Teure Aussichten für den Urlaub
Eines vorweg: Nach zwei Jahren Pandemie wollen viele "einfach mal weg". Offensichtlich egal, zu welchem Preis. Susanne Kraus-Winkler, Hotelierssprecherin in der Wirtschaftskammer Österreich, weiß von Top-Hotels in Tirol, die diesen Winter die Zimmerpreise um bis zu 30 Prozent nach oben geschraubt haben. Abgeschreckt habe das die Gäste keineswegs.
Ungebrochene Reiselust
Die Reiselust sei ungebrochen, zudem sei Verständnis für die Weitergabe gestiegener Kosten da. Da neben den Energie- und Lebensmittelpreisen auch die Personalkosten steigen, "müssen die Hotels die Preise heuer um zumindest zehn bis 15 Prozent anheben, um kostendeckend zu arbeiten", rechnet Kraus-Winkler vor.
Busreisen
Die steigenden Kosten treiben auch dem steirischen Reiseveranstalter Hermann Retter die Schweißperlen auf die Stirn. Sein Unternehmen ist auf Busreisen spezialisiert und kutschiert jährlich rund 15.000 Urlauber durch ganz Europa. In Zeiten steigender Spritpreise ein immer teureres Unterfangen. "Wenn die Treibstoffpreise so davon galoppieren, müssen wir beim Preis was tun", sagt Retter.
Nicht auszuschließen, dass es diesen Sommer Dieselpreiszuschläge geben werde, meint der Unternehmer. Er hoffe auf Unterstützung der Politik in Form von einer Refundierung der Mineralölsteuer für umweltfreundliche Verkehrsmittel – wie Busse. Damit hätte er auch gleich Rückenwind für eine seiner schwierigsten Übungen – die Akquirierung von Neukunden.
Ende des Billigflugs?
"Die erste Fahrt mit dem Bus ist die größte Hürde, danach werden viele zu Stammkunden", sagt der Busunternehmer. Würden Busreisen steuerlich begünstigt, würden die Einstiegshürden sinken, so sein Kalkül: "Gut wäre das auch für die Umwelt. Ein Bus kommt auf einen durchschnittlichen Treibstoffverbrauch von 0,5 Liter pro 100 Personenkilometer, im Pkw sind es vier bis sechs Liter."
Auch wenn viele in Umfragen angeben, künftig auf Reisen einen kleineren ökologischen Fußabdruck hinterlassen zu wollen, scheinen die guten Vorsätze beim erstbesten Billigflugangebot über Bord geworfen zu werden. Ryanair nimmt diesen Sommer ab Wien 15 neue Destinationen ins Programm, während sich Konkurrenten wie Level und Easyjet von Schwechat verabschiedet haben und Wizz Air ihr Angebot zusammenstreicht.
Die Konkurrenz nimmt also ab, der Preiskampf auch. Die Ticketpreise werden aber auch wegen der hohen Treibstoffpreise um bis zu 25 Prozent steigen, schätzen Airlinemanager. Ryanair-Chef O’Leary konnte sich vorige Woche einen Seitenhieb in Richtung AUA nicht verkneifen – diese werde wohl noch bis Ende März einen Kerosinzuschlag einführen, stichelte der Chef des Billigfliegers. Die AUA wollte das nicht weiter kommentieren.
Höhere Kerosinzuschläge
Auch Rewe-Touristik-Chef Martin Fast erwartet, dass einige Fluglinien höhere Kerosinzuschläge verlangen werden: "Das betrifft dann aber nur Buchungen ab einem bestimmten Datum. Man sollte eher schnell buchen, billiger werden die Sommerurlaube heuer wohl nicht mehr."
Der "Krieg in Europa" schreckt Asiaten und Amerikaner ab
Der Krieg in der Ukraine leitet Reiseströme rund um den Globus um. Direkt und indirekt. So sind Russland und die Ukraine mit insgesamt knapp 200 Millionen Einwohnern wichtige Reisenationen, die traditionell in der Türkei oder Ägypten für ausgebuchte Hotels sorgten. In Österreich meldeten vereinzelte Orte einen hohen Anteil an russischen Gästen. Landesweit lag ihr Nächtigungsanteil vor der Krise unter zwei Prozent. Der Krieg legt aber auch Reiseströme aus Übersee lahm.
20 Prozent Stornos
Laut einer Umfrage unter Reisenden in den USA wollen 20 Prozent der befragten Europa-Touristen ihren Urlaub aufgrund des Kriegs in der Ukraine verschieben, 13 Prozent wollen ihn stornieren, zitiert Hoteliers-Sprecherin Susanne Kraus-Winkler aus einer entsprechenden Umfrage.
Markus Martinek, Chef von Sato-Tours, kann das nur bestätigen. Sein Unternehmen bringt normalerweise unter anderem viele Touristen aus Süd- und Nordamerika nach Europa. "In den vergangenen zwei Wochen haben wir aber 20 Prozent Stornos im Incoming", sagt er. Ähnlich düster das Bild in Asien. Japanische Airlines haben alle Europa-Verbindungen gestrichen, was die Verunsicherung in der Region schürt. Da der Luftraum über der Ukraine, Belarus und Russland von europäischen Fluggesellschaften umflogen werden muss, hat etwa die Finnair fast alle Flüge nach Asien eingestellt.
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