Twitter will bei Börsengang eine Milliarde Dollar einnehmen

epa03865068 (FILE) A file photograph showing Twitter CEO Dick Costolo attends a Twitter seminar during the 59th edition of the International festival of creativity, Cannes Lions in Cannes, France, 20 June 2012. Social media company Twitter announced on 12 September 2013 through its own service that it has filed paperwork for a planned initial public offering of shares. EPA/SEBASTIEN NOGIER *** Local Caption *** 50396927
Das US-Unternehmen macht die Dokumente für den Börsengang und somit wichtige Informationen wie Umsatz und Nutzerzahlen öffentlich.

Der Online-Kurznachrichtendienst Twitter hofft bei seinem mit Spannung erwarteten Börsengang auf einen Erlös von einer Milliarde Dollar (umgerechnet etwa 740 Millionen Euro). Aus einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC ging am Donnerstag außerdem hervor, dass das soziale Netzwerk pro Monat 218,3 Millionen aktive Nutzer zählt. Gelingt der Börsengang, wäre es der größte seit dem IPO von Facebook im vergangenen Jahr. Die Aktien des Unternehmens sollen unter dem Symbol TWTR notieren. Twitter hatte den Antrag für die Neuemission vor drei Wochen bei der SEC eingereicht. Ein Termin für das Börsendebüt war noch nicht bekannt, dieser wäre jedoch bereits im November möglich.

Mobile first

Das in San Francisco ansässige Unternehmen nutzt eine neue Möglichkeit für einen "vertraulichen" Börsengang. Bei dem Verfahren müssen Firmen mit einem Jahresumsatz von unter einer Milliarde Dollar zunächst weniger Informationen öffentlich machen. Nun gab Twitter in dem Börsenprospekt einen Einblick in seine Geschäftszahlen. Das Unternehmen machte laut der Mitteilung an die SEC im Jahr 2012 einen Verlust von fast 80 Millionen Dollar (59,19 Mio. Euro). Die roten Zahlen seien aber kein Thema, sagte der Analyst Brian Wieser von Pivotal Research. „Ein Gewinn wäre eine Überraschung gewesen.“ Der Umsatz lag im vergangenen Jahr demnach bei knapp 317 Millionen Dollar (234,55 Mio. Euro), 85 Prozent davon stammten aus Werbeeinnahmen.

Damit konnte Twitter jedoch im Vergleich zum Vorjahr stark zulegen, denn der Umsatz ist dabei um 198 Prozent gestiegen. Auch die Zahl der Mitglieder ist seit Dezember rasant angestiegen, damals zählte Twitter noch 200 Millionen Mitglieder, heute sind es 215 Millionen. Davon stammen rund 49,2 Millionen aus den USA, der Großteil, 169,1 Millionen, stammen aus dem Rest der Welt. Ebenfalls wichtig für die Investoren ist die mobile Nutzung des Dienstes, was auch einer der Schwachpunkte von Facebooks Börsengang war. Demnach nutzen 75 Prozent aller Nutzer Twitter auch mobil, weswegen bereits jetzt 65 Prozent von Twitters Umsätzen von der mobilen Nutzung des Mikroblogging-Dienstes stammen.

Gehälter von Twitter-Managern publik

Twitter ging in seinem Antrag insbesondere stark auf mögliche Risiken ein, darunter neben Stagnation der Nutzerbasis auch technische Probleme und behördliche Restriktionen, wie beispielsweise in China. Zudem listet es neben Facebook, Google, LinkedIn, Microsoft und Yahoo auch einige asiatische Dienste wie Sina Weibo, Line und Kakao als Konkurrenz auf. Die meisten Anteile am Unternehmen hält Mitbegründer und ehemaliger CEO Evan Williams, der rund 57 Millionen Anteile oder umgerechnet rund 12 Prozent hält. Peter Fenton, ein Investor und Verwaltungsratsmitglied, hält bei 6,7 Prozent wohingegen Jack Dorsey, Verwaltungsratsvorsitzender von Twitter, 4,9 Prozent besitzt. Twitter-CEO Dick Costolo verdiente zudem im vergangenen Jahr rund 11,5 Millionen US-Dollar, wobei 200.000 US-Dollar an Gehältern sowie 8,4 Millionen in Unternehmensanteilen ausbezahlt wurden. Chefentwickler Chris Fry konnte zudem 10,3 Millionen US-Dollar verdienen.

Das 2006 gegründete Unternehmen ist eines der am schnellsten wachsenden sozialen Netzwerke im Internet. Zum Stichtag 30. Juni hatte Twitter den Angaben zufolge 218 Millionen aktive Nutzer. Im Vorjahr habe die Zahl bei 151 Millionen Nutzern gelegen. Besonders präsent ist Twitter demnach in den USA, wo 49 Millionen Menschen aktiv sind. Die Twitter-Nutzer können sich untereinander vernetzen und Kurznachrichten verschicken. Diese sogenannten Tweets dürfen maximal 140 Zeichen lang sein. Oft werden dabei auch Verlinkungen zu Webseiten, Fotos oder anderen Dokumenten versendet.

Im Wachstum

Die Plattform, die anfangs als Netzwerk zum Austausch von Belanglosigkeiten belächelt wurde, hat in den vergangenen Jahren stark an politischer und gesellschaftlicher Relevanz gewonnen. Die Demonstranten in der arabischen Welt nutzten Twitter, um die staatliche Zensur zu umgehen und ihre Aktivitäten zu koordinieren. Vor allem in den USA treten Politiker über das Netzwerk direkt mit Wählern in Kontakt, Behörden verschicken über Twitter Mitteilungen.

Auch in der Unterhaltungsbranche erfreut sich Twitter großer Beliebtheit. Viele Sänger und Schauspieler wenden sich über die Kommunikationsplattform an ihre Fans. Der kanadische Teeniestar Justin Bieber hat der Webseite twittercounter.com zufolge mehr als 44 Millionen "Follower", also Nutzer, die seine Kurznachrichten verfolgen. Führender Politiker ist US-Präsident Barack Obama mit immerhin mehr als 36 Millionen "Followern". Twitter ist nur einer von weltweit mehreren Kurznachrichtendiensten, aber einer beliebtesten in der Kommunikations- und Medienbranche.

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