrat von Twitter einzuziehen. Ein Sitz in dem Gremium hätte rechtlich verhindert, dass er ein Übernahmeangebot für den Kurznachrichtendienst abgibt.
Erst im November hatte sich Twitter-Gründer Jack Dorsey von der Konzernspitze zurückgezogen und den Staffelstab an Parag Agrawal übergeben. Musk rief jüngst seine Follower dazu auf, über eine sogenannte Editier-Möglichkeit abzustimmen, die Twitter bisher ablehnt. In weniger als drei Stunden nahmen mehr als 1,2 Millionen Nutzer an der Umfrage teil. Rund drei Viertel sprachen sich dafür aus, dass Twitter die nachträgliche Korrektur von Tweets ermöglicht.
Seitdem legte der Tesla-Chef mit einer neuen Umfrage auf Twitter nach. Er fragte die Nutzer, ob der Twitter-Hauptsitz in San Francisco in ein Obdachlosenheim umgewandelt werden sollte, ein Plan, den Amazon-Gründer Jeff Bezos unterstützt. Zuletzt schlug der Milliardär Änderungen am Premium-Abonnementdienst Twitter Blue vor, darunter die Senkung des Preises, das Verbot von Werbung und die Möglichkeit, mit der Kryptowährung Dogecoin zu bezahlen.
Kritik an willkürlicher Zensur
Twitter sei zunehmend in die Kritik geraten wegen seiner willkürlichen Zensur von Accounts, "die kein bestimmtes politisches Narrativ vertreten", sagte Chefanalyst Michael Hewson von CMC Markets. Problematisch sei auch, die willkürliche Art und Weise, wie der Kurznachrichtendienst Nutzer verifiziere und mit gefälschten Accounts gegenüber echten Nutzern umgehe.
Zudem sei Twitter in puncto Kundenservice und beim Versuch, mit seinen vielen Nutzern Geld zu verdienen, nicht sehr erfolgreich und bleibe hinter den Erwartungen zurück. "Vielleicht wäre ein Aufrütteln des Status quo keine schlechte Sache", sagte Hewson. Egal, wie man zu Musk stehe, dieser würde sicher einiges aufmischen. "Die Frage ist nur, ob er die Dinge verschlimmern oder verbessern würde."
Musk ist nicht nur Chef des weltgrößten Elektroautoherstellers Tesla, sondern auch des Raumfahrt- und Telekomunternehmens SpaceX sowie des Neurotechnologie-Anbieters Neuralink und der Infrastrukturfirma The Boring Company.
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