Turkish Airlines startet durch

Die halbstaatliche Airline fliegt in den schwarzen Zahlen – für 2014 ist ein operativer Gewinn von 500 Millionen Dollar geplant. Zwar weniger als im Vorjahr, aber Turkish wächst zweistellig.
Ungebremste Expansion mit Qualitätsstrategie - bedrohliche Konkurrenz für Lufthansa/AUA.

Die AUA-Mutter Lufthansa glaubte, in der halbstaatlichen Turkish Airlines den idealen Partner gefunden zu haben. Mit dem aufstrebenden Verbündeten in der "Star Alliance" wollte man über das Drehkreuz Istanbul den agressiven Konkurrenten vom arabischen Golf entgegen halten. Von enger Kooperation bis hin zu gegenseitigen Kapitalverflechtungen war die Rede.

Inzwischen hat sich das Klima zwischen Frankfurt und dem Bosporus deutlich abgekühlt. Der an der Istanbuler Börse notierende Wunsch-Partner fliegt mit dem gewieften Temel Kotil am Steuerruder einen Turbo-Expansionskurs. Dafür braucht Kotil aber die Lufthansa nicht. Turkish saugt, ebenso wie die Überflieger aus der Wüste, in Europa Passagiere zum Hub Istanbul ab, um sie von dort über das weltweit viertgrößte Flugnetz in die ganze Welt weiter zu befördern.

Das bekommt die AUA zu spüren. Sie fliegt Istanbul über den Winter nicht mehr an. Turkish hebt fünf Mal täglich von Wien und einmal am Tag von Salzburg zur Home-base ab. Mit zu 80 Prozent ausgelasteten Maschinen. Die Zahl der Österreich-Passagiere steigt heuer von 450.000 auf eine halbe Million Fluggäste. Am Radar sind Graz, Linz und Innsbruck. "Wir sind sehr zufrieden und schauen uns neue Destinationen in Österreich an. Aber entschieden ist noch nichts", sagt Ziya Tașkent, als Senior Vice President Marketing und Vertrieb zuständig für Zentraleuropa.

Die AUA muss sich auf noch stärkere Konkurrenz einstellen. Turkish setzt nicht nur preislich zu, sondern besonders in puncto Qualität. Zum vierten Mal in Folge gewann Turkish heuer bei der weltweiten Passagier-Befragung von Skytrax die Auszeichnung "Beste Airline Europas" (siehe Artikel rechts).

Die AUA kündigte Turkish im Vorjahr das Code-Share-Abkommen über gemeinsame Flugnummern und Sitzkapazitäten auf. Inzwischen hat die Lufthansa alle Code-Shares gecancelt. Und Meilen-Sammler innerhalb der Star-Alliance erhalten für Flüge mit Turkish nur noch 25 Prozent der begehrten Meilen gutgeschrieben.

Keine Projekte

Die Antwort auf diese Unfreundlichkeiten kam im Juli, als Lufthansa-Chef Carsten Spohr von "sehr fortgeschrittenen Gesprächen" über gemeinsame Langstrecken-Pläne sprach. Es gebe keine diesbezüglichen Projekte, verlautbarte Turkish umgehend. Obwohl beide Airlines über die Billig-Tochter "Sun Express" kooperieren.

"Eine Partnerschaft entwickelt sich eben. Wäre sie nicht harmonisch, würden wir doch Sun Express nicht machen", kalmiert Taskent. Allerdings: "Jeder hat seine eigenen Ziele. Der Markt ist groß genug für Lufthansa und Turkish."

Das Image als Gastarbeiter-Carrier hat die Gewinne einfliegende Turkish längst nicht mehr. Vor zehn Jahren wurden 14 Millionen Passagiere befördert, heuer werden es 55,6 Millionen. Bis 2023 soll die Flotte von 262 auf 435 Flugzeuge aufgestockt werden. Dann, zum hundertjährigen Jubiläum der Staatsgründung, soll in Istanbul der weltweit größte Flughaben in Betrieb gehen. Erdogans "Siegesdenkmal" ist für 150 Millionen Passagiere konzipiert.

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