Treibhausgas-Prämien: E-Auto-Fahrer erhalten weniger Geld

Elektroauto vor einem Gebäude mit darauf projiziertem E-Mobilität Schriftzug.
Weil Elektromotoren im Betrieb kein Kohlendioxid erzeugen, können sich Besitzer von E-Autos so genannte Treibhausgasprämien, auch E-Quote genannt, abholen. Eine Reihe von Anbietern boten bis vor Kurzem noch bis zu 450 Euro dafür, dass E-Auto-Fahrer ihnen CO2-Zertifikate überlassen, die sie dann an die Mineralölindustrie weiterverkaufen können. Momentan lassen sie dafür allerdings nicht mehr so viel Geld springen. 105 Euro sind es derzeit maximal pro Jahr.
Mehr Ausgaben, weniger Einnahmen
Für Elektroautobesitzer ist das eine schlechte Nachricht. Ihre Kosten sind heuer bereits stark gestiegen. E-Autos waren bisher von der motorbezogenen Versicherungssteuer ausgenommen, seit 1. April sind sie es nicht mehr. Das Sinken der THG-Prämie fällt dadurch besonders auf. "Die Prämien müssten eigentlich steigen", sagt Burkhard Schwarz, der die Prämienhöhen seit Jahren beobachtet und auf einem eigenen Vergleichsportal publiziert.
Ausweichroute für Mineralölkonzerne weggefallen
Mineralölkonzerne seien laut dem Experten eigentlich auf die Zertifikate der Elektromobilisten angewiesen - umso mehr, seitdem eine Ausweichroute weggefallen ist. Sie nennt sich "Upstream Emission Reduction" (UER). Unternehmen erhielten dabei Zertifikate für Emissionseinsparungen bei der Förderung und dem Transport von Rohöl, bevor dieses noch in einer Raffinerie verarbeitet wurde. CO2-Zertifikate benötigen Mineralölkonzerne, um Treibhausgasemissionen zu kompensieren, die sich durch ihr Geschäft nicht vermeiden lassen.
Viele verschiedene Unternehmen zahlen eine THG-Prämie aus, z.B. Quotlix, Carbonify, Elektrovorteil, Neoom, ePuls, Instadrive oder der ÖAMTC. Eine Online-Anmeldung und das Hochladen eines Fotos des Zulassungsscheins reicht. Die Prämie bekommt man entweder sofort oder nach einer Wartezeit. Das kann bis zu 1,5 Jahre dauern, dafür ist dann die Summe meist höher.
Bei UER sei es oft nicht mit rechten Dingen zugegangen, schildert Schwarz. Zertifikate wurden zum Teil für Projekte zur Emissionsreduktion ausgestellt, die entweder gar nicht existierten oder keine erkennbare Wirkung hatten. "Da sind obskure Sachen passiert. Ein Hühnerstall in China wurde als CO2-Sparprojekt ausgewiesen. Das war wirklich haarsträubend." Das Umweltbundesamt stellt nun keine Zertifikate mehr für UER aus.
Wo kommen die Zertifikate nun her?
Laut dem Fachverband der Mineralölindustrie sind die Herstellung von Biokraftstoffen und der Zukauf von Stromzertifikaten von Ladestationsbetreibern und E-Auto-Besitzern die einzigen Möglichkeiten, um THG-Reduktionsverpflichtungen zu erfüllen.
Mineralölkonzerne müssten nun eigentlich wieder vermehrt THG-Zertifikate von E-Auto-Fahrern kaufen, es scheint aber weiterhin eine Lücke zu geben. "Ich gehe davon aus, dass neue Tricks laufen, wir aber noch nichts davon wissen", vermutet Schwarz.
Viele nutzen die THG-Prämie gar nicht
Dass deutlich mehr E-Auto-Fahrer von der Möglichkeit, sich eine THG-Prämie abzuholen, Gebrauch machen und die Prämienhöhe deshalb sinkt, schließt Schwarz aus. Der Anteil der THG-Prämienbezieher unter den E-Auto-Fahrern in Österreich beträgt rund 50 Prozent. Das bedeutet, dass für rund 100.000 E-Autos im Land keine Prämie beantragt wird.
In Deutschland liegt der Anteil der Prämienbezieher bei zwei Dritteln. Laut Schwarz könnte dies daran liegen, dass deutsche E-Auto-Fahrer besser über die THG-Prämie bzw. E-Quote Bescheid wissen. Ein Faktor, warum die Prämie von vielen nicht abgeholt wird, könnte aber auch der moderate Ertrag sein.
"Vor zwei Jahren war die Prämienhöhe noch sehr attraktiv. 100 Euro sind dagegen ein kleines Taschengeld. Der eine oder andere hat dann vielleicht keine Lust sich den Aufwand anzutun - obwohl das in fünf Minuten erledigt ist", so Schwarz. Bei der Zahl der Anbieter, die THG-Prämien anbieten, habe es eine Konsolidierung gegeben.
Vorsicht bei der Wahl des Anbieters
Bei der Auswahl des Anbieters müsse man laut dem Experten vorsichtig sein. Ein kritischer Punkt sei die Vertragsverlängerung. E-Auto-Fahrer melden sich manchmal bei einem Anbieter an und bleiben nach einem Jahr automatisch Kunde. Die Prämienhöhe kann sich dabei aber stark verändern.
"Es gab schon Fälle, wo Kunden zunächst 100 Euro bekamen und im Jahr darauf nur 30 Euro." Für einen Wechsel zu einem anderen Anbieter war es zu spät, weil die Kündigungsfrist versäumt wurde. Der Schaden halte sich zwar in Grenzen, "aber das sind keine professionellen und verlässlichen Geschäftsgebaren."
Quotenpooler sind für das System notwendig
Zwischenhändler umgehen kann man kaum. Für jedes E-Auto wird ein pauschales Ladevolumen von 1.500 Kilowattstunden angenommen. Das Umweltbundesamt stellt Zertifikate allerdings erst ab einem Volumen von 100.000 kWh aus. Man müsste also theoretisch 67 E-Autos besitzen, um einen Alleingang machen zu können. Zwischenhändler sammeln dagegen Anträge einzelner E-Auto-Besitzer, um das Mindestvolumen zu übertreffen. Daher werden sie auch als Quotenpooler bezeichnet.
Verkauft oder kauft man im Übrigen ein E-Auto während eines Jahres, erhalten in Österreich Vorbesitzer und neuer Besitzer einen aliquoten Anteil an der THG-Prämie. In Deutschland wird dieser Verwaltungsaufwand nicht betrieben. Dort erhält nur jener Besitzer die Prämie für das ganze Jahr, der sie früher beantragt hat.
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