Teure Energiewende? Wirbel um Strompreise

Teure Energiewende? Wirbel um Strompreise
Die Energiewende werde den Strompreis um ein Viertel erhöhen, meint E-Control-Chef Walter Boltz. "Panikmache", sagt dazu die Öko-Branche.

Der oberste heimische Energieregulator gefällt sich mitunter in seiner Rolle des Advocatus Diaboli. Walter Boltz liebt es zu provozieren – und schafft dies auch immer wieder. Anfang der Woche wirbelte seine Behauptung, die Energiewende werde die Strompreise mittelfristig um etwa 25 Prozent verteuern, medial einigen Staub auf. Begründet hat Boltz seine These mit steigenden Kosten durch Netzausbau, Ökostromförderung und den Zusatzbedarf an teuren Reservekraftwerken (Gas), die künftig dann angefahren werden müssen, wenn einmal kein Wind weht oder keine Sonne scheint

"Panikmache"

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Den glühenden Verfechtern der Energiewende stößt so eine Aussage freilich sauer auf. Rudi Anschober ist so einer. Der Grüne Landesrat aus Oberösterreich attestiert Boltz schlichtweg "Panikmache". Sämtliche Kosten, wie beispielsweise Ausbau und Sanierung der Netze – was zu einem Gutteil ohnedies in den kommenden Jahren notwendig sei –, der Energiewende umzuhängen, sei "unseriös".

Zudem hätte der E-Control-Chef wohl geflissentlich vergessen zu erwähnen, dass auch die Beibehaltung des Status Quo teuer sein würde. Josef Plank, Präsident des Verband Erneuerbarer Energie Österreich, schlägt in dieselbe Kerbe: "Natürlich wird uns die Energiewende etwas kosten." Doch die Importrechnung fossiler Energie habe sich allein in den vergangenen drei Jahren von neun auf stolze 15 Milliarden Euro im Jahr geschraubt. "Diese Diskussion ist eine Diskussion der Rückwärtsgewandten."

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Preisdämpfer

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Außerdem, wirft Landesrat Anschober ein, dürfe man die preisdämpfenden Effekte der Erneuerbaren nicht negieren. Eine von ihm in Auftrag gegebene Studie beim Technikum Wien und dem Institut für ZukunftsEnergieSysteme in Saarbrücken beweise, dass der Nimbus, der Fotovoltaik anhefte, nicht zutreffe. Solarstrom sei nämlich nicht teuer, im Gegenteil. Durch den Fotovoltaik-Ausbauboom in Deutschland seien die Preise an den Strombörsen gesunken. "Da die maximale Einspeisung von Fotovoltaik-Anlagen immer zu den Tagesstunden anfällt, in denen (zur Mittagsstunde) die Nachfrage nach Strom ein sehr hohes Niveau erreicht, wird ein Teil der teuren Spitzenlastkraftwerkskapazität verdrängt", heißt es in der Studie.

Ob die Preissenkungen an den Börsen dann auch beim Konsumenten ankommen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Die Bereitschaft der Energiekonzerne, dies weiterzugeben, ist enden wollend. Faktum ist, dass vor allem Fotovoltaik weit über den Marktpreis gefördert wird – und das zahlen die Konsumenten. Die Ökostromförderung beträgt derzeit rund 36 Euro pro Haushalt und Jahr. "Das stimmt", meint Anschober, "es darf keine Endlosförderung geben". Die Erneuerbaren müssten schrittweise an die Marktreife geführt werden.

Effizienz

Angela Köppl, Energieexpertin beim Wifo, will bei der Diskussion für keine Seite Stellung beziehen. Doch es sei wohl nicht davon auszugehen, meint Köppl, dass Energiepreise generell wieder günstiger werden.

Deshalb müssten Strategien entwickelt werden, was zu tun sei, damit die Energiekosten nicht zu überbordenden Belastungen für Privathaushalte und auch für die Industrie werden. Essenziell sei, die Energieeffizienz voranzutreiben. Da gebe es bereits jetzt eine Reihe von Technologien, die sofort anwendbar wären.

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