Telekom Austria: Adiós, Alejandro

Die Kritik an den Management-Methoden von Alejandro Plater wird immer heftiger
Der Job von Konzernchef Alejandro Plater wackelt. Mehrheitsaktionär America Movil will den Syndikatsvertrag mit der Republik einhalten und Anteile an der Telekom abgeben.

Einen Beliebtheitspreis gewinnt Alejandro Plater, Konzernchef der Telekom Austria, ganz sicher nicht. Muss er als Chief Executive Officer auch nicht. Doch das Unbehagen über den gebürtigen Argentinier wird nicht nur im Unternehmen, sondern auch in Investorenkreisen immer stärker. Dass Plater bis heute nicht Deutsch spricht, ist noch das geringste Problem.

Noch halten sich die Kritiker an den Managementqualitäten und am Auftreten Platers bedeckt, doch im Hintergrund wird bereits über einen vorzeitigen Abgang als CEO spekuliert. Zwar hat die Telekom mit A1-Chefin Margarete Schramböck eine erstklassige neue Managerin, aber halt nur für die Österreich-Tochter. Plater hatte Schramböck erst bestellt, als Finanzminister Hans Jörg Schelling die Geduld riss und er Druck machte, den lange vakanten Job endlich nachzubesetzen.

Eigentlich hat die Republik Österreich das Recht, den Konzernchef zu bestimmen. So steht es im Syndikatsvertrag zwischen dem Mehrheitseigentümer America Movil und der Staatsholding ÖBIB.

Der Konzern des Milliardärs Carlos Slim hatte Plater als COO (Chief Operating Officer) in die Telekom gehievt. Schnell war klar, dass nicht mehr Hannes Ametsreiter der starke Mann im Vorstand war, sondern Plater. Als sich Ametsreiter im Sommer 2015 verabschiedete, stimmte die Staatsholding zu, Plater neben seiner Funktion als COO zur Nummer eins aufzuwerten.

Kein guter Deal

Dafür durfte Österreich über den Finanzvorstand entscheiden. War kein guter Deal. An Finanzvorstand Siegfried Mayrhofer gibt es ebenfalls Kritik, sein schwaches Auftreten bei der Hauptversammlung sorgte für einige Verwunderung. Auf der Aktionärsversammlung wurde übrigens wieder der peinliche Ausritt Platers bei der letzten Weihnachtsfeier thematisiert. Statt einer weihnachtlichen Rede gab der Chef vor dem versammelten Management einen unappetitlich schlüpfrigen Witz zum Besten, der KURIER berichtete.

Der Vertrag als Vorstand läuft bis März 2018 mit einer Verlängerungsoption für weitere zwei Jahre. Wird spannend, ob und wann Schelling die Österreich-Karte zieht.

Apropos Syndikatsvertrag. Bis Ende Oktober muss America Movil den Anteil an der Telekom (derzeit offiziell 59,7 Prozent) reduzieren. Der Streubesitz, der nur noch bei bescheidenen 11,88 Prozent liegt, muss laut Vertrag auf 20 Prozent erhöht werden. Die Staatsholding ÖBIB hält 28,4 Prozent.

In den vergangenen Monaten wurde spekuliert, dass die Mexikaner im Gegenteil ihren Anteil weiter aufstocken und die Telekom von der Wiener Börse nehmen könnten. Der Investor Ronny Pecik plädierte zuletzt in einem profil-Interview für ein Delisting. Der Abgang von der Börse würde der Telekom guttun. Das ist Ansichtssache. Pecik hatte America Movil (AMX) in die Telekom gebracht und sitzt auf einem Aufsichtsrat-Ticket der Mexikaner. Da der Telekom-Kurs nach dem Einstieg hinuntergeprügelt wurde (von wem?) und auf niedrigem Niveau dahindümpelt, könnte AMX den Streubesitz jetzt billig auskaufen.

AMX soll nun aber doch bereit sein, den Syndikatsvertrag zu erfüllen. Das Gesprächsklima zwischen dem für die Staatsholding zuständigen Schelling und den Mexikanern sei gut, die Zusammenarbeit auf Eigentümer-Ebene funktioniere ausgezeichnet, hört man aus dem Finanzministerium. Schellings Gesprächspartner ist freilich nicht Plater. Der Minister kommuniziert mit Konzern-Finanzchef Carlos Garcio Moreno und dem Slim-Schwiegersohn Daniel Haj, CEO von America Movil.

Teuer eingekauft

AMX würde die Erfüllung des Vertrages auf Basis des aktuellen Kurses rund 120 Millionen Euro kosten. Man hatte sich teuer in die Telekom eingekauft, weit über dem derzeitigen Kursniveau. Der Deal würde nicht über die Börse abgewickelt, sondern direkt mit Investoren unter Einschaltung einer Investmentbank.

Für die Mexikaner, die selbst börsenotiert sind, wäre ein Delisting der Telekom vorteilhafter, weil bewertungstechnisch flexibler. Die Telekom müsste auf das Group-Reporting der AMX umstellen und würde nicht mehr so transparent bilanzieren, etwa bei Währungsschwankungen. Bleibt die Telekom an der Börse, gelten strengere Regeln, was wiederum im Sinne der Republik Österreich ist.

Die große Frage ist, wie es mittelfristig mit dem Unternehmen weitergeht. Da wurden schon alle möglichen (und unmöglichen) Varianten durchgespielt. Soll der Österreich-Teil abgetrennt werden, die Infrastruktur ausgegliedert und in eine große Österreich-Holding eingebracht werden, das Festnetz samt den 4500 Beamten dem Staat umgehängt werden? America Movil will in Osteuropa investieren, soll die finanzklamme Republik als Miteigentümer dafür Kapital investieren?Faktum ist, das Österreich-Geschäft läuft wesentlich lukrativer als der Auslandsteil. Im Vorjahr machte die Telekom mehr als 60 Prozent ihres Umsatzes im Inland, das 73 Prozent (418 Millionen Euro) des operativen Gewinns (Ebit) beisteuerte. Seit 2010 fuhr die Telekom 1,777 Milliarden Euro Ebit ein, davon wurden 1,428 Milliarden (80 Prozent) im Inland erwirtschaftet. Nach wie vor ein Problem ist jedoch die hohe Nettoverschuldung von 2,676 Milliarden Euro.

Der neue Bundeskanzler Christian Kern hat sich zu den Staatsbeteiligungen noch nicht konkret geäußert. Seine bisherigen Aussagen lassen die Interpretation zu, dass er die Rolle des Staates als Eigentümer stärken will – wenn es Sinn macht. Daher ist nicht anzunehmen, dass Kern die Telekom den Mexikanern überlassen würde.

Kommentare