Tolles Treibes bei Staatsanleihen

Früher nur etwas für Langweiler, liefern die Bond-Märkte heute durchaus Nervenkitzel. Wie etwa eine griechische Anleihe mit astronomischen Renditen. Vielleicht.

ISIN: GR0110021236. Auf den ersten Blick nur eine Nummer. Doch die hat es in sich. GR0110021236 steht für eine griechische Staatsanleihe, die im März fällig wird und bei der schier unglaubliche dreistellige Renditen winken. Nicht von ungefähr nennen die Börsianer diese Anleihe schon „My big fat Greek bond“ (in Anlehnung an den Hollywood-Film „My big fat Greek wedding“, Anm).

Derzeit wird die 14,5 Milliarden Euro schwere Anleihe mit einem Kurs von rund 42 Prozent gehandelt. Die dazugehörende Rechnung: Anleger zahlen für den Bond (Nennwert 1000 Euro) lediglich 420 Euro. Am Ende der Laufzeit würden sie die vollen 1000 Euro plus Zinsen (sogenannter Kupon von 4,3 Prozent) bekommen.

Doch das Papier ist hochspekulativ. Ob Anleger die astronomischen Gewinne wirklich realisieren können, steht in den Sternen. Über einen freiwilligen Forderungsverzicht privater Gläubiger (Banken, Versicherungen, Fonds) wird derzeit in Athen gerungen. Kleinanleger werden zwar nicht mitmachen müssen. Wenn sich allerdings Athen entschließt, Staatsanleihen, die nach griechischen Recht ausgegeben wurden, mit einer Sondersteuer zu belegen, dann schmelzen die Renditen ebenfalls dahin. Geht Griechenland pleite, schauen ohnedies alle durch die Finger.

Rendite

Bonds aus Portugal, Irland, Spanien oder Italien bringen zwar nicht ganz so üppige Renditen wie der fette Grieche. Doch auch hier kann man weitaus bessere Erträge erzielen als beim Sparbuch.

Die Rendite der 10-Jahres-Schuldverschreibungen von Portugal liegen derzeit beispielsweise bei 13,5 Prozent. Freilich gilt auch hier zu bedenken, dass ein kompletter Zahlungsausfall durchaus im Bereich des Möglichen ist. Denn Experten sind sich uneins, ob Portugal, das ja ebenfalls unter dem Euro-Rettungsschirm Platz genommen hat, eine Staatspleite wird abwenden können.

Die Renditen des einst keltischen Tigers Irland, ebenfalls vom Rettungsschirm beschützt, liegen derzeit bei rund acht Prozent. Dublin, so die Meinung am Markt, wird es aber wohl schaffen, sich am eigenen Schopf aus der Verschuldungskrise zu ziehen.

Etlichen Anlegern sind diese Anleihen aber momentan zu heiß. In den vergangenen Wochen steuerten sie deshalb in Scharen sichere Anleihen-Häfen wie die USA oder Deutschland an. Dies führte so weit, dass Deutschland zuletzt sogar fürs Schuldenmachen bezahlt wurde. Berlin sammelte Anfang Jänner bei einer Auktion von Sechs-Monats-Papieren 3,9 Milliarden Euro ein. Anders als üblich musste es die Investoren dafür aber nicht mit Zinsen belohnen, sondern strich sogar eine Prämie von 240.000 Euro von den Anlegern ein.

Osteuropa

Eine Mischung aus Ertrag und Sicherheit bieten laut Erste Bank derzeit Staatsanleihen aus Osteuropa. Erste-Chefanalyst Friedrich Mostböck nennt drei Gründe, warum das wohl auch in den kommenden Monaten so bleiben werde: Die Staatsverschuldung von Tschechien, der Slowakei, Polen und anderen osteuropäischen Staaten liege deutlich unter dem Durchschnitt der Euro-Staaten.

Die Bonität der CEE-Länder wurde von den Ratingagenturen zuletzt bestätigt. Die Region kann mit ansehnlichen Wachstumsraten punkten.

Staatsanleihen: Rendite und Zinsen

Wer Staatsanleihen kauft, borgt einem Staat für eine festgelegte Zeit Geld und bekommt dafür fixe Zinsen. So wie auch Aktien können diese Anleihen jederzeit ge- und verkauft werden. Der jeweils aktuelle Kurs wird auch als Marktwert bezeichnet. Der unveränderbare Fixzins in Beziehung zum aktuellen Kurs der Anleihe ist die Rendite. Je tiefer der Anleihenkurs, desto höher die Rendite.

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