Trotz Corona: Plus bei Immobilienverkäufen im ersten Halbjahr

Trotz Corona: Plus bei Immobilienverkäufen im ersten Halbjahr
Remax: Um 4,9 Prozent mehr Transaktionen. Gesamtvolumen aber unverändert bei 16,4 Milliarden Euro.

In den amtlichen Grundbüchern zeigen sich noch wenig Corona-Auswirkungen. Die Zahl der Immobilienverkäufe legte heuer im ersten Halbjahr gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 4,9 Prozent zu; das Transaktionsvolumen blieb mit 16,4 Mrd. Euro unverändert, auch wenn die Anzahl der Transaktionen bundesweit um rund 3.100 gewachsen ist, wie der Maklerverbund Remax am Mittwoch bekanntgab.

Daraus zu schließen, dass Immobilien generell billiger geworden seien, "ist falsch", betonte Remax-Österreich-Manager Anton Nenning. "Vielmehr ist die Anzahl der quasi kleinen Transaktionen gestiegen." So hätten sich in den vergangenen fünf Jahren die Verbücherungen von Parkplätzen beinahe versechsfacht.

Aber auch Hausanteilsverkäufe haben laut Nenning fast um das Fünffache zugelegt, während Schwergewichte, wie zum Beispiel die Verkäufe von Zinshäusern und Zinshausanteilen, um ein Drittel eingebrochen sind. Generell sei ein massiver Rückgang bei Betriebsgebäuden und anderen Großinvestitionen festzustellen.

Insgesamt wurden 2020 bis Juni für 67.302 Immobilien neue Eigentümer verbüchert. Das waren auch um 3,7 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2018. "Die Verkaufszahlen haben im ersten Halbjahr 2020 in Summe zwar zugelegt, aber die drei wichtigsten Objektgruppen, nämlich Eigentumswohnungen, Einfamilienhäuser und Grundstücke waren im ersten Halbjahr zusammen um 6,4 Prozent rückläufig", relativierte Remax-Österreich-Chef Bernhard Reikersdorfer.

Die tatsächlichen Auswirkungen von Covid-19 würden erst die Auswertungen für das Gesamtjahr zeigen. "Entscheidend für die Marktentwicklung in den nächsten Monaten wird die Kreditvergabe der Banken an Privatpersonen sein." Immobilien seien aber sowohl bei Eigennutzern als auch Anlegern weiterhin hoch im Kurs, daran werde sich auch nicht so rasch etwas ändern.

Vorerst zeigten die Verbücherungszahlen der Grundbuchsgerichte in der Halbjahresstatistik des Remax-Immo-Spiegels oberflächlich noch wenig Spuren von Pandemie und Shutdown. In den meisten Bundesländern liegen sie sogar über den Vorjahresvergleichswerten.

Allerdings dürfe dabei der Zeitfaktor nicht übersehen werden: Bis Mitte März waren Kaufanbot-Legung, Kaufanbot-Annahme, Kaufvertragserstellung und -unterfertigung sowie notarielle Beglaubigung uneingeschränkt möglich, ebenso die darauffolgende Berechnung der Immobilienertragsteuer und der Antrag auf Verbücherung.

Inwieweit sich der Shutdown auf die Vertragsabschlüsse ausgewirkt hat, ob sie sich nur nach hinten verschoben haben oder gesamthaft verändert, werden den Immobilienexperten zufolge erst die Ganzjahreszahlen zeigen.

Nach einem "extrem starken Start" im Jänner und einem "überraschend guten" Februar folgte der schwächste Monat März - mit dem behördlich verfügten Shutdown zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie ab Mitte des Monats kam auch der Immobilienmarkt kurzzeitig zum Stillstand.

In Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg lagen die Verkäufe heuer zwischen Jänner und Juni dennoch vorerst sogar über der Vergleichsperiode im Rekordjahr 2018. Der Wert der in der Steiermark gehandelten Immobilien erreichte - nach einer Explosion im Vorjahr - wieder das Niveau von vor zwei Jahren. Am höchsten war die prozentuelle Steigerung in Oberösterreich und in Salzburg.

Die meisten Transaktionen gab es heuer im ersten Corona-Halbjahr in Niederösterreich vor Wien und Steiermark. Wertmäßig führt allerdings die Bundeshauptstadt mit mehr Umsatz als die beiden nachfolgenden Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich zusammen. Die Steiermark rangierte dahinter auf Platz vier. Der teuerste Immo-Verkauf des ersten Halbjahres ging in Salzburg über die Bühne - dort wechselte ein Bürogebäude um 89 Mio. Euro den Eigentümer.

Den Immobilienmarkt regelrecht "befeuert" hätten heuer in den ersten sechs Monaten die Bundesländer Salzburg und Oberösterreich: Von den 3.131 Verkäufen, die 2020 mehr als 2019 verbüchert wurden, lagen 37,3 Prozent in Salzburg (1.169) und 26,4 Prozent in Oberösterreich (826). Damit hätten stemmten sie mengenmäßig fast zwei Drittel des österreichischen Gesamtwachstums.

Wien verzeichnete 732 Mehrverkäufe, Vorarlberg 327, die Steiermark 162, Kärnten und Niederösterreich jeweils 136 und Tirol 73. Im Burgenland hingegen kam es zu 430 Immobilienverbücherungen weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die Immo-Verkaufsumsätze "gedämpft" habe die Steiermark: Nach dem Rekordwert von 2019 mit 2,24 Mrd. Euro habe sich das Bundesland mit einem Volumen von 1,87 Mrd. Euro etwas über dem Umsatz von 2018 eingependelt: Die fehlenden 369 Mio. Euro drückten schwer auf das Bundesergebnis, resümierte Remax. Da fielen die fehlenden 35 Mio. Euro in Wien und die 18 Mio. Euro im Burgenland kaum ins Gewicht.

Bei den Verkaufsvolumina am meisten zulegen konnten die Bundesländer Oberösterreich (plus 170 Mio. Euro), Salzburg (plus 115 Mio. Euro) und Vorarlberg (plus 62 Mio. Euro).

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