"Leute haben Lust und Geld": Hohe Hoffnungen des Wintertourismus

"Leute haben Lust und Geld": Hohe Hoffnungen des Wintertourismus
Die Tourismusbranche blickt optimistisch auf die bevorstehende Wintersaison. Langfristig erwachsen allerdings Herausforderungen: Skigäste werden immer älter.

Die heimische Tourismusbranche blickt optimistisch auf die kommende Wintersaison

"Die wirtschaftliche Situation der Gäste hat sich im Vergleich zum Vorjahr in nahezu allen Märkten verbessert", sagte Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) am Donnerstag per Videobotschaft bei einem Medientermin des Netzwerks Winter in Kaprun. "Die Sparneigung geht zurück. Interesse für Wintersporturlaub ist in den wichtigen Herkunftsmärkten stetig gestiegen."

Untermauert wird diese Einschätzung durch Daten aus der aktuellen Winterpotenzialanalyse der Österreich-Werbung (ÖW). "17 Millionen Gäste planen heuer fix einen Winterurlaub in Österreich, 29 Millionen Personen haben das fest oder ziemlich sicher vor", sagte ÖW-Chefin Astrid Steharnig-Staudinger. "Reisen liegt grundsätzlich hoch im Kurs, die Menschen haben Lust und Geld." Beim Thema Winter im Schnee liege Österreich in neun der zehn abgefragten europäischen Märkte unter den Top 2, nur im Vereinigten Königreich auf Platz 4. Die Topposition halte man in Österreich, Deutschland, den Niederlanden und Ungarn.

Skigäste immer älter: "Jugend dringend fördern"

"Wir sehen, dass die Schneesicherheit zurückgeht, aber die Menschen kommen nicht wegen der Talabfahrt nach Österreich. Wir haben wunderbare schneesichere Gebiete in hohen Lagen", sagte Steharnig-Staudinger

Dennoch stehe der Wintertourismus vor Herausforderungen: "Das Alter, in dem Leute mit dem Skifahren aufhören, sinkt. "Mitunter schwenken schon Menschen unter 50 Jahren auf Tourengehen oder Langlaufen um." Der durchschnittliche Wintergast sei mittlerweile über 50 Jahre, der durchschnittliche Skifahrer 39 Jahre alt. "Wir müssen dringend etwas tun, um die Jugend zu fördern."

In großen Städten hätten viele Schüler Migrationshintergrund, in Wien etwa rund 40 Prozent. "Wir müssen diese Kinder und ihre Eltern fürs Skifahren begeistern." Wie das gelingen kann, war den Touristikern am Donnerstag aber nicht klar. "Ausgearbeitete Strategien gibt es noch nicht", sagte Holger Sicking, Leiter der ÖW-Tourismusforschung zur APA. Man sei sich aber einig, dass die Motivation über Eltern schwierig sei und wohl den Schulen eine wichtige Rolle zukomme. Das sah auch Franz Hörl, Obmann des Fachverbandes der Seilbahnen, so: "Wir müssen die Lehrer motivieren, mit Kindern in den Wintersporturlaub zu fahren - und die Jungen mit Gratiskarten oder günstigen Karten bis ins Studienalter hinein unterstützen."

Klimawandel als Herausforderung

Neben dem Nachwuchs stelle der Klimawandel eine Herausforderung dar: "Die Gäste sehen, dass der alpine Wintertourismus in den kommenden zehn bis 20 Jahren vor großen Veränderungen steht", sagte Sicking. "Sie gehen davon aus, dass Wintersport wie gewohnt nicht mehr an allen Tagen möglich sein wird. Aber sie sind realistisch und flexibel. Die Gäste rechnen mit Wintersport in höheren Lagen, kürzeren Saisonen, einer Verknappung des Angebots und mit höheren Preisen."

Darum sei es wichtig, attraktive Alternativen für Nicht-Skifahrer oder Begleitpersonen zu bieten und zu bewerben. Aktuell würden nach dem Skifahren das Winterwandern bei den Aktivitäten ganz oben stehen, gefolgt von Wellness, Kulinarik und dem Langlaufen. Eines sei jedoch ebenfalls klar: "Eine gleichwertige Alternative zum Skierlebnis gibt es nicht. Das lässt sich auch mit bester Kulinarik und Wellness nicht ersetzen." Sickings Fazit: "Schnee ist nicht alles. Ganz ohne Schnee ist jedoch alles nichts."

Das Netzwerk Winter ist eine Plattform, auf der sich Vertreter von Seilbahnen, Skiindustrie, Skilehrerverband und Touristiker austauschen und ihre Interessen nach außen vertreten.

Kommentare