Teuerung steigt neuerlich, Kontroverse um Lebensmittelpreise
Vor allem Dienstleistungen haben dazu beigetragen, dass die Inflationsrate im Dezember neuerlich gestiegen ist. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verteuerte sich das Leben in Österreich laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria um zwei Prozent. Gegenüber dem Vormonat legten die Verbraucherpreise um 0,6 Prozent und damit das dritte Monat in Folge zu.
Die Preise für Dienstleistungen, unter die neben Hotellerie und Gastronomie etwa auch Mieten und Versicherungen fallen, stiegen im Schnitt um 4,6 Prozent. Die Preise für Nahrungsmittel, Tabak und Alkohol legten um 1,7 Prozent zu. Um 7 Prozent zurückgegangen sind hingegen die Preise für Energie.
AK schlägt Preisalarm
Laut dem Preismonitor der Arbeiterkammer (AK) haben sich allerdings die Preise für die billigsten Nahrungsmittel in Österreich stark erhöht. Die AK, die in sieben Wiener Supermärkten und Diskontern die Preise von 40 Lebens- und Reinigungsmittel des wöchentlichen Bedarfs erhob, stellte teils kräftige Preisanstiege fest:
- Orangensaft verteuerte sich laut der Untersuchung im Dezember im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 66,1 Prozent,
- Kaffee um 43 Prozent und
- Butter um 38,7 Prozent.
Mehr als die Hälfte der untersuchten Produkte wurde aber billiger.
- Besonders stark Kartoffeln (minus 29,6 Prozent),
- Zucker (minus 22,5 Prozent) und
- Duschgel (minus 26,4 Prozent).
Im Schnitt betrugen die Preissteigerungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 6 Prozent.
Seit dem Beginn der Teuerungswelle im September 2021 haben sie laut den Konsumentenschützern um durchschnittlich 53 Prozent zugelegt. Billigere Lebensmittel seien teurer denn je. Das treffe vor allem Menschen mit geringem Einkommen, kritisierte die AK in einer Aussendung.
Handelsverband: Stimmungsmache
Der Handelsverband wies die Ergebnisse der Untersuchung zurück und warf der AK Stimmungsmache gegen heimische Nahversorger vor. In der Untersuchung seien lediglich 40 von Hunderttausenden Produkten ausschließlich in Wiener Geschäften berücksichtigt worden, monierten die Branchenvertreter.
Das Preisniveau bei Nahrungsmitteln sei in Österreich weniger stark angestiegen als in anderen EU-Ländern. Der Lebensmittelhandel habe zuletzt die Inflation gedämpft, die aktuelle Teuerung liege unter der allgemeinen Inflationsrate. Die AK lasse außerdem Kostentreiber außer Acht, so der Handelsverband unter Verweis auf die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Energiekosten.
Energiekosten steigen
Und die steigen seit Jahresbeginn wieder deutlich. Denn Entlastungen und Zuschüsse fallen weg. So muss nicht nur die Erneuerbaren-Förderpauschale und der Erneuerbaren-Förderbeitrag wieder entrichtet werden. Auch die reduzierte Abgaben für Elektrizität und Gas werden wieder schlagend. Daneben fällt die Strompreisbremse weg. Dazu kommen in vielen Bundesländern deutlich gestiegene Netzgebühren. All das wird die Inflation Anfang des Jahres wieder steigen lassen. Wirtschaftsforscher rechnen für 2025 in Österreich über das Gesamtjahr mit einer Inflation von 2,5 Prozent (WIFO) bzw. 2,7 Prozent (IHS).
Anstieg auch in Eurozone
Einen Anstieg der Inflation gab es im Dezember auch in der Eurozone. Laut Schätzungen des Statistikamts Eurostat stieg die Teuerung um 2,4 Prozent. Während sie mit 2,6 Prozent in Deutschland deutlich stärker als in Österreich zulegte, betrug sie in Frankreich gerade einmal 1,8 Prozent, in Italien fiel sie sogar auf 1,4 Prozent.
Insgesamt liegt sie jedoch deutlich über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank von 2 Prozent. Die Kerninflation ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel blieb bei 2,7 Prozent.
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