Wie bedenklich die 7-Tages-Inzidenz im beliebten Urlaubsland Kroatien ist, hängt ganz davon ab, wen man fragt. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC hat die Adriaküste wie berichtet in der Corona-Karte von Grün auf Orange gestuft. Aus Sicht der Touristiker vor Ort ärgerlich.
„Ich fühle mich in Istrien sicherer als in Österreich“, sagt etwa Gustav Wurmböck, Aufsichtsratschef der Valamar-Riviera-Gruppe, die 36 Hotels und 15 Campingplätze in Kroatien betreibt. „Die 7-Tages-Inzidenz in Istrien liegt derzeit bei 2 pro 100.000 Einwohner und dabei bei einem Viertel des Wertes vom Burgenland“, sagt Wurmböck und fügt hinzu: „Gleichzeitig hat man in Österreich das Gefühl, Corona ist abgeschafft und es gibt keine Corona-Regeln mehr.“
In Kroatien seien die Maßnahmen noch viel strenger – beginnend bei der Maskenpflicht für Kellner bis hin zur Sperrstunde um Mitternacht. Zumindest theoretisch. Denn in manchen Landesteilen, vor allem im Süden, kümmern sich viele herzlich wenig um die Einhaltung der Vorschriften.
Regionale Unterschiede
Entsprechend unterschiedlich auch die Sieben-Tages-Inzidenz entlang der Küste. In der Region um Zadar, die derzeit die schlechteste Lage hat, liegen die Inzidenzzahlen bei 98,7, in der Region Split-Dalmatien betragen sie 44,9 und rund um Sibenik 57,9. Die Region um Dubrovnik hat derzeit eine Inzidenz von 47 pro 100.000 Einwohner.
In Kroatien verbringen derzeit rund 500.000 Touristen ihren Urlaub, der Start in die Hochsaison ist mit der Botschaft, dass man ein "sicheres Urlaubsland" sei, gut gelungen. Auch in der ersten Jahreshälfte war die Branche zufrieden: Das Adrialand zählte insgesamt 2,6 Millionen Urlauber und 11,8 Millionen Gästenächtigungen.
Sowohl die Ankünfte als auch die Nächtigungen waren im ersten Halbjahr um rund 50 Prozent höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, teilte das kroatische Tourismusministerium mit. Ausländische Gäste waren in den ersten sechs Monaten für den Großteil der Übernachtungen (9,1 Millionen) verantwortlich. Die meisten Touristen kamen aus Deutschland, Slowenien, Österreich, Polen und Tschechien.
Allein im Juni wurden 1,5 Millionen Urlauber in Kroatien gezählt, sie sorgten für 7,9 Millionen Übernachtungen. Verglichen mit Juni 2020 stiegen die Ankünfte und Nächtigungen um rund 60 Prozent. Die meisten Übernachtungen entfielen auf Gäste aus Deutschland (1,6 Millionen), gefolgt von Slowenen (1,2 Millionen) und Österreichern (805.000).
Für Kroatien-Urlauber aus Österreich gilt derzeit bei der Einreise die berühmte 3-G-Regel, zudem wird geraten, sich schon vor der Einreise online zu registrieren. Bei der Rückkehr gibt es keine Quarantäne-Vorschriften – auch hier gelten die 3-Gs (wobei man sich in vielen Hotels testen lassen kann).
Ob das so bleibt, traut sich Wurmböck angesichts der volatilen Lage nicht einzuschätzen. „Aus jetziger Sicht gibt es aber überhaupt gar keinen Grund, um über Verschärfungen nachzudenken“, sagt er mit Verweis auf die Corona-Entwicklungen in beiden Ländern. Das deutsche Robert Koch Institut (RKI) geht bei Reisewarnungen jedenfalls differenziert vor und hat nur die Region Zadar auf Orange gestuft.
Aus Sicht von Gregor Kadanka, Sprecher der österreichischen Reisebüros, macht oranges Licht noch keinen großen Unterschied zu Grün. „Ich gehe davon aus, dass die aktuell gültige 3-G-Regel weiterhin gilt, alles andere wäre ja unsinnig.“ Bevor es zu Verschärfungen kommt, solle man besser versuchen, die Einhaltung bestehender Regeln durchzusetzen. So berichten Autoreisende, dass sie bei der Rückreise nach Österreich mehr oder weniger durchgewinkt bzw. nur halbherzig gefragt wurden, ob sie geimpft, genesen oder getestet sind.
Von einem Sommer wie damals könne trotz offener Grenzen keine Rede sein, sagt Kadanka: „Super ist anders.“
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