Tierschutz: Neue Regeln für männliche Küken im Hühnerstall
Theoretisch könnte man schon vor dem Schlüpfen des Kükens wissen, ob ein Hahn oder eine Henne ausgebrütet wird. Praxistauglich ist die Früherkennung im Ei aber nicht – zu teuer, zu unwirtschaftlich.
Letztlich werden die Eier in den Brütereien rund um den Erdball ausgebrütet und die männlichen Tiere einfach entsorgt. Von Natur aus sind sie für Legehennenbetriebe unbrauchbar und für die Fleischindustrie uninteressant, weil die männlichen Tiere mehr fressen und weniger schnell Fleisch ansetzen. Sprich, in der Aufzucht mehr kosten und damit schwerer verkäuflich sind. Sie landen damit oft in der Tierkörperverwertung. Zu Größenordnung: Es geht um rund 1,6 Millionen Küken im Jahr, die in Österreichs Brütereien quasi für den Müll ausgebrütet werden. Damit soll jetzt Schluss sein.
Ab 1. Jänner 2022 dürfen in Österreich keine zuvor lebensfähigen Küken in der Tierkörperverwertung entsorgt werden. Möglich macht das ein Schulterschluss zwischen der Geflügelwirtschaft und heimischen Zoos sowie Greifvogelstationen, die Abnehmer der Tiere sind. „Futterküken stellen eine unverzichtbare Nahrungsquelle für unsere Zootiere, darunter zahlreiche gefährdete Arten, dar“, sagt Andreas Artmann, Präsident der Österreichischen Zoo Organisation.
Ungefähr 16 Millionen Küken werden jedes Jahr von Zoos, Tierparks und Greifvögelstationen verfüttert, bisher kam etwa die Hälfte davon aus dem Ausland. Tiefgefroren aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Italien und Osteuropa. Das lag auch daran, dass in Österreich die nötige Logistik und Kühlung – die Tiere werden schockgefrostet – erst jetzt aufgebaut wird.
Österreich ist übrigens das erste Land, das im Rahmen einer Branchenvereinbarung in der gesamten Bio-Eierproduktion (und in einigen Premium-Programmen der Freilandhaltung) die Aufzucht von männlichen Küken umgesetzt hat. Das ist rund fünf Jahre her und soll jetzt ausgebaut werden, so die Branchenvereinbarung.
Fünf Brütereien im Land
In Österreich gibt es laut den Aufzeichnungen des Vereins „Land schafft Leben“ aktuell rund 600 Hühnermastbetriebe, 80 Elterntierbetriebe sowie fünf Brütereien für die Mastbetreibe. Demnach werden in den Betrieben jährlich rund 80 Millionen Mastküken ausgebrütet, Tendenz steigend. Seit den 1960er-Jahren wurden vor allem Rassen gezüchtet, die entweder auf eine hohe Legeleistung und eine schnelle Fleischproduktion abzielen. Alte Rassen konnten da nicht mehr mithalten.
Parallel dazu gibt es in Österreich drei Brütereien, die an die Legehennenhalter (mehr als 1.200 landesweit) liefern. "In den Brütereien werden rud 18 Millionen Küken für die Legeproduktion ausgebrütet, rund neun Millionen davon sind männlich", heißt es seitens des Vereins "Land schafft Leben".
Wo männliche Küken 2019 gelandet sind
70,1 Prozent (das sind knapp 6,6 Millionen Küken) landeten in Zoos, Tierparks und Greifvögelstationen
2,8 Prozent in Tierschutzhäusern und der Storchenaufzucht
10,9 Prozent in der Junghahnaufzucht
16,2 Prozent (oder rund 1,5 Millionen Küken) in der Tierkörperverwertung
Futterküken
Der Bedarf liegt in Österreich bei rund 16 Millionen Stück, die Hälfte davon kommt aus dem Ausland. Konkret aus Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Italien und Osteuropa
Österreichs Landwirtschaft ist nach wie vor kleinstrukturiert. Während in den Ländern mit der weltweit größten Hühnerfleischproduktion Betriebe mit 100.000 Tieren keine Seltenheit sind, gehören in Österreich Bauern mit 40.000 Hühnern zu den größeren. Der größte heimische Mastbetrieb hält um die 200.000 Tiere.
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