Trzesniewski: Nur mehr 40 Prozent Laufkunden

Trzesniewski: Nur mehr 40 Prozent Laufkunden
Der Kult-Brötchen-Streicher setzt auf Online-Verkauf, will ansonsten aber "nicht auf jeden Hype aufspringen".

Seit mehr als 110 Jahren, genauer seit 1902, gibt es sie, die Brötchen mit Aufstrich von Trzesniewski. Auch wenn der Name nie leicht auszusprechen war, sind die kleinen Appetithäppchen in ganz Wien bekannt und darüber hinaus in aller Munde. Der nachhaltige Erfolg beruht auf der revolutionären Geschäftsidee des Firmengründers Franciszek Trzesniewski: Er faschierte die Beläge zu Aufstrichen und teilte später seine Brote in kleine Portionen. Damit ermöglichte er den Wienern einen schnellen Imbiss ohne Besteck und ohne Teller - einfach zum Abbeißen. "Unser erfolgreiches Bestehen führen wir auch darauf zurück, dass unser Produkt seit jeher dasselbe ist. Wir setzen auf eben diese Tradition, die Teil der Wiener Esskultur ist", sagt Trzesniewski-Chefin Sabine Weiss.

Trzesniewski: Nur mehr 40 Prozent Laufkunden

Neue Vertriebswege

Ein Teil der Wiener Esskultur hat sich aber über die Jahre verändert, das Laufgeschäft. Trzesniewski betreibt neben dem "Buffet" in der Dorotheergasse 1 insgesamt neun Filialen in Wien, der Umsatz liegt im mittleren einstelligen Millionenbereich. Dennoch beträgt der Anteil der Laufkunden am Gesamtumsatz nur noch rund 40 Prozent. Auch ein Traditionsunternehmen wie Trzesniewski kann also nicht auf das Paketgeschäft und den Online-Verkauf verzichten. "Genau hier sehen wir noch beachtliches Potenzial. Denn wir können sehr große Mengen innerhalb kurzer Zeit vorbereiten und in unseren praktischen Mitnahmekartons zustellen. Selbst Bestellungen von bis zu 5.000 Brötchen können wir problemlos am selben Tag abwickeln", erklärt Weiss. Dafür wurde der eigene Web-Shop neu aufgestellt und seit kurzem gibt es eine Kooperation mit Veloce, der die Pakete zustellt. Der Vorteil für den Kunden: Bei Kreditkarten- und Firmenrechnungszahlungen sind keine Barauslagen mehr für die Zustellung notwendig und die Lieferkosten konnten auf 9,90 Euro reduziert werden.

Tradition als Erfolgsrezept

Von neuen Vertriebswegen abgesehen, gab es über die Jahrzehnte nur in der Art der Produktion verschiedene Versuche, das "Streichen" der Brötchen von Hand mit einer Gabel maschinell zu vereinfachen. Von einer Maschine, die die Aufstriche aufspritzte bis hin zu Förderbändern aus der Küche hat sich allerdings nur eine Weiterentwicklung durchgesetzt: Die "Brötchen-Schneidemaschine". Sie stellt sicher, dass jede Brotscheibe auch wirklich gleich groß ist. "Wir müssen nicht auf jeden Hype aufspringen, denn die Kunden wissen was sie bei uns bekommen. Und das schmeckt ihnen auch", sagt Weiss. Übrigens ist die "Gabelmethode" bis heute das Geheimnis hinter der speziellen Optik und das Markenzeichen der Trzesniewski-Brötchen.

Speck mit Ei

18 der aktuell 23 Brötchensorten sind seit den Anfängen des Unternehmens im Programm. Die Aufstriche werden immer noch nach den geheimen Originalrezepturen in der Firmenzentrale im 23. Bezirk hergestellt. Die beliebtesten Sorten sind seit jeher Speck mit Ei, Matjes mit Zwiebel und Geflügelleber. "Ab und zu ein neues Brötchen ins Sortiment aufzunehmen (der KURIER berichtete), sorgt für Abwechslung und Überraschung – das Grundkonzept bleibt aber gleich", unterstreicht Sabine Weiss. Das Unternehmen verarbeitet pro Tag ungefähr 600 Kilo Schwarzbrot und 1.000 Kilo Aufstrich. Pro Jahr werden rund 4,5 Millionen Brötchen verkauft und dafür zwischen 1,5 und 2 Millionen Eiern aus Bodenhaltung benötigt. An Spitzentagen streichen die rund 80 Mitarbeiter bis zu 50.000 Brötchen mit der Hand, für Großbestellungen wird auch filialübergreifend zusammengearbeitet. Auf künstliche Konservierungsmittel, Farbstoffe sowie Geschmacksverstärker wird seit jeher verzichtet.

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