Der heimische Zeitarbeitspionier Trenkwalder richtet sich neu aus und forciert das Outsouring-Geschäft. Statt nur Personal zur Verfügung zu stellen, das ohnehin rar ist, erledigt er für Firmen ganze Geschäftsprozesse wie Personalwesen, Kundenservice, technischen Support oder Rechnungslegung. Erste Referenzkunden in Deutschland und in Österreich, etwa Thalia oder Weltbild, gibt es bereits.
Die – zunehmend digitalisierte Arbeit – wird dann auch in Billiglohnländern wie der Türkei oder Kosovo erledigt. Der KURIER sprach mit dem neuen Österreich-Chef Mark Pollok über die Offshoring-Pläne, Inder am Arbeitsmarkt und die Herbstlohnrunde.
KURIER: Sie wollen in Österreich das Outsourcing-Geschäft forcieren. Wie groß soll der Bereich werden?
Mark Pollok: Wir wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren von 1.000 auf 2.500 bis 3.000 Beschäftigte aufstocken. Wir haben soeben eine Niederlassung im Kosovo eröffnet und die ersten Mitarbeiter dort eingestellt. In Istanbul sind es schon knapp 500 Mitarbeiter. Wir befinden uns in einer digital vernetzten Welt, wo die Mitarbeiter nicht unbedingt vor Ort sein müssen, sondern überall am PC sitzen können. Der potenzielle Kundenkreis etwa bei Start-ups oder im Gesundheitswesen ist riesig, auch wegen des Personalmangels.
Ist das Personal in der Türkei und im Kosovo bei Trenkwalder angestellt oder sind das Heimarbeiter auf Werkvertragsbasis?
Zu 100 Prozent angestellt. Wir haben in jedem Land eine eigene Gesellschaft. Etwa die Hälfte arbeitet vom Büro aus, die andere von zu Hause. Und ja, die Lohnkostenstruktur ist natürlich niedriger.
Wie hoch ist die Personalkostenersparnis?
Ein Kunde, der Services an uns auslagert, kann mit einer Kostenersparnis von 20 bis 30 Prozent seiner Kundenprozesskosten rechnen. Es gibt ganz neue Verrechnungsmodelle, sowohl nach Stunden, wie in der Zeitarbeit, als auch nach Leistung, also etwa pro geschlossener Abrechnung. Die Leistung kann dadurch in der Türkei ebenso erbracht werden wie in Polen oder im Kosovo.
Ja, in Südafrika etwa. Großes Potenzial sehen wir noch in Kroatien, wo es viele Talente gibt. Gespräche über Partnerschaften gibt es auch in Kasachstan oder Georgien, die den Fokus klar auf Westeuropa richten. Es geht darum, dass Personal für eine bestimmte Zeit nach Europa kommt und dann wieder zurückkehrt. Weiters planen wir den Markteintritt in den Niederlanden, wo die Zeitarbeit im Gegensatz zu Österreich noch immer wächst.
Ihr Vorgänger plädierte für mehr Arbeitsmigration nach Österreich. Die Hürden für die Rotweißrot-Karte wurden jetzt gesenkt. Zufrieden?
Ein erster wichtiger Schritt. Wir haben jetzt schon ein Partner-Netzwerk auf den Philippinen oder im Iran, wo wir ständig Bewerbungen von Fachkräften wie Schweißern oder Elektriker erhalten. Wir könnten jederzeit Personal in Mangelberufen rekrutieren und vermitteln, dürfen als Personaldienstleister aber kein Personal aus Drittstaaten überlassen. Diese Frage muss gelöst werden.
4.000 Beschäftige
Der seit 2011 zur deutschen Droege-Gruppe gehörende Personaldienstleister strukturiert sein Geschäft um. Der Personalstand in Österreich sank binnen zwei Jahren von 5.500 auf
ca. 4.000 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug im Vorjahr 230 Mio. Euro um. Das operative Ergebnis knapp 1 Mio. Euro. Trenkwalder zählt neben Hofmann und TTI zu den Top 3 der Branche. Die gesamte Gruppe beschäftigt 20.000 Mitarbeiter
Neuer Chef
Der Deutsche Mark Pollok (38) folgte im April 2022 Arno Wohlfahrter als Geschäftsführer von Trenkwalder Österreich nach. Pollok ist auch für Deutschland zuständig und Mitglied im Vorstand der Trenkwalder-Gruppe
Es kommen derzeit viele Inder. Sehen Sie hier Potenzial für den Arbeitsmarkt?
Absolut. Nach den Menschen aus Bosnien stellen die Inder derzeit die größte Gruppe bei den Anträgen auf die Rotweißrot-Karte. Ich würde einen einfacheren Zugang vor allem im IT-Bereich begrüßen. Inder sprechen sehr gut Englisch und wären etwa für den technischen Support sehr gut ausgebildet.
Die Metaller streiten gerade um höhere Löhne. Halten Sie die Gewerkschaftsforderung von 10,6 Prozent plus für gerechtfertigt?
Das werden die Verhandlungen zeigen. Es war immer so, dass das Gehaltsplus höher war als die Inflation. Das wird man wohl wahrscheinlich wieder durchbekommen.
Ein hoher Lohnabschluss könnte das Outsourcing-Geschäft ankurbeln, oder?
Klar. Für Prozessauslagerungen stehen wir jederzeit zur Verfügung.
Es gab zuletzt Gerüchte über eine finanziell angespannte Lage bei Trenkwalder Österreich. Wie geht es dem Unternehmen jetzt?
Wir haben ein Darlehen von unserem Gesellschafter erhalten, der an das Unternehmen glaubt und hinter der Neuausrichtung steht. Wir sind schuldenfrei und haben im letzten Jahr mit Trenkwalder den Turnaround geschafft. Für das laufende Jahr werden wir ein positives operatives Ergebnis ausweisen, sowohl in Österreich als auch in der Gruppe.
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