Tierhaltungskennzeichen auf Fleischwaren soll 2023 kommen

Tierhaltungskennzeichen auf Fleischwaren soll 2023 kommen
Minister Rauch lud Lebensmittelketten zu "Tierwohl-Gipfel". Bauernvertreter waren nicht eingeladen.

Tierschutzminister Johannes Rauch will mit einer eigenen Tierhaltungskennzeichnung die Nutztierhaltung verbessern. Ein solches Label soll nach Wunsch des Ministers schon im kommenden Jahr im heimischen Lebensmittelhandel eingeführt werden. Der Minister lud dazu am Freitag Vertreter des heimischen Lebensmittelhandels zu einem Round Table.

Lebensmittelkonzerne Spar, Rewe, Hofer und Lidl sprachen sich einhellig für eine entsprechende Kennzeichnung aus, forderten aber auch die Miteinbeziehung der Gastronomie. Ein entsprechendes Kennzeichnungssystem soll bis Jahresende ausgearbeitet und im kommenden Jahr umgesetzt werden, versprach Rauch. "Wir müssen anfangen, Tiere als Lebewesen zu sehen und nicht als Produkt", sagte Rauch beim "Doorstep" vor dem Gipfel.

Tierhaltungskennzeichen auf Fleischwaren soll 2023 kommen

"Tierfwohl-Gipfel" im Ministerium

Höherer Standard

Konsumentinnen und Konsumenten sollen damit die Möglichkeit bekommen, sich bewusst für Fleisch mit höheren Haltungsstandards zu entscheiden.  "Wir haben uns zusammen darauf geeinigt, bis Ende des Jahres in einem gemeinsamen Prozess eine entsprechende Kennzeichnung der Tierhaltungsform für Fleischprodukte zu erarbeiten", bilanzierte Rauch nach dem Treffen.

Eine künftige Tierhaltungskennzeichnung soll es demnach ermöglichen, mit einem Blick zu erkennen, welchem Tierhaltestandard die gekauften Fleischprodukte entsprechen. Geplant ist laut Gesundheitsminister auch, die Agrarmarkt Austria (AMA) einzubeziehen. "Viele Konsument:innen wollen wissen, wie die Tiere gelebt haben, deren Fleisch sie an der Ladentheke oder im Supermarkt kaufen", betonte Rauch.

Statement von Sozialminister Johannes Rauch (Grüne)

Kritik von Bauernvertretern

Kritik an dem Gipfel kam von der Landwirtschaftskammer und dem Bauernbund: Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, und Bauernbund-Präsident Georg Strasser bemängelten, dass keine Vertreter der Bauern zu dem Gipfel eingeladen waren. "Auf so einen Tisch gehören nicht nur Handels- und Ministeriumsbosse, sondern auch Vertreterinnen und -vertreter aus der Praxis - also jene Menschen, die von der Tierhaltung leben müssen", kritisierte Moosbrugger.

Bio Austria nannte die "verpflichtende Kennzeichnung von Fleisch nach Haltungsform richtig und notwendig. Am Beispiel der Kennzeichnung von Eiern ist ersichtlich, wie eine solche Maßnahme zu einer Win-Win-Win Situation für alle wird - für die Bäuerinnen, die KonsumentInnen und für die Tiere", betonte Bio Austria-Obfrau Gertraud Grabmann. "Wesentlich wird sein, dass das Modell leicht zu unterscheidende Stufen enthält."

Greenpeace protestierte

Vor dem Sozialministerium protestierten unterdessen Aktivistinnen und Aktivisten der Umweltschutzorganisation Greenpeace für die rasche Einführung eines Tierhaltungskennzeichens. Die Aktivisten kritisieren die mangelnde Transparenz bei Fleischprodukten und die Standards der AMA-Zertifizierung. So würde selbst AMA-zertifiziertes Fleisch nicht einmal die deutschen Tierhaltungs-Mindestkriterien erfüllen.

Tierhaltungskennzeichen auf Fleischwaren soll 2023 kommen

Schlimme Zustände in einem AMA-zertifizierten Mastbetrieb

Missstände in AMA-Mastbetrieb

Erst gestern, Donnerstag, wurden Bilder vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) veröffentlicht, die dramatische Zustände in einem AMA-zertifizierten Mastbetrieb zeigten. So sollen etwa tote Tiere unter den lebenden gelegen haben. Der VGT sprach von katastrophalen Zuständen mit zahllosen toten Tieren in verschiedenen Verwesungsstadien. Knochenreste würden beweisen, dass die Betreiber die toten Tiere sehr lange nicht entfernt hätten, hieß es in einer Aussendung des Vereins gegen Tierfabriken. Der VGT erstattete Anzeige gegen den Schweinemastbetrieb.

"Das ist ein schrecklicher Fall, der zeigt, dass das System nicht stimmt", kommentierte Rauch die Enthüllung von VGT. Daher arbeite man nun auch an einer Systemumstellung, damit "so etwas nicht mehr vorkommen kann".

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