Billigflieger Ryanair baut Streckennetz ab Wien weiter aus

BRIRTAIN-AVIATION-TRAVEL-ECONOMY-PLANE
15 neue Destinationen im Winterflugplan, doch die Preise werden wohl um 15 bis 20 Prozent steigen

Die Pandemie, steigende Preise auf breiter Front und der Krieg in der Ukraine können der Urlaubslust der Europäer nichts anhaben, frohlocken zumindest jene, die Reisen verkaufen wollen. So auch Chef des irischen Billigfliegers Ryanair, Michael O’Leary. Er ist diese Woche nach Wien gekommen, um in gewohnter Manier heftig in Richtung Konkurrenz auszuteilen.

„Während andere Fluggesellschaften in Wien Strecken und Arbeitsplätze streichen oder ganz schließen, nimmt Ryanair 15 neue Verbindungen auf und stationiert diesen Sommer fünf neue Flugzeuge in Wien“, so O’Leary.  Unter den neuen Destinationen sind unter anderem Genua, Rimini, Manchester, Sibiu oder Venedig. Damit umfasst die Flotte 19 Flugzeuge, die ab Wien 91 Destinationen anfliegen.

Ryanair nimmt im Sommer 2022 folgende Strecken ab Wien neu ins Netz auf:

  • Amman
  • Banja Luka
  • Bremen
  • Genua
  • Kosice
  • Lamezia
  • Lappeenranta
  • Manchester
  • Perugia
  • Pula
  • Rimini
  • Stockholm
  • Saragossa
  • Sibiu

Allerdings nicht mehr zu den Kampfpreisen von 9,99 Euro, sondern ab 19,99 Euro. Wie viele Tickets tatsächlich um diesen Betrag verschleudert werden, kann man sich nur vage ausrechnen. Laut O’Leary betragen die durchschnittlichen Ticketpreise seiner Airline 37 Euro, wobei hier die kostenpflichtige Aufgabe von Gepäck noch nicht inkludiert ist. Diese Kosten sind aus seiner Sicht auch überbewertet: „80 Prozent unserer Kunden geben kein Gepäck auf“, so O’Leary.

Treibstoffkosten

Aus Sicht des Airlinemanagers ist davon auszugehen, dass die Ticketpreise diesen Sommer um 15 bis 20 Prozent steigen werden. "Buchen Sie also schnell, bevor die Preise steigen", wirbt er in eigener Sache. Grund für die Preisanstiege ist neben der wieder anziehenden Reiselust und dem noch runtergefahrenem Angebot die Treibstoffsituation. Ryanair ist laut O'Leary im Gegensatz zu anderen Fluglinien bis März 2023 gut abgesichert: "Wir haben 80 Prozent des Treibstoffs bei 65 Dollar pro Barrel abgesichert", betont auch Andreas Gruber, Ryanair-Geschäftsführer in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Zur Orientierung: Aktuell liegt der Preis laut Gruber bei rund 125 Dollar pro Barrel. O'Leary kann sich einen Seitenhieb auf die Konkurrenz nicht verkneifen: "Bei uns wird es keine Treibstoffzuschläge geben, von den anderen erwarten wir das noch vor Ende März."

Die AUA hält sich in diesem Punkt bedeckt. Die Lage sei sehr volantil, man könne dazu zum aktuellen Zeitpunkt nichts sagen. Genausowenig wie über das Hedging der Treibstoffkosten, der Einkauf würde nämlich über den Lufthansa-Konzern gesteuert werden.

Postenwendend zu den Ankündigungen des Ryanair-Chefs betonte die AUA am Mittwochvormittag, dass auch sie den Sommerflugplan um rund 20 Prozent ausgebaut hat. Allein Griechenland fliegt die AUA bis zu 78 Mal pro Woche an insgesamt 19 Flughäfen an. Für Spanienurlauber werden bis zu 41 wöchentliche Verbindungen geboten und Italien ist im Sommer 2022 mit 11 Destinationen und 115 wöchentlichen Flügen im Programm.

Die große Aufbruchstimmung am Flughafen Wien ist jedenfalls vorerst vorbei. Mitbewerber die große Ambitionen hatten und mit Angeboten den Preiskampf angeheizt haben, ziehen sich aus den Markt zurück (wie Level und easyjet) oder streichen den Flugplan zusammen (wie die ungarische Wizz Air). Letztere streicht 14 Destinationen aus ihrem Streckennetrz, viele davon Konkurrenzrouten zu Ryanair.

Aus Sicht von O'Leary eine Möglichkeit für seine Fluglinie, in Wien an Marktmacht zu gewinnen. Er wäre er enttäuscht, wenn nicht in zwei bis drei Jahren 30 Flugzeuge in Wien stationiert wären, was mit 9 bis 10 Millionen Passagieren verbunden wäre, so O'Leary. In drei bis vier Jahren rechnet er damit, in Wien auf Augenhöhe mit der AUA zu sein, steckt sich O'Leary gewohnt hohe Ziele. Geld hat er in Wien übrigens bis jetzt keines verdient. Wien sei "einer der teuersten Airports", der Konkurrenzkampf mit Wizz Air, easysjet oder Level habe obendrein Geld verbrannt. Zumindest letzteres sei jetzt vorbei, so der O'Leary: "Wir erwarten für 2023 einen Profit."

 

Kommentare