Top-Manager wird neuer Chef der Spanischen Hofreitschule
Diesmal hat sich die Parteipolitik ganz offensichtlich nicht eingemischt. Alfred Hudler, einer der besten Marketing-Manager des Landes, wurde am Mittwoch vom Aufsichtsrat einstimmig zum neuen Chef der Spanischen Hofreitschule bestellt. Sein Vertrag läuft bis November 2027.
Der Schwerpunkt in der Ausschreibung lag nicht auf Pferde-Wissen, davon gibt es im Unternehmen ausreichend. Der neue Chef sollte Führungserfahrung bei Unternehmen vergleichbarer Größe haben, betriebswirtschaftliches Know-how mitbringen und ein Profi in Produktentwicklung, Marketing und Sales sein, mit Erfahrung auf internationalen Märkten. "Wissen über Reitkunst war keine Voraussetzung. Es geht um Management und um Führungsaufgaben", sagte der neue Aufsichtsrats-Chef Martin Winkler.
Alle diese Kriterien erfüllt Alfred Hudler perfekt. Der charismatische 63-Jährige bringt jahrzehntelange Erfahrung als Vorstand einer traditionellen österreichischen Unternehmensgruppe mit. Er begann 1991 bei Vöslauer und wurde vier Jahre später bereits Vorstandsvorsitzender. Er schaffte es, den Marktanteil von 15 auf 40 Prozent zu steigern und die langjährige Nummer eins (Römerquelle) zu überholen. Die biedere Marke Vöslauer wurde unter ihm international und glamourös, Hudler holte Superstars wie Claudia Schiffer als Testimonials.
2018 wechselte Hudler als Vorstandssprecher in den Mutterkonzern Ottakringer. Sein Vorstandsvertrag war im Vorjahr ausgelaufen. Hudler blieb als Berater weiter an Bord. Der ehemalige Leistungssportler hat als Manager auch Qualitäten als Teamplayer, seine Erfahrungen als Coach im Teamsport wird er in der Hofreitschule gut brauchen können. Hudler war Profi-Handballer und Nationalspieler.
Professionalisierung
Sein Job ist es nun, die alt ehrwürdige Institution Hofreitschule zu professionalisieren und Ruhe in das Unternehmen zu bringen. Die Stimmung im Unternehmen hatte sich unter Sonja Klima extrem verschlechtert. Der internationale Berater EY durchleuchtete die Hofreitschule und konstatierte viel Handlungsbedarf. Sowohl in der Positionierung nach außen als auch intern. So wurden klare Ziele und eine Mehrjahresplanung für alle Abteilungen empfohlen, ein überarbeitetes Organigramm mit klaren Aufgabenverteilungen, Implementierung eines Prozessmanagements und die Einführung einer, beim Aufsichtsrat angesiedelten, internen Revision.
Sowohl EY als auch der Rechnungshof hatten eine Straffung der Strukturen und Kosteneffizienz empfohlen. Wichtig sei, summierte EY, die Balance zwischen exzellenter traditioneller Reitkunst und modernem Angebot zu finden.
Für die Unternehmensgröße sei ein Geschäftsführer ausreichend, neben dem eine starke, zweite Führungsebene installiert werden soll, argumentierte Winkler. Das Vier-Augen-Prinzip funktioniere mit einem Prokuristen. Hudler sei eine der anerkanntesten Führungskräfte in Österreich, der jahrzehntelange Erfahrung in einer österreichischen Unternehmensgruppe und mit dem Aufbau von starken Marken habe, betonte Winkler.
Die Verträge von Klima und dem kaufmännischen Geschäftsführer Erwin Klissenbauer laufen mit Ende November aus. Die Bestellung der Ex-Gattin des ehemaligen SPÖ-Bundeskanzlers Viktor Klima, die nicht den Ausschreibungsbedingungen entsprach, sorgte für viel Wirbel. Der prominente Fach-Beirat empörte sich über „Postenschacher“ und „Fehlbesetzung“ und trat geschlossen zurück. Auch Ex-ÖVP-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein verabschiedete sich als Aufsichtsrat. Klima wurde vom damaligen türkisen Bundeskanzler Sebastian Kurz in den Sattel der Hofreitschule gehievt, sie hatte zuvor die niederösterreichische ÖVP-Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner im Wahlkampf unterstützt.
Aufsichtsratschef Winkler, Chef des Verkehrsbüros, des größten heimischen Tourismuskonzerns, gilt als politisch unabhängig. Ebenso der Headhunter – Michael Schaumann, Partner von Stanton Chase, der den mehrstufigen Bestellprozess begleitete. So unpolitisch sei noch keine öffentliche Ausschreibung vonstatten gegangen, meinte Schaumann. Winkler betonte, dass sich weder Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) noch der Bundeskanzler in die Bestellung involviert hätten. Totschnig betonte in einer Aussendung, dass die Besetzung vom Aufsichtsrat durchgeführt worden sei. Er sei überzeugt, dass Hudler "unsere Lippizaner mit seiner Expertise in Unternehmensführung und Markenaufbau in eine moderne, wirtschaftliche sichere Zukunft führen wird".
Beworben hatten sich 42 Kandidaten und Kandidatinnen, je zur Hälfte Männer und Frauen. Es gab zwei Hearings, mit 12 und 6 Kandidaten. Wie man hört, soll Klima nach den Hearings Letztgereihte geworden sein, auch Klissenbauer landete auf den hinteren Rängen.
Förderungen
Die Hofreitschule, die als Unesco-Weltkulturerbe zu den bekanntesten österreichischen Institutionen gehört, hat einen klaren gesetzlichen Auftrag, nämlich den Erhalt der Lipizzanerrasse und der hohen Schule der klassischen Reitkunst.
Heuer wurden Förderungen über zwei Millionen Euro abgerufen, davon eine Millionen Corona-Hilfe. 700.000 Euro kann die Hofreitschule noch im Rahmen einer Sonderförderung abrufen.
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